Nach zwei Topspiel-Pleiten: Ist der SC Paderborn trotzdem ein Spitzenteam?

Paderborn. Der SC Paderborn spielt bislang eine herausragende Zweitligasaison. Daran kann auch die am Sonntag erlittene 2:3-Heimniederlage gegen den Hamburger SV nichts ändern, zumal der SCP auch in dieser Partie eine bärenstarke Leistung zeigte. Fakt aber ist, dass das Team von Trainer Lukas Kwasniok zum zweiten Mal ein Topspiel vor heimischer Kulisse verlor, denn vor einem Monat hatten sich die Paderborner bereits dem Spitzenreiter aus Darmstadt in der Home-Deluxe-Arena mit 1:2 geschlagen geben müssen. "Das war ja in der vergangenen Saison ähnlich", sagte Ron Schallenberg. Hierbei hatte Paderborns Kapitän die knappen Heimniederlagen im Hinterkopf, die seine Mannschaft gegen die Topteams aus Schalke, Bremen, Hamburg, Darmstadt und Heidenheim kassiert hatte. Und auch jetzt stellt sich wieder die Frage, ob Paderborn noch etwas fehlt, um selbst eine Spitzenmannschaft zu sein. Bescheidene Mittel, hoher Ertrag Der Cheftrainer lieferte eine Antwort. "Uns fehlt gar nichts. Wir spielen am Limit", betont Lukas Kwasniok und plädiert dafür, die Realitäten nicht aus den Augen zu verlieren: "Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir uns mit Topmannschaften wie Hamburg oder Darmstadt auf Augenhöhe messen können. Dies geht nur, weil unsere Jungs so große Fortschritte gemacht haben. Das macht mich stolz." In der Tat ist es ebenso erstaunlich wie bewundernswert, dass der SCP mit seinen bescheidenen finanziellen Mitteln wieder einmal einen hochwertigen Kader auf die Beine gestellt hat. Spieler wie Hoffmeier, Conteh und Obermair kamen aus der 3. oder 4. Liga und schlugen auf Anhieb voll ein. Zum Vergleich: Beim Gegner standen am Sonntag mit Benes, Dompé, Königsdörffer, Muheim und Vuskovic fünf Neuzugänge auf dem Platz, für die der HSV jeweils eine siebenstellige Ablösesumme auf den Tisch geblättert hatte. "Wir haben sehr, sehr gute Spieler, aber noch keine Topspieler wie Glatzel oder Dompé", sagte daher SCP-Coach Kwasniok nach dem 2:3 gegen Hamburg. Kein Grund für Understatement Andererseits gibt es gute Gründe, warum Paderborn schon jetzt reif für einen dauerhaften Platz in der Spitzengruppe wäre. Wer Akteure wie Platte, Srbeny oder van der Werff auf die Bank setzen kann, muss auch in der Breite einen exzellent besetzten Kader haben. Mit Leipertz, Pieringer (je 7 Treffer) und Platte (6) hat der SCP gleich drei Akteure, die in der Torjägerliste vorne mitmischen. Auch die Tordifferenz von plus 19 spricht Bände. Und selbst gegen den spielstarken HSV hatte Paderborn mehr Ballbesitz und eine bessere Passquote. "Wenn wir weiter unseren Stiefel runterspielen, wird es eine sehr gute Saison", sagt Robert Leipertz. Auf dessen Team warten bis zur langen Winterpause noch drei schwierige Aufgaben. Zunächst geht es am Samstag zu eminent heimstarken Heidenheimern. Dann steigt das Nachbarschaftsduell gegen Bielefeld. Und zum Hinrunden-Abschluss gastiert der SCP beim 1. FC Nürnberg, der derzeit zumindest in Sachen Defensivarbeit überzeugt. Kleine Kampfansage vom Sportchef "Anschließend ziehen wir ein Zwischenfazit. Wir werden dann auch schauen, was der Geldbeutel so hergibt", sagt Kwasniok mit Blick auf mögliche Wintertransfers. "Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir weiterhin Spieler abgeben könnten oder müssen, wenn ein Erstligist anklopft", ergänzt der SCP-Trainer und erinnert an das Beispiel Sven Michel, der Ende Januar zu Union Berlin gewechselt war. "Wir müssen als SCP schließlich nicht nur an eine Rückserie, sondern ans Gesamtkonstrukt denken. Es wird daher der Weg des Vereins bleiben, Hoffmeiers zu finden und Michels zu verkaufen", so Kwasniok. Unabhängig von möglichen Transfers wollen die Paderborner aber auch im Spieljahr 2023 voll angreifen. "Vielleicht können wir uns in der Rückrunde ja noch einmal steigern", erklärt Kwasniok. Sportchef Fabian Wohlgemuth sagte am Sonntag derweil einen Satz, der wie eine kleine Kampfansage an Hamburg, Darmstadt und Co. klingt: "Der Erfinder der Bundesliga hat gesagt, dass alle zwei Mal gegeneinander spielen müssen." Und in der vergangenen Saison gewann der SCP das Rückspiel beim HSV bekanntlich mit 2:1.

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