Der Wechsel von SCP-Profi Herzenbruch ist ein Verlust für Paderborn

Paderborn. Über weite Strecken der Paderborner Drittliga-Aufstiegssaison 2017/2018 war Felix Herzenbruch als Linksverteidiger gesetzt gewesen. Dann aber verlor der gebürtige Wuppertaler, der im Sommer 2016 von RW Oberhausen zum SC Paderborn gewechselt war, seinen Stammplatz an Jamilu Collins. In der vergangenen Zweitliga-Spielzeit kam Herzenbruch auf ganze sechs Einsatzminuten. Und so einigten sich Verein und Spieler nun auf die Auflösung seines eigentlich bis Juli 2020 datierten Vertrages. Der Linksverteidiger kickt künftig für den Regionalligisten Rot-Weiß Essen. Sportlich mag es für den SCP kein herber Verlust sein. Menschlich aber hinterlässt &bdquo;Herze" nicht nur beim SC Paderborn eine große Lücke. &bdquo;Felix ist einfach ein toller Typ. Weltoffen und tolerant. Jemand, der sich mit Leidenschaft gegen Rassismus und Antisemitismus positioniert. Paderborn verliert einen sozial engagierten, jungen Menschen", sagt Verani Kartum, Vorsitzender des SC Aleviten Paderborn. Für exakt diesen Verein, der für seine soziale Arbeit schon zahlreiche hohe Auszeichnungen erhalten hat, war Herzenbruch seit knapp drei Jahren ehrenamtlich tätig. &bdquo;Als Fußballprofi hast du mehr als genug Zeit", erklärt der 27-Jährige, warum er sich schon kurz nach seinem Wechsel zum SCP für die Initiative &bdquo;Zeitspende Paderborn" engagierte. Herzenbruch kümmerte sich bei diesem Projekt der Bürgerstiftung Paderborn um Flüchtlingskinder. Gemeinsame Spielnachmittage und natürlich das ein oder andere Fußballtraining standen wöchentlich auf dem Programm. Und so kam &bdquo;Herze" auch in Kontakt mit dem SC Aleviten. Im Einsatz für Flüchtlingskinder &bdquo;Er hat unsere Jugendspieler von zuhause abgeholt, mit ihnen trainiert, unsere Projekte begleitet, die Kinder mit ins Stadion genommen und Fußballschuhe und Klamotten besorgt", berichtet Verani Kartum und fügt an: &bdquo;Felix war Teil unseres Teams und ein Vorbild für unsere Jugendlichen. Das ist für uns ein riesiger Verlust. Wir hätten ihn gerne bei uns behalten." Herzenbruchs Beziehung zu Paderborn reichte nicht nur deshalb weit über den Fußball hinaus. Der 27-Jährige studierte an der Uni Paderborn. Im vergangenen Dezember heiratete &bdquo;Herze" im Historischen Rathaus seine langjährige Freundin Lily. &bdquo;Ich habe hier in Paderborn viele nette und tolle Menschen kennen gelernt", betont das 1,80 Meter große Kraftpaket, das fortan für RW Essen Gas geben wird. Neue Chance an der Hafenstraße Den &bdquo;Abstieg" von der 1. in die 4. Liga nimmt er hierbei gerne in Kauf. &bdquo;Essen ist kein normaler Viertligist. Da ist einiges möglich", kommentiert Herzenbruch seinen Wechsel zu den Rot-Weißen, mit deren sportlichem Leiter Jörn Nowak er einst gemeinsam in Oberhausen gespielt hat. Und obwohl der Neuzugang als Ex-Wuppertaler und Ex-Oberhausener nicht gerade mit übermäßig vielen Sympathiepunkten an die Essener Hafenstraße wechselt, hat &bdquo;Herze" sicherlich das Potenzial zum Publikumsliebling. Seinen unbändigen Einsatzwillen hatte er auch beim SCP lange unter Beweis stellen können. An Jamilu Collins aber war seit Mitte März 2018 dann kein Vorbeikommen mehr. &bdquo;Die letzte Saison war sicher nicht einfach. Du hast das Gefühl, dass du als Spieler nicht mehr gebraucht wirst. Das war frustrierend", urteilt Herzenbruch, der dennoch stets gerne zum Training ging. &bdquo;In der Mannschaft hat es schließlich immer gestimmt. Und zwei Jahre lang ging es nur bergauf. Wir sind zwei Mal aufgestiegen. Das hätte ich mir bei meinem Wechsel nach Paderborn nie träumen lassen", sagt der 27-Jährige, der sich zudem immer wieder in den Dienst der U21 stellte. So bestritt Herzenbruch in der vergangenen Spielzeit 21 Oberliga-Spiele für Paderborns zweite Mannschaft. "Herze" beweist viel Selbstironie Seinen Humor sollte &bdquo;Herze" zudem nie verlieren. Bei den Aufstiegsfeierlichkeiten und den Mannschaftsfahrten nach Mallorca zählte er ohnehin stets zu den größten Stimmungskanonen. Und beim letzten Heimspiel gegen den Hamburger SV bewies Herzenbruch viel Selbstironie, denn sein T-Shirt trug die Aufschrift: &bdquo;Ich spiele Zweite, weil wir keine Dritte haben". &bdquo;Der Trainer fand das Shirt richtig gut. Der Sarkasmus gefiel ihm", sagt der 27-Jährige mit einem breiten Grinsen. &bdquo;Ich verlasse Paderborn mit positiven Gefühlen", betont &bdquo;Herze", der seinen bisherigen Teamkollegen auch in der 1. Bundesliga einiges zutraut: &bdquo;Wenn eine Mannschaft und ein Trainerteam den Klassenerhalt schaffen können, dann ist das der SCP." Seine Wahlheimat, in der er drei Jahre lebte, wird Felix Herzenbruch wohl nicht vergessen. &bdquo;Ich werde immer wieder gerne nach Paderborn kommen", sagt der 27-Jährige, &bdquo;denn es lohnt sich."

Meistgelesen

Paderborn Mann für Mann