Brüder im Geiste, aber Gegner auf dem Fußballplatz

Bielefeld. TuS Dornberg gegen VfL Theesen. Es ist das Derby in der Landesliga, auf das die Bielefelder Fußballfans gewartet haben. Doch für Dornbergs Mitja Schierbaum und den Theesener Yatma Wade ist es viel mehr. Beide sind beste Freunde, teilten sich ein WG-Zimmer und waren gemeinsam im Senegal. An diesem Samstag ab 14.30 Uhr sind sie Gegner. Eine ungewohnte und doch spannende Situation für beide, auf die sie sich freuen. &bdquo;Mitja ist wie ein Bruder für mich. Er ist auf jeden Fall ein großer Grund, dass ich noch in Deutschland bin. Mein Start hier war sehr schwierig. Er hat mir dabei viel geholfen“, beginnt Yatma Wade. 2017 kam er zum VfL Theesen. Zu dieser Zeit war auch Mitja Schierbaum noch ein &bdquo;Roter.“ Am Anfang haben wir mit Händen, Füßen und Google kommuniziert. Es entwickelte sich eine echte Freundschaft. Schierbaum: &bdquo;Yatma war mir von Anfang an mit seiner lustigen und offenen Art sympathisch. Zudem hatte ich großen Respekt vor seiner bisherigen Lebensgeschichte und war daran interessiert, ihn besser kennen zu lernen. Ich habe ihm damals bei vielen Behördengängen als Übersetzer geholfen, als er noch kein Deutsch sprechen konnte. Am Anfang haben wir nur mit Händen, Füßen und Google-Übersetzer kommuniziert. Jetzt haben wir schon viel gemeinsam erlebt, können problemlos miteinander reden und sind beste Freunde.“ Alles begann mit der zunächst schwierigen Wohnungssuche von Wade. Schierbaum sprang wie selbstverständlich ein. &bdquo;Erstmal für den Übergang haben wir zusammen in meinem WG-Zimmer gelebt. Aus der Übergangslösung ist eine Dauerlösung geworden und wir haben dann etwas länger als ein Jahr zusammen in einem Zimmer gelebt“, erzählt der 29-jährige Schierbaum. Reisgerichte und Nudeln auf der Speisekarte Doch wer glaubt, dass Zusammenleben sei von legendären WG-Partys geprägt gewesen, der täuscht sich. &bdquo;Ich habe häufig Nachtschichten arbeiten müssen, da blieb uns gar keine Zeit für echte Partys“, erklärt Wade. Vielmehr haben beide gemeinsam gekocht. Schierbaum: &bdquo;Yatma ist auf Reisgerichte spezialisiert.“ Wade: &bdquo;Und bei Mitja gab es häufig Pasta.“ Doch nicht immer lief das Zusammenwohnen harmonisch. Schierbaum berichtet lachend: &bdquo;Yatma hat sehr regelmäßig unser gemeinsames Zimmer geputzt. Dabei hatte er interessante Techniken: Zum Beispiel mit einem nassen Lappen durch die Luft zu schlagen, um den Staub aus der Luft zu nehmen. Ich fand, eigentlich waren die Wände danach einfach nur nass.“ Der Besuch in Saint-Louis als größtes Abenteuer Aber auch Wade fielen Dinge auf, die er so nicht nachvollziehen konnte. &bdquo;Mitja hat immer lange gebraucht seine Wäsche zu waschen, der Korb war lange voll “, erinnert sich der 28-jährige Stürmer. Zu einem Streit entwickelte sich das nie. Vielmehr zu Erinnerungen, an die beide mit einem Lächeln zurückdenken. Das größte gemeinsame Abenteuer war gewiss der Besuch in Wades Heimatstadt Saint-Louis. An der nordwestlichen Küste Senegals liegt die 200.000-Einwohner-Metropole. Sie gilt als kulturelles Zentrum des Senegals. Bis heute lebt Yatma Wades Familie dort, er reist zu regelmäßigen Besuchen dorthin. Einmal mit Mitja, bei dem diese Reise bis bleibende Eindrücke hinterlassen hat. Schierbaum: &bdquo;Der Besuch in Yatmas Heimat war schon sehr besonders für mich. Er hatte mir viel von seiner Familie und seiner Heimatstadt Saint-Louis erzählt, aber so richtig konnte ich mir das nie vorstellen.“ Für Yatma Wade war es eine Herzensangelegenheit, seinem besten Freund, von dem er daheim so viel erzählt hatte, seine Familie vorzustellen. Schierbaum lernt Wades Heimat Senegal kennen Wade sagt: &bdquo;Ich spreche mit meiner Familie heute noch über den Besuch und meine Eltern und Geschwister erkundigen sich immer nach Mitja.“ Schierbaum ergänzt: &bdquo;Die Zeit dort war sehr intensiv. Ich habe viele neue Menschen kennengelernt, die mich wahnsinnig herzlich aufgenommen haben. Dabei war vieles neu für mich: der Lebensstandard, das Klima und das Essen. Wir haben viel unternommen. Ein Highlight war sicherlich der Besuch eines Fußballspiels der heimischen Mannschaft aus Saint-Louis, dort habe ich erlebt, wie fußballverrückt die Leute sind. Vor allem aber ist bei mir hängen geblieben, wie viel Verantwortung Yatma dort hat. Seine Art der Unterstützung für viele Menschen dort hat mir sehr imponiert.“ &bdquo;Mitja hat ein super Eins-gegen-eins-Spiel“ Doch bei all den Erinnerungen steht nun das Derby zwischen den beiden. Mittlerweile wohnen sie nicht mehr zusammen, sind aber immer noch Freunde und schätzen sich auch fußballerisch sehr. Während Schierbaum gern Wades Kopfballspiel hätte, würde Wade gern ein bisschen von Schierbaums Spielverständnis haben. &bdquo;Mitja hat ein super Eins-gegen-eins-Spiel und einen ruhigen Kopf. Er ist zwar nicht so torgefährlich, dafür aber sehr schnell“, beschreibt Wade grinsend seinen Kumpel. Schierbaum hingegen warnt: &bdquo;Ich glaube, Yatma hat für das Niveau, auf dem wir Fußball spielen, eine überdurchschnittliche körperliche Power. Dazu kommt sein großer Durchsetzungswille und sein guter linker Fuß. Das macht ihn zu einem sehr gefährlichen Stürmer.“ Schierbaum tippt auf Dornberger 2:1-Sieg Wer von beiden die Nase vorn haben wird, bleibt abzuwarten. Beide sind sich sicher, dass ihr Verein am Ende der glücklichere sein wird. Schierbaum: &bdquo;Wir haben eine durchwachsene Vorbereitung gespielt und einige Verletzte. Darum werden wir alles reinhauen und die schwierige Situation annehmen. Am Ende gewinnen wir 2:1.“ Wade mag nicht tippen. Aber auch er hat eine Einschätzung: &bdquo;Wir haben insgesamt ein starkes Team. Ein guter Mix aus erfahrenen und jungen, fitten Spielern, die Qualität haben.“ Augenzwinkernd fügt er an: &bdquo;Außerdem haben wir einen ganz passablen Stürmer.“

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