Aus Brackwede im Marathon-Lauf rund um die Welt

Bielefeld. Angelika Grubel ist weltweit unterwegs. Nicht nur, um Erfahrungen zu sammeln. Sondern auch, weil sie weltweit Marathons läuft. Sie ist die erste aus Bielefeld stammende Frau, die alle sechs wichtigsten Events erfolgreich absolviert hat: Die Serie der World Marathon Majors (WMM). Losgelaufen ist sie vor vielen Jahren in Brackwede. Bei den WMM handelt es sich um die renommiertesten und prestigeträchtigsten Marathonläufe der Welt: Tokio, Boston, London, Berlin, Chicago und New York. Viele Profiläufer träumen davon, nach allen sechs Wettbewerben die besondere &bdquo;Six Star Finisher“-Medaille zu erhalten. Grubel hat es geschafft und trainiert jetzt für den siebten Marathon. Der Lauf von Sydney erhielt 2022 als erster auf der Südhalbkugel das begehrte Prädikat &bdquo;World Athletics Platinum Label“ und gehört ab diesem Jahr zur WMM-Serie. Der Startschuss fällt am 31. August. Dafür verfolgt die in die USA ausgewanderte 54-jährige Angelika Grubel einen strikten Trainingsplan. Vom Laufen zu Hause, noch ehe die Sonne aufgeht Jede Nacht steht sie um 3.30 Uhr in Ormond Beach, nördlich von Daytona Beach in Florida, auf, um der Hitze des Tages zu entgehen. Sechs Tage die Woche betreibt sie Lauftraining, an drei Tagen in der Woche kommt Krafttraining hinzu. &bdquo;An den Wochenenden mache ich zehn bis zwanzig Kilometer die Nacht und bin zu Hause, bevor die Sonne aufgeht“, sagt Grubel. In der Woche läuft sie acht bis zwölf Kilometer. &bdquo;Immer am Fluss entlang und durch die Parks“, beschreibt sie ihre Laufstrecke. Dort gebe es kostenlose Wasserspender und Toiletten. So muss sie keinen Proviant mitnehmen. Grubel stammt aus Brackwede. Sie ist dort aufgewachsen, hat die Realschule besucht und bei der SV Brackwede Handball gespielt. Nach einem sozialen Jahr im Krankenhaus Johannesstift hat sie dort eine medizinische Ausbildung gemacht, sich in einen Arzt verliebt und ist ihm und seinem Stipendium in die USA gefolgt. Grubel: &bdquo;Der Gedanke war für ein Jahr rüberzugehen. Heute lebe ich seit 31 Jahren hier.“ Nachdem ihre Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, hat sie den Laufsport für sich entdeckt. Angefangen hat Grubel mit Fünf-Kilometer-Läufen, später kamen Halbmarathons (21 Kilometer) dazu. Ihr Coach Rob Maxwell hat sie davon überzeugt, dass sie das Zeug für Marathons hat. 2014 hat sie beim Marathon in Jacksonville für die 42,195 Kilometer vier Stunden gebraucht. Schnell hat sie sich für den ersten WMM in Boston qualifiziert. Den kleinsten der großen Marathons ist sie 2018 gelaufen. &bdquo;Bei schlimmem Regenwetter habe ich vier Stunden und 16 Minuten gebraucht“, sagt sie. New York im selben Jahr lief besser. Nach 22 Kilometern drängt sich die große Frage auf Weitere Stationen waren Chicago (2019) und nach Corona Berlin (2022), London (2023) und Tokio (2024). 30.000 bis 50.000 Menschen sind jeweils am Start. &bdquo;Der große Reiz ist es seinen inneren Schweinehund zu überwinden, einfach nachts aufzustehen, loszulaufen und alleine etwas zu schaffen“, sagt Grubel. Nach 22 Kilometern fange sie meistens an zu fluchen und frage sich: &bdquo;Warum mache ich das?“. Doch es geht immer weiter. Sie reist gerne und liebt es, Gleichgesinnte kennenzulernen. Der Marathon durch Berlin war für sie am emotionalsten. Ihre Kinder und ihr in Bielefeld lebender Bruder waren dabei. &bdquo;Dieser Moment, als ich durch das Brandenburger Tor gelaufen bin, hat mich an die Zeit erinnert, als ich mit meinem Vater dort war, als die Mauer noch stand und wir eben nicht durchlaufen konnten.“ Auch der Lauf in Boston vorbei am Mahnmal der Anschläge 2013 gehört zu ihren Gänsehautmomenten. Für die Bielefelderin geht nichts ohne Trainer Ende August in Sydney steht der nächste Meilenstein, die &bdquo;Seven Star Hall of Fame“ an. Als weitere Austragungsorte sind auch Schanghai und Südafrika noch Kandidaten für die Zukunft. Heute sieht Grubels Fazit so aus: &bdquo;Es war definitiv eine gute Entscheidung einen Trainer zu nehmen. Von ihm habe ich gelernt mit der richtige Intensität zu trainieren, was eine gute Ausstattung bedeutet und wie ich Verletzungen vorbeuge.“ Um bei einem WMM anzutreten gibt es nur drei Möglichkeiten: die Qualifikation durch eine schnelle Marathonzeit, über ein Lotterieverfahren oder mit einer Charity-Organisation oder einem Reiseveranstalter. 2026 folgt ihre Premiere beim Hermannslauf Alles, was außerhalb der USA oder Deutschland stattfindet, ist für Grubel schwer zu finanzieren. Daher ist sie auf Sponsoren angewiesen, die ihr Trikot schmücken oder Fotoshootings bekommen. Heute arbeitet sie als Personal Trainerin und bereitet Läufer auf deren Marathons vor. Eine besondere Premiere will Grubel 2026 in ihrer Heimat feiern. Sie wird zusammen mit ihrem Bruder Roman Loch, der in Schildesche eine Tankstelle betreibt, zum ersten Mal den Hermannslauf bestreiten. Loch ist im Vorteil, er hat den Teuto-Klassiker schon mehrfach gemeistert. Grubel liebt die Sparrenburg und die Altstadt , bis heute ist Bielefeld für sie und ihre Familie das zweite Zuhause. Darum fliegen sie regelmäßig über den großen Teich.

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