100 Jahre Tennis beim TC Brackwede: Der weiße Sport erlebt eine Renaissance

Bielefeld. Der Tennisclub Brackwede e. V. (TC) feiert 100 Jahre Tennis im Bielefelder Süden. Die Anlage umfasst heute 16 Außenplätze plus eine Tennishalle sowie eine gut laufende Gastronomie. Damit gehört sie zu den 22 größten Tennisanlagen in Deutschland. Etwa 500 Mitglieder zählt der Verein. Vor allem im Kinder- und Jugendbereich sei ein großes Mitgliederwachstum zu verzeichnen, weshalb der Verein sehr optimistisch in die Zukunft blickt. &bdquo;Wir haben allein in diesem Jahr schon über 70 Neuzugänge – zum Teil ist das unserem neuen Trainer Andy Kruza zuzuschreiben, der sehr engagiert ist und gut im Verein angenommen wurde“, lobt der erste Vorsitzende Ralf Haase. Mit den Zeiten von Boris Becker und Steffi Graf in den Achtzigern sei der Ansturm zwar nicht zu vergleichen, aber dennoch sehr erfreulich. Gleichzeitig sei die Fluktuation bei der Jugend nach dem Abitur – wenn es zum Studieren in die weite Welt geht – wie in allen Vereinen hoch. Süd-Bielefelder Verein ist geprägt von Familien &bdquo;Unser Verein ist geprägt von Familien, die schon in zweiter, dritter und vierter Generation unterstützen – Werte und Traditionen werden hier weitergegeben“, sagt Haase. Das Vereinsleben werde gelebt und Tennis als Sport spiele nicht die einzige Rolle. Am längsten ist Klaus Höning dabei. Seit 1951 ist der 88-Jährige dem Brackweder Verein treu. Der TC setzt auf ein breites Angebot und richtet sich sowohl an Leistungs- als auch Hobbysportler. &bdquo;Obwohl wir ein reiner Tennisverein sind, bieten wir auch für Nichtsportler etwas an“, so Haase. Ein Kinderspielplatz, ein Beachvolleyballplatz und das spanische Restaurant Salvadors gehören zur Anlage. &bdquo;Es wird gemunkelt, dass es hier die besten Steaks in Bielefeld gibt“, sagt der Ex-Vorsitzende Georg Volkmer. Auch das Restaurant feiert im kommenden Jahr bereits 25-jährige Bestehen. Der Sport und die Kulinarik liegen eng beisammen: Chef Salvador Marin-Martinez ist gleichzeitig zweiter Vereinsvorsitzender des TC. Erster Multicourt geplant Nach hohen sechsstelligen Investitionen in den vergangenen Jahren sind auch für die Zukunft große Veränderungen geplant. Die Umkleide- und Sozialräume sollen modernisiert werden. Außerdem plant der Verein, einen Platz zu einem ersten Multicourt umzubauen und somit die Aufenthaltsqualität weiter zu steigern. Auf dem neuen Court soll es auch möglich sein Basketball und Fußball zu spielen. Gleichzeitig gibt es bei dieser Investition einen weiteren Hintergedanken: &bdquo;Neuspieler müssen dann nicht gleich auf einem Ascheplatz spielen, was mit Wässern, Abziehen und Linienfegen verbunden ist – was möglicherweise andere Schuhe erfordert und einige abschreckt“, erklärt Haase. 1924 hat alles begonnen. Auf zwei von den Möller-Werken errichteten Plätzen wurde an der Gütersloher Straße in Brackwede unter dem Namen &bdquo;Tennisclub Blau-Weiß Brackwede“ gespielt. Ein Sportplatz und ein Tennisplatz dienten der sportlichen Betätigung der Mitarbeiter, denn die Gesundheit der Mitarbeiter war ein großes Anliegen – so geht es aus historischen Archivunterlagen der ansässigen Firmen hervor. Einer der Tennispioniere war Gerd von Möller, nachdem auch das Traditionsturnier des Tennisvereins benannt ist. In diesem Jahr wurde es bereits in seiner 72. Auflage ausgetragen. Am Kupferhammer begann alles 1926 pachtete der Verein &bdquo;Westfalia 07 e. V. Brackwede“ den Sportplatz zunächst nur für Fußball. Aufgrund des starken Zuspruchs für den Tennissport wurde 1927 ein weiterer Tennisplatz an der Gütersloher Straße errichtet und im Jahr darauf der “Tennisclub Kupferhammer Blau-Weiss, Brackwede“ gegründet. Die Beziehungen unter den ansässigen Vereinen sollen gut gewesen sein. Vorsitzende vom Westfalia-Verein waren gleichzeitig auch Mitglied bei Blau-Weiss. &bdquo;Damit ist der heutige TC eng mit dem ursprünglichen Möllerischen-Tennisclub verbunden und ging wahrscheinlich aus ihm hervor“, so der heutige Vorsitzende Ralf Haase. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es 1945 zum Zusammenschluss der Sportvereinigung Brackwede (SVB). Josef Metzger übernahm fortan über 25 Jahre lang den Vorsitz der Tennisabteilung. Der Monatsbeitrag lag zu dieser Zeit bei 70 Pfennig für Männer und 40 Pfennig für Frauen. 1946 übernahm Westfalia zwei total zugewucherte Tennisplätze mit einem kleinen Clubhaus an der Sportstraße. &bdquo;In Eigenarbeit und mit viel Improvisations- und Organisationstalent haben die Mitglieder die Anlage wiederhergerichtet“, so Haase. In den darauf folgenden Jahren wurde die Anlage auf insgesamt sechs Plätze erweitert. Einer fiel später dem Ausbau des angrenzenden Stadions zum Opfer. 1979 wurde die neue Anlage am Bockschatz Hof bezogen Als die Kapazitäten nicht mehr ausreichten, beschloss die Mitgliederversammlung 1977 unter Vorsitz von Helmut Menze ein Gelände an der Duisburger Straße (Bockschatz Hof) zu pachten. Zunächst wurden zehn Außen- und zwei Hallenplätze samt Club- und Gastronomieräumen errichtet und 1979 eingeweiht. Zu Zeiten des Tennisbooms Mitte der 80er-Jahre wurde die Anlage um sechs Außen- und einen Hallenplatz erweitert. 2004 spaltete sich unter dem Vorsitzenden Klaus Riemer die damalige Tennisabteilung von der SV Brackwede ab und ist seitdem als TC Brackwede eigenständig. Haase kennt die Gründe dafür: &bdquo;Es standen hohe Investitionen an, wofür auch alle anderen Abteilungen hätten mit einstehen müssen – letztendlich war es eine Haftungsfrage, bei uns in der Abteilung waren einige Mitglieder bereits das finanzielle Risiko zu tragen.“ Zunächst wurde das Hallendach erneuert und eine Photovoltaikanlage errichtet. 2022 folgte erneut eine hohe sechsstellige Investition: &bdquo;Die Außenanlage wurde pflegeleichter aufgearbeitet, zwei neue Pavillons zum Wechseln der Schuhe errichtet, der Teppichboden ausgetauscht, die Heizungsanlage erneuert, eine neue Lichtanlage in der Tennishalle installiert und das Flutlicht auf zwei Plätzen auf LED umgestellt“, sagt Haase. So ist der TC Brackwede gerüstet für die Zukunft.

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