Auf Paderborns Altmeister ist noch immer Verlass

Paderborn. Für Uwe Hünemeier hätte es ein perfektes Startelf-Saisondebüt werden können. Der Innenverteidiger des SC Paderborn war am Samstag im Zweitligaspiel auf St. Pauli der Turm in der Abwehr und trug maßgeblich dazu bei, dass die Gäste sehr lange die Null hielten. Dann aber zog sich "Hüne" in der 78. Minute bei einer Paderborner 1:0-Führung eine tiefe Platzwunde am Kopf zu. Der Abwehrchef musste raus, der SCP kassierte noch zwei Gegentore und spielte am Ende 2:2. "So eine Kopfverletzung ist bei ihm ja schon ein Klassiker. Das ist Hüne, der wirft sich halt in alles rein", sagte SCP-Torhüter Jannik Huth nach der Partie am Millerntor. Exakt das hatte Hünemeier in der Tat getan. Der Routinier blockte beispielsweise brandgefährliche Schüsse von Daschner (19.) und Hartel (38.). Auch seine akrobatische Rettungsaktion bei einem Eggestein-Kopfball (16.) dokumentiert seinen unbändigen Einsatzwillen, wenngleich der Pauli-Stürmer dabei ohnehin im Abseits gestanden hatte. Genau für solche Situationen hatte SCP-Coach Lukas Kwasniok seinen Altmeister in die Anfangsformation beordert. "Ich habe ja schon ein paar Schlachten geschlagen. Und wenn ich etwas kann, dann ist es verteidigen, Schüsse blocken, Bälle antizipieren und meinen Mann stehen", sagt Hünemeier, der eindrucksvoll unter Beweis stellte, wie wertvoll er auch mit 36 Jahren noch immer sein kann. Schallenbergs Schädel ist offenbar härter Der gebürtige Rietberger schont weder den Gegner noch sich selbst. Und mitunter hat das für ihn unliebsame Folgen. So prallte er in der besagten 78. Minute bei einem Kopfballduell mit seinem Kapitän Ron Schallenberg zusammen. "Das kann auch nur in Aktionen zwischen Ron und mir passieren. Wir gehen halt beide gerne dahin, wo es wehtut", sagt Hünemeier. Schon in der vergangenen Saison hatte der Innenverteidiger beim 4:2-Sieg in Karlsruhe bittere Bekanntschaft mit Schallenbergs hartem Schädel gemacht. Auch damals musste der Routinier verletzt raus, während der Kapitän weiterspielen konnte. "Ron hat anscheinend besseres Fleisch oder Gewebe als ich. Irgendwie ziehe ich immer den Kürzeren", witzelt Hünemeier. Während er nach dem Crash in Karlsruhe schon eine Woche später wieder auf dem Platz stand, droht ihm nun eine Zwangspause. "Das könnte eng werden", sagt Hünemeier mit Blick auf das am Samstag, 3. September, anstehende Heimspiel gegen Magdeburg (13 Uhr, Home Deluxe Arena). Schließlich musste er auf St. Pauli mit acht Stichen genäht werden. Das linke Knie bereitet Probleme In der Sommervorbereitung hatte der 36-Jährige beim 2:0-Testspielsieg gegen Osnabrück ebenfalls eine Platzwunde am Kopf erlitten. Im Laufe seiner langen Karriere sind schon einige solcher Verletzungen und diverse Nasenbeinbrüche zusammengekommen. Daher nimmt Hünemeier dieses Thema nicht auf die leichte Schulter. "Ich achte da schon auf meine Gesundheit und versuche, mich selbst zu schützen. Ich muss nicht der Held sein, der mit Turban unbedingt durchspielen will. Ich gebe dann schon das Zeichen: Bis hierher und nicht weiter", erklärt der SCP-Verteidiger, der sich mitunter auch Rat beim Neurologen Claus Reinsberger von der Universität Paderborn holt. Dieser ist schließlich ausgewiesener Experte für Schädel- und Hirnverletzungen im Sport. Die medizinische Abteilung des SCP ist aber vor allem mit Hünemeiers linkem Knie beschäftigt. Das zwickt nämlich seit Monaten immer wieder mal gerade nach hohen Spielbelastungen. "Aber wir haben das gut im Griff, so dass ich nur wenige Trainingseinheiten verpasse", berichtet Hüne, der in dieser Saison deutlich mehr Konkurrenz hat als in den vergangenen vier Jahren. "Aber ich bin schon wieder deutlich näher an der Startelf als zum Start in die Vorbereitung", sagt der 36-Jährige. Das stimmt. Hünemeier zog an den Neuzugängen Bormuth, Müller und Gryszkiewicz vorbei und schickt sich an, nun noch Jasper van der Werff zu überholen. Der Altmeister wäre daher auch ganz entspannt, wenn der SCP bis zum Transferschluss einen weiteren Innenverteidiger holen sollte. Abschied mit Aufstieg? "Ich kann meine Situation gut einschätzen. Ich bleibe einfach weiter hartnäckig und dran", sagt Hünemeier, der weiß, dass seinen jungen Teamkollegen Heuer, Hoffmeier und van der Werff die Zukunft gehört. Doch manchmal sind halt die Qualitäten eines erfahrenen Organisators gefragt, der auf dem Platz durch Kampfgeist und Kommandos überzeugt. So wie am Samstag auf St. Pauli. "Ich habe nach wie vor Spaß. Und wir haben eine richtig gute Truppe. Nicht nur fußballerisch, sondern auch charakterlich", betont Hünemeier und fügt an: "Unser Ziel muss schon sein, zumindest einen Platz besser abzuschneiden als in der Vorsaison." Da stand der siebte Rang zu Buche. Vielleicht gelingt ja nun sogar der ganz große Wurf, so dass "Hüne" dem Beispiel einer anderen SCP-Legende folgen könnte. Markus Krösche beendete seine Spielerkarriere im Mai 2014 mit dem Bundesliga-Aufstieg. Doch möglicherweise würde Hünemeier selbst in diesem absoluten Erfolgsfall noch eine weitere Saison dranhängen. "Man sollte niemals nie sagen", erklärt der 36-Jährige.

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