Paderborns Trainer über Personalien, Überraschungen und offene Fragen

Garderen/Paderborn. Sechs Tage lang arbeiteten die Zweitliga-Kicker des SC Paderborn im niederländischen Garderen am Feinschliff für die Saison 2021/22. Am Samstag kehrten sie nach dem abschließenden Testspiel gegen Ajax Amsterdam aus dem Trainingslager nach Paderborn zurück. SCP-Trainer Lukas Kwasniok zog zuvor im Gespräch mit nw.de eine Trainingslager-Bilanz. Der 40-Jährige nahm zudem Stellung zur Personalie Chris Führich, zur offenen Kapitäns- und Torwart-Frage, nannte positive Überraschungen der Vorbereitung und erklärte, worauf er in der 2. Bundesliga lieber verzichten würde. Das Trainingslager-Fazit Lukas Kwasniok: Ursprünglich wollten wir das Trainingslager eine Woche vorher absolvieren, aber das war leider nicht möglich. So kamen wir unter anderem mit zwei Testspielen in den Knochen hier an. Daher mussten wir einiges anpassen und die Belastungen steuern, weil wir das Gefühl hatten, dass die Jungs nach dem zweiten Training am Dienstag und erst recht nach dem 120-minütigen Test gegen Meppen etwas durchhingen. So konnten wir nicht alle Inhalte in die Einheiten packen, aber das holen wir im Laufe der kommenden Woche nach. Aber insgesamt bin ich mit dem Verlauf des Trainingslagers sehr zufrieden. Das gilt ebenso für die Leistung der Jungs, denn sonst hätten wir keine Rücksicht auf ihre körperlichen Befindlichkeiten genommen, sondern das komplette Programm knallhart durchgezogen. Wir haben als Team weiter zusammengefunden. Die Organisation hat gepasst. Es waren wunderbare Tage. Bleibt Chris Führich beim SCP? Kwasniok: Dass ein, zwei andere Vereine an Chris interessiert sind, steht außer Frage. Aber das Heft des Handelns hat der SC Paderborn in der Hand. Wir müssen ja nicht nachgeben. Deshalb bin ich sehr guter Dinge und hoffnungsfroh, dass er bleibt. Chris lässt sich auch nicht hängen. Im Gegenteil. Er hat in den Tests gut gespielt, er trainiert gut und verhält sich auch außerhalb des Platzes tadellos. Chris ist ein wunderbarer Kicker, der Situationen kreieren kann, die sonst nicht entstehen. Wir haben einen Topspieler bei uns unter Vertrag. Das ist erst einmal Fakt. Weitere Neuzugänge Kwasniok: Ich bin mit unserem Kader grundsätzlich schon sehr zufrieden. Wenn sich auf dem Transfermarkt etwas tut und es macht Sinn, würden wir uns Gedanken machen. Aber es ist nicht so, dass ich gerade jeden Tag bei meinem Sportchef im Büro sitze und mir etwas wünsche. Auch die Innenverteidiger, die wir haben, machen es sehr gut. Uwe Hünemeier marschiert vom ersten Tag an vorneweg. Jannis Heuer und Jasper van der Werff sind richtig gute junge Burschen. Die Anzahl an Innenverteidigern mag zwar noch ein wenig dünn sein. Aber ein Justus Henke entwickelt sich von Einheit zu Einheit. Wenn da nun ein weiterer gestandener Innenverteidiger kommt, wird das schon wieder schwieriger für Justus. Mögliche Verkleinerung des Kaders Kwasniok: Je weniger Spieler du hast, desto mehr persönliche Wertschätzung kannst du jedem Einzelnen entgegenbringen. Das ist schließlich schon eine zeitliche Frage. Wenn ich einem Spieler nicht die nötige Wertigkeit geben kann, dann sage ich ihm das auch. Wenn er die Rolle akzeptiert und er sich gut verhält, dann jagen wir ihn aber nicht fort. Das wäre ja nicht fair. Kapitänsfrage und Mannschaftsrat Kwasniok: Die Entscheidungen werden erst nach dem Testspiel gegen