Was den neuen Rasen des SC Paderborn so besonders macht

Paderborn. Lang gespielte Bälle sind beim SC Paderborn eine Seltenheit. Cheftrainer Steffen Baumgart setzt auf ein gepflegtes Kombinationsspiel von hinten heraus. Auf dem Rasen der Paderborner Benteler-Arena war dies zuletzt nicht immer einfach. Der im Januar 2015 verlegte Untergrund hatte im Laufe der Zeit erheblich gelitten. Und so erhält die Arena seit Montag einen neuen Rasen. Der Verein lässt sich die Maßnahme satte 90.000 Euro kosten. Es ist wohl gut investiertes Geld. "Wir hatten sicherlich den ältesten Rasen der Bundesliga", sagt SCP-Greenkeeper Matthias Stuke. "Der musste auch mal ausgetauscht werden", ergänzt Arnd Peiffer, einer der Geschäftsführer des Garten- und Landschaftsbaubetriebs Peiffer aus Willich. Die Peiffers sind so etwas wie die "Rasenpäpste" des europäischen Fußballs. Das besondere Grün des Familienbetriebs vom Niederrhein liegt derzeit in 10 von 18 Bundesliga-Stadien. Auch in Arenen in Amsterdam, Lissabon, Manchester, Warschau, Istanbul, Brügge sowie im legendären Bernabeu-Stadion von Real Madrid setzt man auf Peiffer-Rasen. Der Rasen stammt aus Mecklenburg "In diesem Winter geht's noch nach Kopenhagen und Stockholm", berichtet Arnd Peiffer, übrigens weder verwandt noch verschwägert mit dem gleichnamigen Biathleten. Auch der SC Paderborn baut seit vielen Jahren auf das Know-how des Unternehmens, das 2005 noch vor dem Baustopp erstmals einen Rasen in der Paderborner Arena verlegte. Seitdem wurde die knapp 8.000 Quadratmeter große Spielfläche einschließlich der aktuellen Baumaßnahme vier Mal runderneuert. Der logistische Aufwand ist hierbei groß. Während am Montag in Paderborn die alte Rasenfläche abgefräst wurde, begann man im 370 Kilometer entfernten Alt-Zachun bei Schwerin mit dem Abtragen des neuen Grüns, das vor zwei Jahren eingesät worden war. Mit zehn Lkw wurden am Dienstag die ersten 225 Rollen nach Paderborn transportiert. Mittwoch folgen weitere 220 Rollen. "Die wiegen insgesamt rund 480 Tonnen", erklärt Peiffer. Chemie kommt nicht zum Einsatz Die einzelnen Rollen sind 1,20 Meter breit und 15 Meter lang. Der neue Rasen hat rund 35 Millimeter lange Wurzeln und könnte auch aufgrund seines Gewichts von mehr als 30 Kilo pro Quadratmeter theoretisch sofort bespielt werden. Doch erst am Sonntag, 19. Januar, wird auf dem Peiffer-Grün im SCP-Heimspiel gegen Leverkusen erstmals das runde Leder rollen. Bis dahin hat das Greenkeeper-Team um Matthias Stuke einiges zu tun. Donnerstag erfolgt die so genannte Verzahnung, bei der Löcher in die Spielfläche gestochen werden. Schon am Freitag wird der neue Rasen erstmals geschnitten. Am Montag steht eine Flüssigblatt-Düngung auf Meeresalgen-Basis auf der Agenda. Die Chemie-Keule ist tabu - auch auf den Plätzen des SCP-Trainingszentrums, der Paderkampfbahn und im Ahorn-Sportpark, um die sich das SCP-Greenkeeper-Team ebenfalls kümmert. "Wir setzen ganz auf organisch-mineralische Dünger", betont Stuke und hofft in den nächsten Tagen auf gutes Wetter: "Vor allem Schnee und Frost muss ich nicht haben." Düsseldorf braucht reichlich Rasen Unterm Strich aber kann und muss Sportrasen einiges aushalten. "Eine hohe Strapazierfähigkeit ist die wichtigste Eigenschaft", erklärt Arnd Peiffer, dessen Grün offenbar auch lange Reisen unbeschadet übersteht. So statteten die Peiffers auch das Stadion des russischen WM-Spielortes Samara mit Rasen aus. 25 Kühllastwagen waren damals acht Tage lang unterwegs, um die 3.400 Kilometer lange Strecke zu meistern. Eine Fahrt nach Düsseldorf ist zum Glück deutlich kürzer, denn im Fußballstadion der Landeshauptstadt musste das Unternehmen vom Niederrhein im vergangenen Jahr gleich sechs Mal einen neuen Rasen verlegen. Grund waren Konzerte, die in der Arena stattgefunden hatten. Die neue Spielfläche in Paderborn soll dagegen zumindest zwei, drei Jahre halten, wenngleich die Stadionerweiterung auch dem Rasen zusetzen könnte. "Aber da werden wir uns schon etwas einfallen lassen", sagt SCP-Geschäftsführer Martin Hornberger.

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