Haenen findet bei den TSG-Handballern seine neue Doppelrolle

Bielefeld. Als Arjan Haenen im Februar dieses Jahres als zukünftiger Trainer des Oberliga-Teams vorgestellt wurde, war das ein großer Wurf für die Handballer der TSG Altenhagen-Heepen. Denn der heute 38-Jährige war zuvor Co-Trainer beim Bundesligisten MT Melsungen und außerdem Trainer der Reserve in der 3. Liga. Am vergangenen Wochenende war die zweite Mannschaft der TSG in ihrem Siegeszug nur vom TV Verl zu stoppen: Der Tabellenvorletzte hatte wegen vieler Verletzungen um Aufschub gebeten. Also blieb Haenens TSG II bei 8:0 Punkten stehen – für das Verteidigen der Tabellenspitze reichte es dennoch. Das erste Zwischenfazit des niederländischen Ex-Nationalspielers zu den Auftritten seiner TSG-Reserve fällt positiv aus: &bdquo;Wir haben jedes Spiel dominiert und verdient gewonnen.“ Über zu wenig Arbeit kann sich Haenen, dessen Name in Niederländisch &bdquo;Hahnen“ ausgesprochen wird, auch vor zwei spielfreien Oberliga-Wochenenden nicht beschweren: Schließlich ist er auch Assistent von Cheftrainer Niels Pfannenschmidt beim Drittliga-Team. Ein weinig mehr Zeit für seine Familie bleibt dennoch. Mit seiner Frau und seinem Sohn wohnt er noch in Melsungen. Dies ist sein Rückzugsort, um Energie zu tanken. Bis zu seinem Wechsel im Jahr 2009 nach Deutschland hatte der Linkshänder die erste Phase seiner Karriere bei Bevo HC Panningen verbracht. Er kommt aus einer handballverrückten Familie und hatte quasi gar keine andere Wahl. &bdquo;Vermutlich wäre ich Landwirt geworden“ &bdquo;Ich bin schon als kleines Kind regelmäßig in der Halle gewesen, als die Eltern spielten. Somit wurde es mir in die Wiege gelegt.“ Hätte es diese frühkindliche Prägung nicht gegeben, wäre er wohl heute noch in seiner Heimat zwischen Venlo und Eindhoven daheim. &bdquo;Vermutlich wäre ich Landwirt geworden“, sagt er lachend. Der Spaß am Sport und die Arbeit mit Menschen hat ihn schon mit Anfang 20 begeistert. &bdquo;Von meiner damaligen Ausbildung als Sportlehrer für Menschen mit Behinderung zehre ich noch heute. Das Arbeiten mit Menschen, die spezielle Bedürfnisse haben, erfordert sehr viel Geduld und da hilft das Strukturieren von Prozessen und Abläufen. Gerade diese Eigenschaften habe ich mir bewahrt“, sagt Haenen. Zu dieser Zeit arbeitete er sich bis in die Jugendnationalmannschaft der Niederlande hoch und fiel 2008 bei einem Turnier dem ehemaligen Welthandballer Daniel Stephan vom TBV Lemgo auf. Der war zu diesem Zeitpunkt Sportlicher Leiter und Stand-by-Spieler zugleich. Es folgte eine Einladung nach Lemgo und 2009 schließlich der Wechsel nach Ostwestfalen. Zum Start spielte er zunächst in der zweiten Mannschaft, ab 2012 war Haenen fester Bestandteil des Bundesligateams. Im Lemgo kreuzten sich erstmalig die Wege mit Pfannenschmidt und dem heutigen TSG-Geschäftsführer Christian Sprdlik. Mit 29 Jahren beim TBV Lemgo ausgemustert 2016 sollte das TBV-Team verschlankt und verjüngt werden. Haenen gehörte mit 29 Jahren schon zum älteren Kreis der Mannschaft. Im Rückblick sagt er: &bdquo;Ich wäre gerne geblieben. In Lemgo hat für mich alles gepasst.“ Seinen Kaderplatz musste er für einen jungen Nachwuchsspieler räumen: den heutigen deutschen Nationalspieler Lukas Zerbe. Nach zwei weiteren Bundesliga-Serien bei der MT Melsungen bot sich 2018 die Möglichkeit die zweite Mannschaft zu unterstützen und die B-Jugend zu trainieren. Nach anfänglichen Überlegungen, die Karriere fortzusetzen, reifte der Entschluss für die Trainerlaufbahn. Haenen: &bdquo;Ich wollte schon immer Trainer werden, und hier bot sich für mich ein guter Einstieg in einem bekannten Umfeld.“ Ergänzend dazu wurde im Trainerteam der Profis ein Posten frei. Das Angebot aufzurücken, nahm Haenen dankbar an. Der Schritt vom Spieler ins Trainerteam gelang: &bdquo;Die Akklimatisierung funktionierte und die Akzeptanz der Mannschaft war da.“ Ab 2022 war er dann gleichzeitig eigenverantwortlicher Chef der zweiten Mannschaft. Gerade die Position als Bindeglied zwischen Jugend und Profis reizte Haenen. Unterschiedliche Vorstellungen in Melsungen Doch die Erfolge der Profis in Melsungen ließen den Fokus verschwimmen. Haenen wollte andere Ansätze für den Nachwuchs als die Vereinsführung verfolgen. Nach mehreren Gesprächen entschloss man sich im Oktober 2024 die Zusammenarbeit aufzulösen. Die Prioritäten waren zu unterschiedlich gelagert. Zudem war die zeitliche Belastung enorm: &bdquo;Wir waren bundesweit unterwegs und sind noch durch Europa gereist.“ Die Entscheidung stand, einen Schritt zurückzumachen. Haenen suchte eine neue Herausforderung und nutzte die alten Kontakte aus Lemgoer Zeiten zu Pfannenschmidt und Sprdlik. Weil Tobias Fröbel seine Doppelfunktion als Trainer der Reserve und Pfannenschmidt Assistent beim Drittliga-Team ruhen ließ, bot sich die doppelte Planstelle perfekt an. Radius der Auswärtsspiele ist in Bielefeld kleiner geworden Haenens Arbeitspensum ist um die Heeper Halle aktuell aber nicht geringer als in Melsungen. &bdquo;Für jemanden, der den Handball liebt, ist es schwer, etwas loszulassen“, sagt er. Immerhin ist der Radius für die Auswärtsspiele aktuell deutlich kleiner und der zeitliche Aufwand so geringer. Das sei besser mit der Familie in Einklang zu bringen. Als Oberliga-Spitzenreiter lässt sich Haenen von der aktuell komfortablen Position nicht blenden. &bdquo;In den nächsten Wochen spielen wir noch gegen Mennighüffen, Spenge II und Isselhorst. Wenn wir diese Matches gespielt haben, hat man ein erstes Gefühl, wie die Saison läuft.“ Mit einem Blick in die eigene Zukunft hofft Haenen Trainer in der Bundesliga zu werden. &bdquo;Vielleicht wird es ja auch mal der Nationaltrainer in den Niederlanden“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Für Oranje hat Arjan Haenen schließlich 28 Länderspiele bestritten. Wie erwähnt, ein großer Wurf für die TSG.

Meistgelesen