
Kiel. Die Erwartungen an das Zweitliga-Verfolgerduell zwischen Holstein Kiel und dem SC Paderborn waren hoch gewesen. Sehr, sehr hoch. Doch sie sollten sogar übertroffen werden, obwohl am Karsamstag im altehrwürdigen Holstein-Stadion „nur“ drei Tore fielen. Denn beide Mannschaften boten den 13.129 Zuschauern ein extrem temporeiches und mitreißendes Spiel, in dem die Gäste als verdiente Sieger vom Platz gingen. Paderborn gewann 2:1, nahm nach Spielschluss die erneuten Patzer der Konkurrenz aus Hamburg und Berlin zur Kenntnis, steht nun erstmals in dieser Saison auf Relegationsplatz drei und kann selbst den direkten Aufstieg aus eigener Kraft schaffen.
Doch so weit will Steffen Baumgart noch nicht denken. Der SCP-Chefcoach hob zwar nach Spielende bei einem durchaus sehenswerten Freudensprung kurz ab, verlor aber auch nach dem beeindruckenden Erfolg an der Förde nicht die Bodenhaftung. „Es ist noch ein weiter Weg. Wir sollten das hier jetzt erst einmal einfach nur genießen“, betonte Baumgart und verwies auf die vier schweren Aufgaben, die nun auf sein junges Team warten.
Der Sport-Chef schwärmt in den höchsten Tönen
Eines aber ist klar: Wenn die SCP-Kicker noch vier Mal die Leistung abrufen können, die sie am Samstag in Kiel zeigten, wird sich Geschichte wiederholen. Dann steigt der SC Paderborn wie einst im Jahre 2014 zusammen mit dem 1. FC Köln in die Bundesliga auf. „Das war mit das Beste, was ich in den letzten Jahren an Zweitliga-Fußball gesehen habe“, urteilte SCP-Sport-Geschäftsführer Markus Krösche über eine Partie, in der sich zeigte, warum Paderborn in dieser Saison so stark und gefährlich ist.
So hielt der SCP einmal mehr auch in äußerst kritischen Situationen an seiner Spielidee fest, um zum zwölften Mal (!) in dieser Saison einen Rückstand wettzumachen. „Das beweist, was für eine geile Truppe wir haben“, konstatierte Offensiv-Akteur Kai Pröger, der in der 57. Minute mit einem 18-Meter-Hammer die Wende eingeleitet hatte. „Philipp Klement hat mir vor dem Spiel gesagt, dass ich heute einen mache“, berichtete ein schmunzelnder Pröger über die hellseherischen Fähigkeiten seines Teamkollegen.
Ein Fußballspiel zum Verlieben
Christopher Antwi-Adjei machte dann in der 82. Minute mit einem weiteren Zaubertor den 14. Saisonsieg perfekt. „Ein Spiel weniger, drei Punkte mehr. Momentan läuft’s“, sagte Antwi-Adjei, dessen Team 13 Punkte aus den vergangenen fünf Spielen holte.
In Kiel gab’s hierbei ein Fußballspiel zum Verlieben. „Beide Teams haben ohne Rücksicht auf Verluste nach vorne gespielt“, bilanzierte Steffen Baumgart. Dessen Schützlinge gerieten dabei in den Anfangsphasen beider Halbzeiten in arge Schwierigkeiten. So verbuchte Holstein zwei Großchancen in den ersten fünf Minuten. Nach der Pause hatte der brandgefährliche Kieler Stürmer Masaya Okugawa innerhalb der ersten 87 Sekunden aus leicht abseitsverdächtiger Position gleich zwei Mal eingenetzt. Beim ersten Mal entschied Schiedsrichter Bastian Dankert auf Abseits. Beim zweiten Mal blieb die Pfeife stumm. Kiel führte 1:0 (47.), war anschließend aber die deutlich passivere Mannschaft. Paderborn erspielte sich nun Chancen im Minutentakt und zeigte insgesamt die reifere Spielanlage. Der Sieg ging damit am Ende auch völlig in Ordnung, wenngleich dieses Spiel eigentlich keinen Verlierer verdient gehabt hatte.
Heidenheim ist die nächste hohe Hürde
„Die Jungs haben heute in allen Bereichen sehr gut gearbeitet und sich mehr als Respekt verdient“, lobte Paderborns Trainer, um zugleich die nächste Aufgabe ins Visier zu nehmen. „Nächste Woche wartet wieder ein schwieriges Spiel gegen einen ebenfalls sehr starken Gegner“, so Baumgart mit Blick aufs Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim (Sonntag, 28. April, 13.30 Uhr). Die Heidenheimer siegten am Ostersonntag souverän mit 3:0 gegen St. Pauli und mischen weiter im Aufstiegsrennen mit. Sollte der SCP gegen den FCH dennoch den 15. Saisonerfolg landen, sind sicher wieder Baumgart’sche Luftsprünge drin.