Bielefelder Physiotherapeut zeigt vollen Einsatz auf und an der Bank

Bielefeld. Niklas Pieknik ist fußballverrückt. Der 27-Jährige ist Physiotherapeut beim Landesligisten VfL Theesen. Er brennt für seinen Beruf und für seinen Verein. Nach dessen Spielen richtet er seine Termine aus. Das kommt bei seiner Freundin nicht immer gut an. Bei den Spielern des VfL Theesen indes umso mehr. Zu der Aufgabe als Physio in einem Sportverein ist Pieknik eher zufällig gekommen. Der gebürtige Bielefelder wohnt seit zwölf Jahren in Enger und ist hier und da mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs: &bdquo;Ich habe mal Jürgen Dreier, den Vorsitzenden des SV Enger-Westerenger, in der Bahn getroffen und da hat er mich einfach gefragt, ob ich Lust dazu hätte.“ Sofort war er Feuer und Flamme. Pieknik: &bdquo;Jürgen hat mich in meiner Anfangszeit wahnsinnig gut unterstützt.“ Bielefelder drohte Amputation nach Unfall Neben seiner Physio-Tätigkeit war Pieknik auch Fußball-Schiedsrichter. Zunächst im Kreis Herford, später in Bielefeld. Die Schiedsrichterei hat er aus verschiedenen Gründen drangegeben. Vielmehr widmet er sich seit Sommer 2022 dem VfL Theesen und der Gesunderhaltung und Pflege der Spieler. &bdquo;Manchmal liegt auch einer unserer Betreuer bei mir auf der Pritsche“, sagt Pieknik lachend. Lesen Sie auch: So spielte Theesen gegen Hövelhof Der Kontakt nach Theesen kam über den ehemaligen VfL-Physio Sören Schürmann zustande. Im Oktober 2020 hatte Pieknik einen schweren Unfall. Er war mit dem Fahrrad in Enger unterwegs und kollidierte mit einem Bus. &bdquo;Der ist mir in einer Kurve über den Fuß gefahren“, so Pieknik. Die Folge: Eine offene obere Sprunggelenksfraktur. &bdquo;Es sah sogar danach aus, als müsse man den Fuß amputieren. Zum Glück ist es so weit dann aber nicht gekommen.“ Theesener Physiotherapeut trägt Spezialschuhe Niklas Pieknik verbrachte geraume Zeit im Krankenhaus und benötigte danach selbst viel Physiotherapie. Die fand bei Schürmann in der Praxis statt. &bdquo;Nach der ersten Anfrage von Sören hat mich dann Jörg Pudel angerufen und dann ging alles ganz schnell.“ Mittlerweile ist Pieknik beim VfL Theesen nicht mehr wegzudenken und betreut seit dieser Saison neben der ersten Mannschaft auch noch die Jugendteams ab der U15 aufwärts. In Folge des Unfalls wurden für Niklas Pieknik eigene Fußballschuhe in einem Orthopädie-Fachgeschäft in Münster hergestellt. Dort ist unter anderem auch Bayern-Torwart Manuel Neuer Kunde. Pieknik: &bdquo;Diese Schuhe sind ganz speziell für mich angefertigt. Der ganze Prozess hat ungefähr ein Jahr gedauert und rund 2.000 Euro gekostet.“ Für Theesen wird in der fußballfreien Zeit Urlaub gemacht Da die Berufsgenossenschaft eingesprungen war, hat Pieknik das Schuh-Angebot angenommen. &bdquo;Diese Schuhe gibts tatsächlich nur ein einziges Mal, und ich bin auch ein bisschen stolz darauf“, sagt er. Durch den etwa knöchelhohen Schaft geben sie ihm deutlich besseren Halt. &bdquo;Theesen oder nichts“, sagt Niklas Pieknik und lacht. Der VfL sei ihm sehr wichtig. &bdquo;Das habe ich auch meinen Arbeitgebern immer gesagt. Dadurch, dass ich mir meine Arbeitszeit eigentlich frei einteilen kann, gab es auch noch nie Kollisionen.“ Und wie mit der Arbeit hält er es auch mit dem Urlaub. &bdquo;Natürlich möchte ich meinen Urlaub so legen, dass er in der fußballfreien Zeit ist. Das findet meine Freundin Lisa nicht immer so gut, aber bisher hat es geklappt. Lisa unterstützt mich und dafür bin ich ihr auch sehr dankbar“, so Pieknik. Tom Fuhrmann plagt ein Muskelfaserriss Die Spieler des VfL feiern ihren Physio für seinen Einsatz. Kapitän Laurens Flocke sagt: &bdquo;Niklas ist unfassbar wichtig für uns. Er ist zuverlässig, immer engagiert und sehr humorvoll. Auch als Mensch mit seiner positiven Art ist er eine Bereicherung. Niklas lacht immer und verbreitet gute Laune. Ich habe selten einen Physio gesehen, der neben seiner normalen Tätigkeit so viel Zeit und Aufwand betreibt, um uns Spielern eine bestmögliche Behandlung zu bieten.“ Aktuell ist Theesens Tom Fuhrmann Piekniks Dauergast auf der Pritsche. &bdquo;Er hat einen Muskelfaserriss. Unser Plan ist, dass er nächste Woche wieder ins Training einsteigt. Wenn alles gut klappt, könnte er im übernächsten Heimspiel wieder im Kader sein“, so Pieknik. Neben Fuhrmann ist auch Defensivstratege Timon Siebert häufig bei ihm zu finden. &bdquo;Timon ist der Spaßvogel. Wenn er zu mir kommt, ist es immer lustig. Das Gegenteil von Timon ist Benedikt Genz. Er ist der Ruhigste von allen.“ Physiotherapeut Pieknik leidet während der Spiele Timon Siebert hat natürlich auch eine Anekdote zu Niklas Pieknik parat: &bdquo;Niklas fiebert immer extrem mit. Das beste Beispiel ist die Hallen-Fußball Stadtmeisterschaft. Da hatte er, glaube ich, den höchsten Blutdruck von uns allen, ohne dass er auch nur eine Minute auf dem Platz stand. Der Junge war kaum ansprechbar, so stark hat er mitgefiebert.“ Während des Spiels, so Siebert, sei bei Pieknik volle Konzentration angesagt. Vor Anstoß und nach Abpfiff seien jedoch Späße erlaubt. Siebert: &bdquo;Niklas lockert also nicht nur unsere Muskeln, sondern auch unsere Stimmung.“ Ganz neu in dieser Saison ist übrigens, dass Pieknik während des Spiels per Headset mit Betreuer Selim Koyun verbunden ist. &bdquo;So haben wir immer den direkten Draht und ich muss nicht über den ganzen Platz brüllen, wenn mal etwas ist. Eigentlich nutzen wir es nur, um Engin Acar mitzuteilen, ob es für den Verletzten weitergeht oder nicht. Aber das hat ja durchaus auch taktische Gründe.“ Ob Pieknik am Sonntag, wenn seine Theesener die SpVg. Beckum empfangen, zum Einsatz kommt, bleibt abzuwarten. Er sagt: &bdquo;Mir ist es lieber, wenn ich während des Spiels nicht gebraucht werde.“ Vielmehr würde er gern vollen (Jubel-)Einsatz an der Bank zeigen, wenn Laurens Flocke, Timon Siebert und der Rest der VfL-Mannschaft einen Heimsieg einfahren. Lesen Sie auch: Bielefelder Physio trifft alle paar Tage Ronaldo

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