Bielefelder Übergewichtige wollen mit Fußball gemeinsam Grenzen überwinden

Bielefeld. Für die Adipositas All-Stars vom TuS Ost wird es allmählich ernst. In der ersten Aprilwoche startet die Mannschaft in ihre erste Ligen-Saison. Zuvor hat es rumort. Ein Teil des Teams ist zum VfL Ummeln gewechselt und hat dort eine zweite Bielefelder Schwergewichtigen-Mannschaft gegründet. Mit neuem Trainerstab und frischem Nachwuchs rechnen sich die Kickers vom TuS Ost dennoch gute Chancen im NRW-Vergleich aus. Insgesamt neun Spieler sind in das neue Team abgewandert. Gründer Dennis Vogel zeigt sich dennoch positiv: &bdquo;Kurz vor Ligastart war das sehr unglücklich, aber wir haben den Weggang kompensiert.“ Seit Januar ist der Kader um 14 neue Spieler gewachsen. Als Glücksgriff bezeichnet die Mannschaft auch ihren neuen Cheftrainer Christian Meyerdrees, der zuvor die Jöllenbecker Jugend trainiert hatte. 16 Teams starten in der NRW-Liga Meyerdrees ist selbst von Adipositas betroffen und hat in der Mannschaft eine neue Aufgabe gefunden. Vogel tritt mit dem Wechsel in den Hintergrund und kümmert sich weiterhin um das Vertragliche und die Zusammenarbeit mit der Adipositas-Hilfe. Unterstützt wird Meyerdrees von Co-Trainer Tobias Sperling. Lesen Sie auch: Bielefelder nimmt 64 Kilo ab und macht anderen Mut Noch nicht einmal ein Jahr gib es die Adipositas All-Stars, und schon stehen sie vor ihrer ersten Saison. 16 Teams in NRW sind dafür gemeldet. Die Gruppe wird zwischen den West- und Ostmannschaften aufgeteilt. Nachdem jeweils acht Teams ihre Besten ermittelt haben, treten diese beiden gegeneinander an und spielen den Meister aus. Neben dem TuS Ost wird aus Bielefeld auch die neue Mannschaft vom VfL Ummeln mit dabei sein. Der Trainer sieht eine starke Mannschaft Vogel sieht gute Möglichkeiten für sein Team: &bdquo;Wir haben eine starke Mannschaft mit Erfahrung auf dem Fußballballplatz, nur die Spielpraxis miteinander fehlt noch.“ Zeitnah soll der Kader von fünf Frauen und 19 Männern auf 30 bis 35 Spieler anwachsen. &bdquo;Auch einen weiteren Torhüter könnten wir noch gebrauchen“, sagt Vogel. Voraussetzung ist neben dem Mindestalter von 18 Jahren ein Body-Mass-Index (BMI) von mindestens 31. Der Body-Mass-Index setzt Gewicht und Größe eines Menschen in Relation. Berechnet wird der BMI, indem das Körpergewicht (in Kilogramm) durch die Körpergröße (in Meter zum Quadrat) geteilt wird. Eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht. Jeder Spieler bekommt seine Anteile auf dem Platz &bdquo;Das Leistungsniveau ist sehr unterschiedlich, trotzdem bekommt jeder seinen Spielanteil – und wenn es nur für ein bis zwei Minuten ist“, erklärt der Initiator. Möglich ist das, weil bei den Spielen unbegrenzt gewechselt werden darf. Lesen Sie auch: Kicken unter erschwerten Bedingungen Meyerdrees setzt auf ein Training in kleinen Gruppen und die richtige Motivation: &bdquo;Wir arbeiten viel mit dem Ball und laufen wenig, es muss Spaß machen, nur so lernt man Fußball.“ Er selbst ist frisch operiert, hat gerade einen Magenbypass bekommen. &bdquo;Am Anfang dürfen Betroffene nur wandern, nach sechs Wochen ist wieder alles an Sport erlaubt“, erklärt er. Grundsätzlich könnte jeder Fußball spielen und werde mit etwas Training immer besser. Kleingruppentraining bringt Erfolgserlebnisse &bdquo;Jeder geht so weit, wie er es körperlich schafft. Während der eine mit der Übung bei 50 Prozent ist, kann der andere schon bei 110 Prozent sein“, sagt der Coach. Ein individuelles Training in Kleingruppen sorge daher regelmäßig für Erfolgserlebnisse. &bdquo;Es gilt immer etwas mehr zu schaffen“, so Meyerdrees. Wie gut das Konzept bei den Spielern ankommt, beweist Qamile Bitici. Die 32-jährige Abwehrspielerin gehört seit August zum Team. &bdquo;Ich bin durch Werbung in den sozialen Medien auf die Mannschaft aufmerksam geworden und konnte es anfangs gar nicht glauben“, berichtet sie. Vor dem Fitnessstudio lange gedrückt Noch einen Monat habe sie mit sich gehadert und sich dann getraut. &bdquo;Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und habe direkt neue Freundschaften geschlossen“, sagt Bitici. Andere Frauen im Team haben ihr beim Einstieg geholfen. &bdquo;Trotzdem hätte ich mich sogar nur unter den Männern wohlgefühlt“, sagt sie. Wenig Leistungsdruck und viel gegenseitige Motivation mache die Gruppe aus. Sport habe ihr schon immer Spaß gemacht. Doch vor dem Fitnessstudio hätte sie sich nur gedrückt: &bdquo;Hier gibt es feste Termine und eine Mannschaft, da fällt es schwerer, einfach abzusagen, wenn ich mal keine Lust habe“, sagt sie. Zudem sei es günstiger als ein Fitnessstudio und ein Teil des Beitrags fließe in die Adipositas-Hilfe, um anderen Menschen zu helfen. Seit sie dabei ist, merke sie eine deutlich verbesserte Kondition und Beweglichkeit, so dass ihr auch der Alltag leichter falle. Der Manager gilt als großes Vorbild &bdquo;Von Fußball hatte ich vorher keine Ahnung, hier habe ich zunächst gelernt, wie Einwurf und Abseits funktionieren“, sagt Bitici. Auch wenn der Spaß im Vordergrund stehe, merke sie kurz vor Ligastart etwas mehr Disziplin beim Training. &bdquo;Unser neuer Coach gestaltet das Training sehr vielseitig, da kommt keine Langeweile auf“, lobt sie. Vogel ist ihr großes Vorbild. Innerhalb von zwei Jahren hat er 70 Kilogramm an Gewicht verloren und darf somit nicht mehr in der übergewichtigen Mannschaft spielen. &bdquo;Das motiviert uns hier alle“, sagt Bitici.

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