Britta Wend kämpft für gerechtere Unterstützung von Para-Sportlern

Bielefeld. Auf dem Tennisplatz kämpft Britta Wend um Siege und Weltranglistenpunkte. Daneben setzt sich die Bielefelder Rollstuhltennisspielerin auch für eine gerechtere Athletenförderung ein. Die Stiftung Deutsche Sporthilfe hat ihr Ausschüttungssystem zu diesem Jahr verändert. Das bedeutete für viele Para-Sportler, dass sie aus der Förderung fallen und zum Teil ihre komplette Unterstützung verloren haben. Die Sportförderung unterstützt alle Bundeskaderathleten der olympischen Sportarten sowie ausgewählte Athleten nicht-olympischer Sportarten. Paralympische Athleten erhalten eine Grundförderung analog zum olympischen Bereich. Es geht um Fördergelder in Höhe von 600 bis 700 Euro monatlich. Die veränderte Ausschüttung sorge für ein Missmatch, meint Wend, die stellvertretende Aktivensprecherin im Deutschen Behindertensportverband (DBS). &bdquo;Es ist nicht so, dass alle Para-Sportler etwas weniger kriegen. Es ist so, dass einige überhaupt keine Förderung mehr erhalten“, sagt die 29-Jährige. Olympioniken haben deutlich mehr Förderplätze Der DBS und sein Vizepräsident Karl Quade verweisen auf den Unterschied zwischen olympischen und paralympischen Athleten. Während es für olympische Athletinnen und Athleten rund 1.700 Förderplätze gibt bei zuletzt knapp 620 Teilnehmenden an den vergangenen Olympischen Spielen im Sommer und Winter, sind es im Para Sport weniger Plätze als Teilnehmende. Lesen Sie auch: Sportlerin sitzt nach Unfall im Rollstuhl – jetzt startet sie noch mal voll durch So stehen für die rund 200 Sportler, die bei den Paralympics in Paris am Start waren und in Italien eine Teilnahme anstreben, nur 160 Förderplätze zur Verfügung.&bdquo;Leistung muss belohnt werden – wer sich diesem Grundsatz verpflichtet, kann nicht denjenigen die Förderung streichen, die erfolgreich Leistung bringen und eine herausragende Perspektive haben. Wir plädieren dafür, dass potenzielle Teilnehmende an den Spielen generell eine angemessene Förderung erhalten“, betont Quade in einer Medien-Mitteilung. Parallelität zwischen Kaderstatus und Sportförderung aufgehoben Britta Wend findet, dass die Vergabekriterien der Sporthilfe undurchsichtig sind. &bdquo;Früher war es so: Wenn man einen bestimmten Kaderstatus erreicht, und den erreicht man durch sportliche Leistungen, bekommt man eine Sporthilfe. Jetzt ist es aber so, dass diese Parallelität zwischen Kaderstatus und Sportförderung aufgehoben wurde.“ Heute könne selbst ein Sportler, der unter den Top Acht bei einer Weltmeisterschaft rangiert, nicht automatisch auf Förderung zählen. Problematisch sei im Vergleich mit den olympischen Athleten, die in einzelnen Sportfachverbänden organisiert sind, dass alle paralympischen Sportarten unter dem Dach des Deutschen Behinderten Sportverbands (DBS) vereint seien. Härtefälle bei Paralympics-Startern möglich Wend: &bdquo;Die Sporthilfe erwartet von uns, dass wir eine Liste zusammenstellen, die eben nur 160 Namen beinhalten darf.“ Das bedeute ein Quervergleich von Sportlern aus 29 vollkommen unterschiedlichen Teamsport- und Einzelsportarten. &bdquo;Automatisch führt das dazu, dass neben objektiven Kriterien nun auch subjektive eine große Rolle spielen“, sagt Wend. Sie sieht die Verteilung der Gelder kritisch. &bdquo;Wie soll man das gegenüber den Athleten rechtfertigen? Wenn wir eine Teamsportart nehmen – sollen wir denen sagen, zwei von euch können nicht mehr gefördert werden?“ Es könnten Härtefälle bei Athleten entstehen, die mit ihren Leistungen eine klare Perspektive für kommende Paralympics aufgezeigt haben, betont Karl Quade. Sponsorensuche statt Training und Turnier Wie vielen anderen Aktiven droht auch Britta Wend ab 2026 der Wegfall der Sporthilfe. &bdquo;Dann könnte ich das Pensum an Turnieren nicht mehr halten. Ich müsste Zeit, in der ich trainieren oder Wettkämpfe bestreiten könnte, investieren, um mir Sponsoren zu suchen. Meine sportliche Entwicklung würde gebremst.“ Dabei sei es &bdquo;illusorisch“, dass sie eine der Sporthilfeförderung entsprechende Summe über Sponsoren organisieren könne. Wend ist jetzt schon froh, wenn sie am Ende eines Jahres nichts draufzahlen müsse. Seit einigen Jahren spielt sie Rollstuhltennis. Früher war sie Handballerin beim HT SF Senne. Während ihres Studiums (Sportmanagement und -kommunikation) hatte sie 2019 einen Unfall und kann seitdem nicht mehr richtig laufen. Die Politik ist über das Thema informiert Der Deutschen Behindertensportverband appelliert an alle Beteiligten, &bdquo;eine gerechtere Verteilung der Fördergelder zu erwirken, zumal diese zum Großteil aus Bundesmitteln bestehen“, so Quade. Die Gruppe &bdquo;Athleten Deutschland e.v.“ habe sich des Themas angenommen, ergänzt Britta Wend, auch der Sportausschuss des Bundestages und die Parteien seien informiert. Viele persönliche Termine seien zuletzt wahrgenommen worden. &bdquo;Wir hatten die Hoffnung, dass die Sporthilfe uns im Laufe des Jahres noch entgegenkommt“, so Wend. Das sei nicht geschehen. Öffentlichkeit herstellen und mehr Transparenz einfordern – mit diesen Mitteln hofft der DBS, eine gerechtere Förderung für die Para-Athleten zu erreichen. Im Ausland wird der Para-Sport besser gefördert Wend und DBS-Vize Quade verweisen aufs Ausland. In Australien entfällt ein Viertel des Leistungssportetats auf den paralympischen Sport. In Frankreich sind gut 23 Prozent der Athleten, die eine Individualförderung erhalten, dem Para Sport zuzuordnen. In Deutschland weniger als zehn Prozent. Britta Wend hofft, dass sich die Sporthilfe bewegt. Derweil ist sie in die Türkei geflogen, um dort die letzten Turniere des Jahres zu spielen. Für sie geht es um Weltranglistenpunkte, um sich sportlich für die Paralympics in Los Angeles 2028 zu qualifizieren. Das ist ihr großes Ziel – solange es bezahlbar bleibt.

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