Mönchengladbach getroffen. Ob wir den Mannschaftsrat und/oder den Kapitän wählen lassen oder bestimmen, weiß ich noch nicht. Meine Erfahrung bei einer Wahl ist aber, dass solche Entscheidungen nach einem halben Jahr meistens anders ausfallen als nach ein paar Wochen. Als Trainer sollten wir eine gewisse Weitsicht haben und einschätzen können, wie die Zusammensetzung passen könnte. Wir haben Spieler wie Uwe Hünemeier und Sven Michel, die schon von ihrem Naturell her Anführer sind, ob sie nun die Binde tragen oder nicht. Deshalb muss man sich Gedanken machen, ob man dies noch einmal mit dem Kapitänsamt untermauert oder ob man anderen Spielern durch dieses Amt mehr Verantwortung überträgt. Der Kapitän muss auch kein Stammspieler sind. Er ist schließlich nicht Kapitän der Startelf, sondern Kapitän der Mannschaft. Jannik Huth oder Leopold Zingerle? Die Torwartfrage Kwasniok: Auch die ist noch offen. Wir werden vor dem abschließenden Testspiel gegen Mönchengladbach in die Entscheidung gehen, wer die Nummer eins ist. Bis dahin stehen die Chancen 50:50. Positive Überraschungen/Gewinner der Vorbereitung Kwasniok: Es sind vier, fünf Jungs, die auf ihre Art und Weise sehr gute und durchaus überraschende Impulse in der Qualität und Nachhaltigkeit gesetzt haben. Als Jamilu Collins beispielsweise nach seiner Nationalmannschaftsreise etwas verspätet in die Vorbereitung eingestiegen ist, hätte man ja auch denken können, dass er es erst mit angezogener Handbremse angeht. Doch er hat sofort Vollgas gegeben und nimmt es gut an, dass er seine Position künftig etwas anders interpretieren soll. Oder ein Marcel Mehlem, der die Mannschaft unter anderem mit seiner läuferischen Qualität pusht und antreibt. Ein Marco Schuster mit seiner ganzen Spielintelligenz und Variabilität. Und auch Jannis Heuer, der sehr schnell adaptiert. Ich glaube, was die Charakteren in dieser Mannschaft angeht, haben wir ein sehr gutes Fundament. Verletzungen der Rechtsverteidiger Kwasniok: Ich habe keine großen Bauchschmerzen, weil Frederic Ananou und Johannes Dörfler derzeit verletzt sind. Jannis Heuer kann hinten rechts spielen. Ein Marco Schuster ist geradezu prädestiniert dafür, denn ich will Außenverteidiger, die nicht nur die Linie rauf und runter laufen, sondern ein Spiel auch entwickeln können. Die Außenverteidiger sollen bei mir mehr Verantwortung für die Spielauslösung nach vorne bekommen. Das ist anspruchsvoller, aber wir haben die Jungs dafür. Der Videobeweis Kwasniok: Auf den freue ich mich in der 2. Bundesliga am wenigsten. Ich bin da eher puristisch angehaucht. Ich mag beispielsweise nicht, wenn Tore zurückgenommen werden, weil der Spieler dann doch mit irgendeinem Körperteil Millimeter im Abseits gestanden haben soll. Den genauen Zeitpunkt des Abspiels kannst du ja kaum bestimmen. Ich finde es traurig, dass das ungeschriebene Gesetz &bdquo;Im Zweifel für den Angreifer" durch den Videobeweis ausgestorben ist. Die Zuschauer-Rückkehr Kwasniok: Es war anfangs ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber inhaltlich gab es durch die Geisterspiele keine signifikanten Veränderungen. Kein Spieler ist weniger gelaufen, weil das Stadion leer war. Das verbietet das Arbeits-Ethos. Aber das Fußballspielen mit Fans ist deutlich schöner. Zuschauer sind das Salz in der Suppe, denn Fußball ist in erster Linie Emotion.

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