
Paderborn. Es war die öffentliche Abrechnung eines glücklosen Ex-Trainers mit dem früheren Macher des SC Paderborn. Stefan Effenberg kramte am Dienstag in der ARD-Sendung "Sportschau-Club" noch einmal in seinen Erinnerungen über die Zeit als Zweitliga-Chefcoach an der Pader - und ließ kein gutes Haar am seinerzeitigen Klubpräsidenten Wilfried Finke.
Effenberg lobte in der Sendung nach Abpfiff des Freundschaftsspiels zwischen Italien und Deutschland zunächst noch die "enge, intensive Zusammenarbeit mit Manager Michael Born", der mittlerweile für Dynamo Dresden arbeitet. Doch dann sprach er Möbelunternehmer Finke, der sich noch im Oktober 2015 für die Verpflichtung des Ex-Bayern-Stars eingesetzt hatte, die Führungsqualitäten ab: "Im Umgang des Präsidenten mit den Spielern und mit mir persönlich war null Menschlichkeit vorhanden - im Gegenteil", sagte Effenberg, der aber für sich daraus gelernt haben will. "Ich hätte sagen müssen: So arbeite ich nicht. Aber ich habe Lehrgeld bezahlt und werden diesen Fehler definitiv nicht mehr machen."

Deutlich kreidete er im Gespräch mit Moderator Alexander Bommes seinem früheren Vorgesetzten Finke auch ein zu enges Verhältnis zu Medien an: "Die Zusammenarbeit des Präsidenten Finke mit den Journalisten war enger als mit Trainer und Manager." Finke habe "fast eine Freundschaft gepflegt" zu Journalisten und "denen wirklich alles gesteckt".
Auch die Leistungen der Fußballprofis hätten laut Effenberg durch den Umgang gelitten: "Die Spieler waren nicht mehr frei. Es gab auch eine gewisse Angst."
Als größten Fehler seiner Trainerzeit beim SCP bezeichnete Effenberg die Suspendierung der drei Spieler Daniel Brückner, Mahir Saglik und Srdjan Lakic am 12. Dezember 2015 - einen Tag nach einer 0:4-Niederlage beim VfL Bochum. "Der Präsident saß mit seinen zwei Aufsichtsräten in der Kabine und sie haben mir die Pistole auf die Brust gesetzt. Ich sollte die drei Spieler fristlos entlassen." Effenberg betonte in der Sendung, wie auch schon in einem Interview im September, dass er nicht hinter dem Rauswurf gestanden habe. "Eine sportliche Begründung gab es nicht, die Verträge liefen im Sommer aus - und das war die Begründung." Ich habe dann die Entscheidung für den Rauswurf getroffen. Es war die schlimmste Entscheidung, die ich getroffen habe und eine absolute Fehlentscheidung, die mir auch unwahrscheinlich leid tat."
Finke reagierte mit einem Gelehrten-Zitat („Hättest du geschwiegen, wärest du ein Philosoph geblieben") auf die Schelte und wünschte Effenberg „für die Zukunft alles Gute."
Effenberg ist seit seinem Rauswurf in Paderborn am 3. März 2016 bislang nicht wieder als Trainer tätig gewesen.
Sehen Sie hier nochmal die Geschichte des Stefan Effenberg beim SC Paderborn in unserem Zeitstrahl: