Zu hohe Erwartungen? Cheftrainer des SC Paderborn lässt Dampf ab

Paderborn. Eine bemerkenswerte Partie war das Zweitliga-Duell zwischen dem SC Paderborn und Fortuna Düsseldorf schon vor dem Anstoß. So hatten die Gäste vom Rhein angesichts von 14 Corona-infizierten Lizenzspielern einen Antrag auf Spielverlegung gestellt. Und dieser wurde von der Deutschen Fußball Liga erst knapp vier Stunden vor dem Anpfiff abgelehnt. Bemerkenswert war dann auch, wie stark ersatzgeschwächte Düsseldorfer am Samstag ein 1:1 beim SCP erkämpften und dabei nur hauchdünn am Sieg vorbeischrammten. Und geradezu denkwürdig wurde die Pressekonferenz nach dem Spiel. In der ließ nämlich SCP-Trainer Lukas Kwasniok mächtig Dampf ab. Im Mittelpunkt seiner Kritik stand Schiedsrichter Michael Bacher, der in der vierten Minute der Nachspielzeit in Absprache mit dem Video-Assistant-Referee den vermeintlichen 2:1-Siegtreffer von Dennis Srbeny wegen eines angeblichen Foulspiels aberkannt hatte. "Wir wurden um das 2:1 be...", sagte Kwasniok, ohne das unschöne "B-Wort" auszusprechen. Doch Paderborns Chefcoach kritisierte auch die eigenen Fans und das Umfeld, denn diese hätten aus seiner Sicht eine viel zu hohe Erwartungshaltung an die Mannschaft. Eben jene Erwartungshaltung sei gerade gegen die Fortuna völlig unrealistisch gewesen. "Düsseldorf ist hier nicht mit einer Rumpfelf aufgetreten. Der Gegner war uns qualitativ eben nicht unterlegen", sagte Kwasniok an die Adresse all jener, die einen lockeren Heimsieg erwartet hatten. Und tatsächlich hatte die Fortuna trotz der vielen Ausfälle mit Akteuren wie Kastenmaier, Hartherz, Prib, Piotrowski, Iyoha, Narey und Appelkamp namhafte und größtenteils hochbezahlte Zweitligaprofis an den Start gebracht. Pfiffe ärgern den SCP-Coach Die Kwasniok-Aussagen, dass er seiner Mannschaft "nichts vorzuwerfen" habe und dass sein Team beim 4:3-Sieg in Kiel "nicht besser gespielt" habe, dürften aber bei den meisten SCP-Fans Erstaunen und Verwunderung auslösen. Schließlich hatte es den Hausherren über weite Strecken der Partie an Tempo, Kreativität und Zielstrebigkeit gemangelt. Und während der SCP in der zweiten Halbzeit des Kiel-Spiels mit einem gekonnten Pressing überzeugt hatte, wurde die doch ziemlich wild zusammengewürfelte Düsseldorfer Vierer-Abwehrkette viel zu selten unter Druck gesetzt. Einige SCP-Fans quittierten die dürftige Leistung ihrer Mannschaft schon zur Pause mit Pfiffen, die im Verlauf der zweiten Hälfte lauter wurden. Ab der 43. Minute lagen die Hausherren nämlich nach einem Treffer des ehemaligen SCP- und Arminen-Spielers Florian Hartherz mit 0:1 hinten. Vier Minuten zuvor hatte Felix Platte einen Foulelfmeter vergeben und damit die Paderborner 1:0-Führung verpasst.Die Stimmung bei den gut 4.100 SCP-Anhängern rutschte rapide in den Keller, während die 1.100 mitgereisten Fortuna-Fans ihre aufoperfungsvoll kämpfende Mannschaft von der ersten Minute an bedingungslos nach vorne peitschten. "Düsseldorf hatte heute den zwölften Mann dabei", urteilte Kwasniok und meinte damit ausnahmsweise nicht den Schiedsrichter. Schallenberg rettet das Remis Und so geriet die Partie zur Kopfsache. Die Fortunen hatten nichts zu verlieren und spielten munter drauflos. Der SCP wirkte nicht nur aufgrund der "völlig unberechtigten Pfiffe" (O-Ton Kwasniok) verunsichert und hatte noch dazu das Pech, dass Düsseldorfs Keeper Florian Kastenmaier einen Sahnetag erwischte. Erst in der dritten Minute der Nachspielzeit war auch der Fortunen-Torhüter machtlos. Den wuchtigen Kopfball von Edeljoker Kemal Ademi konnte er noch parieren, doch den Abpraller bugsierte SCP-Kapitän Ron Schallenberg per Kopf über die Linie."Ich hätte hier auch voller Stolz und Rückendeckung für die Mannschaft gesessen, wenn wir 0:1 verloren hätte", konstatierte Lukas Kwasniok, der sich zum Abschluss dieser ungewöhnlichen Pressekonferenz dann doch noch versöhnlich zeigte. So nutzte der SCP-Coach die Gelegenheit, um bei allen Fans und Vereinsverantwortlichen für mehr Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn zu werben.Trainer-Appell an die Anhänger "Wir brauchen diese Gemeinschaft und eine Positivität. Ich weiß, dass die Mannschaft die Messlatte in der Hinrunde mit unerwarteten Siegen extrem hoch gelegt hat. Aber das führt zu völlig verzerrten Ansprüchen, die die Jungs nicht erfüllen können", sagte Kwasniok und richtete folgenden Appell ans Umfeld: "Ich kann nur sagen: Die Mannschaft zerreißt sich und gibt Gas. Und die Jungs brauchen Euch. Dann werden wir auch noch viele gemeinsame Siege feiern." In der Benteler-Arena wird aber frühestens am 10. April gefeiert, denn vorher stehen Auswärtsspiele in Regensburg (Sonntag, 20. März) und Hamburg (Samstag, 2. April) auf dem Programm. Das ist vermutlich auch besser so, denn die Wahrscheinlichkeit für Paderborner Partys ist in der Fremde in dieser Saison deutlich höher.

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