Ohne Trainer Kwasniok Der SC Paderborn erlebt ein Saisonfinale unter besonderen Umständen

Paderborn. "Wir behalten unseren normalen Geschäftsbetrieb bei", hatte der SC Paderborn am Donnerstag in einer Stellungnahme erklärt. Allerdings wird dieser "Geschäftsbetrieb" beim Saisonfinale ohne Lukas Kwasniok fortgesetzt. So teilte der SCP am Freitagvormittag mit, dass der Cheftrainer, der am Montag auf Mallorca verhaftet und am Mittwoch wieder auf freien Fuß gesetzt worden war, vorzeitig in die Sommerpause geht. Stattdessen wird Co-Trainer Frank Kaspari die Paderborner Mannschaft im Heimspiel gegen den abstiegsgefährdeten 1. FC Nürnberg (Pfingstsonntag, 15.30 Uhr, Home-Deluxe-Arena) coachen. Dies sei Kwasnioks ausdrücklicher Wunsch gewesen. "Er möchte die Zeit nutzen, um die Ereignisse gemeinsam mit der Familie zu verarbeiten", heißt es in der SCP-Mitteilung, in der der Verein zudem den Wunsch bekräftigt, "die Zusammenarbeit in der vertraglich vereinbarten Form fortzusetzen." Allerdings wohl vorbehaltlich des Ergebnisses des Ermittlungsverfahrens, das die spanische Justiz eingeleitet hat. Schließlich steht gegen Kwasniok der schwere Vorwurf im Raum, im Urlaubsort Cala Ratjada gegenüber einer 25-jährigen Frau sexuell übergriffig geworden zu sein. "Selbstverständlich haben alle Beteiligten den Wunsch, dass sich die Ereignisse schnellstmöglich aufklären. Für uns gilt auch nach dem Austausch mit Lukas Kwasniok weiterhin die Unschuldsvermutung", wird SCP-Präsident Thomas Sagel in der besagten Stellungnahme zitiert. "Die Interessen des Vereins stehen für mich an erster Stelle. Zudem brauche ich jetzt Zeit und Raum, um die Ereignisse zu verarbeiten und im Familienkreis zu besprechen", erklärt Lukas Kwasniok. Kwasniok spricht zur Mannschaft Ansonsten herrschte auch am Freitag das große Schweigen. Assistenzcoach Frank Kaspari war bei der Pressekonferenz zum Nürnberg-Spiel, bei der er Lukas Kwasniok vertrat, nicht zu beneiden. Auch er musste genau aufpassen, was er sagt. Denn fast alle Fragen, die sich auch nur halbwegs mit den Vorfällen auf Mallorca und dessen Auswirkungen auf die Mannschaft beschäftigten, wurden konsequent abgebügelt. SCP-Pressesprecher Matthias Hack hatte schon in seinem Eingangsstatement die Richtung vorgegeben: "Wir konzentrieren uns bei der PK ausschließlich auf das Spiel. Alle anderen Dinge spielen hier heute keine Rolle." Immerhin durfte Kaspari verraten, dass Kwasniok am Freitagvormittag vor dem Training eine Ansprache an die Mannschaft gehalten hatte. "Für die Jungs war es natürlich keine alltägliche Situation", sagte der Co-Trainer mit Blick auf die vergangenen Tage, "aber nachdem Lukas heute zu den Jungs gesprochen hat, hat sich einiges gelockert." Was Kwasniok hierbei gesagt hatte, durfte Kaspari dagegen nicht kundtun. Auch die Fragen, wie er persönlich die letzten Tage erlebt habe und ob Lukas Kwasniok mit dem gesamten Trainerteam auf Mallorca gewesen war, blieben unbeantwortet. "Was Angestellte des Vereins in ihrer Freizeit machen, obliegt ihnen", intervenierte Pressesprecher Hack. Personallage spricht für Paderborn Kaspari ist guter Dinge, dass die Mannschaft die Geschehnisse gut weggesteckt hat. "Wir hatten eine gute Trainingswoche, die Vorfreude ist groß. Ein Saisonfinale ist immer etwas Besonderes, zudem feiert Uwe Hünemeier seinen Abschied. Und die Mannschaft ist charakterfest, die geht mit äußeren Einflüssen immer sehr gut um", sagt der Assistenzcoach. Und während Nürnberg fast mit dem letzten Aufgebot an die Pader reist, ist die Personallage beim SCP rosig. Abgesehen von Felix Platte, Sebastian Klaas (beide verletzt) und Bashir Humphreys (U20-WM) sind alle Mann an Bord. So ist der zuletzt angeschlagene Robert Leipertz am Mittwoch wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. Die Startelf, die zuletzt ein 2:2 in Bielefeld ergatterte, wird sich wohl höchstens auf einer Position verändern. So könnte Uwe Hünemeier in seinem Abschiedsspiel in die Anfangsformation rücken. Möglicherweise kommt er aber auch als Joker zum Einsatz. Dies sei laut Kaspari ebenso noch nicht entschieden wie die Frage, ob der langjährige Stammkeeper Leo Zingerle, der dem SCP goodbye sagt, zumindest in den 20er-Kader rückt. Zudem sei noch nicht besprochen worden, ob und wie es am Sonntag während des Spiels Kontakt zum Cheftrainer geben wird. Und so könnten sie spielen: SC Paderborn: Huth - Heuer, Rohr, Hoffmeier - Justvan, Schallenberg, Klefisch, Obermair - Muslija, Pieringer, Conteh. 1. FC Nürnberg: Bei den Nürnbergern steht der Einsatz von sechs bis sieben Spielern, die eigentlich in der Startelf erwartet werden, auf der Kippe, weil diese erkrankt sind oder über Blessuren klagen. Daher verzichten wir an dieser Stelle auf eine potenzielle Anfangsformation.

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