Wie es Maxi Rohr vom SC Paderborn aus der Kreisliga in die 2. Liga schaffte

Roldán. Sein erstes Trainingslager im Herrenbereich hatte Maximilian Rohr als 19-Jähriger mit dem Landesligisten VfB Eppingen bestritten. "Da ging es eher ums Teambuilding an der Bar", erinnert sich der aus Heilbronn stammende Fußballer. Dass er gut acht Jahre später als Zweitligaspieler des SC Paderborn ein Trainingslager in Spanien bestreitet, hätte er damals nie für möglich gehalten. Vom Profifußball war Rohr meilenweit entfernt. So hatte er in Eppingen mitunter sogar für die zweite Mannschaft in der Kreisliga gekickt. "Da haben wir das erste Bier schon vor dem Spiel getrunken", berichtet Rohr, der wohl einen der außergewöhnlichsten Wege im deutschen Profifußball vorweisen kann. Das hängt auch mit einem skurrilen Wachstumsschub zusammen. Mit 17 Jahren war Rohr nämlich nur rund 1,70 Meter groß. Als 18-Jähriger sollte er dann binnen weniger Monate um gut 20 Zentimeter wachsen. "Das ging von einem Tag auf den anderen los", erinnert sich der SCP-Akteur. Folge: Aus einem kleinen Dribbelkünstler wurde ein 1,95-Meter-Hüne, der in den folgenden Jahren immer weiter nach hinten rücken sollte. Verpflichtung trotz Platzverweis "Die Technik verlernt man nicht, aber die schnellen Drehungen gehen nicht mehr so gut. Doch mit der Größe kam das Defensivverhalten", sagt Rohr, der auch nach dem Wachstumsschub erst einmal im baden-württembergischen Amateurfußball beheimatet blieb. Immerhin kickte er ab 2016 für den Oberligisten SSV Reutlingen. "Ich hatte mich per E-Mail für ein Probetraining beworben. Die Mail hatte ich aus dem Auto heraus geschrieben. Sie steckte voller Rechtschreibfehler. Und das Probetraining war die schlechteste Einheit, die ich je absolviert habe. Aber irgendetwas haben sie in mir gesehen", so Rohr. Auch ein gewisser Lukas Kwasniok sollte dann am 24. Mai 2019 etwas Spezielles in ihm sehen. Der heutige SCP-Cheftrainer war damals Coach beim Drittligisten Carl-Zeiss Jena und besuchte in seiner badischen Heimat die Oberligapartie zwischen dem FC Germania Friedrichstal und dem SGV Freiberg. Rohr spielte damals für die Gäste und sah kurz vor dem Abpfiff die Rote Karte, weil er dem Schiedsrichter die Meinung geigte. Mit Bier und Schmutzwäsche zum Trainer Kwasniok lotste ihn dennoch nach Jena. Die Zusammenarbeit währte nur kurz. Rohr feierte wegen seiner Rotsperre erst am vierten Spieltag sein Profi-Debüt und flog prompt erneut vom Platz. Sein Chefcoach musste nach zehn Spielen seinen Hut nehmen. Doch auch in der Kürze der Zeit hatte sich ein enges Vertrauensverhältnis gebildet. Dies zeigt auch die Anekdote, dass Rohr nach der Entlassung gemeinsam mit zwei Teamkollegen von Jena aus Richtung Karlsruhe düste, um den just geschassten Trainer zuhause zu besuchen. Mit im Gepäck hatte er eine Kiste Bier und schmutzige Wäsche. Und während Kwasnioks Ehefrau die besagte Wäsche wusch, zog das Carl-Zeiss-Trio gemeinsam mit dem Ex-Coach um die Häuser. Nachdem die Bierkiste leer war, versteht sich. >>>>Live-Ticker aus Spanien: Exklusiv vom SCP-Trainingslager Rohr-Anekdoten wie diese gibt es einige. Als Jugendlicher vertilgte er beispielsweise tagtäglich 30 Senfpäckchen, die er in der Schulkantine abstaubte. "Daran war wohl mein Vater schuld. Der hat selbst seine Pommes mit Senf gegessen", schmunzelt Rohr, der diese Marotte aber mit 16, 17 Jahren einstellte. Mehr Spielpraxis in Paderborn Das Jahr in Jena sollte für ihn derweil zum Sprungbrett in die 2. Liga werden. Allerdings wurde Rohr dabei zunächst unsanft ausgebremst. Denn als er im Sommer 2020 zum Hamburger SV II wechselte, hätte er wohl schon zeitnah in die erste Mannschaft rücken können. Doch dann erlitt Rohr diverse Muskelfaserrisse im Oberschenkel, so dass er sieben Monate ausfiel. Im Alter von 26 Jahren feierte Rohr dann aber unter HSV-Trainer Tim Walter sein Zweitligadebüt, ehe er sich erneut eine Muskelverletzung zuzog. Zu Beginn dieser Saison kam der Spätberufene regelmäßig zum Einsatz. Dennoch ließ sich Rohr auf eigenen Wunsch an den SC Paderborn ausleihen. "Ich wollte mehr Spielpraxis. Und da habe ich hier die größeren Chancen gesehen", begründet der 27-Jährige. Der Plan ging bislang auf. Rohr, für den die Paderborner eine Kaufoption haben, stand in neun von elf Zweitligaspielen in der SCP-Startelf. "Maxi hat extrem gut begonnen. Aber dann hat auch er abgebaut", urteilt sein Trainer. "Mit den ersten Spielen war ich ganz zufrieden. Aber ich habe noch viel Potenzial und kann viel mehr", sagt Rohr. Derzeit eher ein Sechser Dieser hatte in der Hinrunde vornehmlich als Innenverteidiger in einer Dreierkette fungiert. Nun scheint Lukas Kwasniok aber wieder eher auf eine Abwehr-Viererkette zu setzen, in der Uwe Hünemeier und Jannis Heuer derzeit die Nase vorn haben. Und Rohr rückte in den Testspielen ins Mittelfeld. "In der Viererkette fühlt sich Maxi nicht so wohl, weil er im Vergleich zur Dreierkette mehr verschieben muss. Und manchmal hat er halt ein Aufmerksamkeitsdefizit, das sich auf der Sechs besser kaschieren lässt. Wenn er dort mal an einem Zweikampf vorbeirauscht, steht noch immer einer hinter ihm", erklärt Paderborns Trainer und fügt an: "Maxi ist halt manchmal ein Schluri. Aber momentan ist er sehr fokussiert und sehr präsent." "Ich bin nun einmal kein klassischer Verteidiger", sagt Rohr. Und er ist ganz sicher nicht der klassische Fußballprofi. Doch das muss ja kein Nachteil sein. Merkwürdige Vorliebe für Senf Im Video-Interview mit "nw.de" plaudert der aus Heilbronn stammende SCP-Kicker über seinen außergewöhnlichen Karriereweg, einen erstaunlichen Wachstumsschub, die besondere Beziehung zu Cheftrainer Lukas Kwasniok und seine merkwürdige Vorliebe für Senf.

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