Zwei Stammspieler auf dem Weg zum Coup

Bielefeld. Einfach mal über Handball quatschen. Am besten dort, wo sich die Spieler wohlfühlen: in der Halle. Redakteur Uwe Kleinschmidt hat sich vor dem Heimspiel der TSG Altenhagen-Heepen gegen den TV Emsdetten mit Mittelmann Florian Schöße und Kreisläufer Alexander Engelhardt in der Umkleide des Heeper Doms zum Kabinengespräch getroffen. Um über Geburtstage, sportliche Zuständigkeiten und den Vergleich mit dem Top-Team heute um 20 Uhr (Seidensticker-Halle) zu sprechen. Uwe Kleinschmidt: Florian, Glückwunsch nachträglich zum 27. Er fiel ja nun am Montag auf einen Trainingstag. Wie läuft denn so eine handelsübliche Feier im Kreise der Handballer ab? Schampusdusche? Florian Schöße: Ja, am besten schon vor dem Training. Das wär mal was. Aber nein: Wenn jemand Geburtstag hat, darf er sich für das Training was zum Aufwärmen wünschen. Das ist dann eigentlich immer Fußball. Bei mir auch. Dann wird etwas länger gekickt als sonst. Vorher machen wir natürlich ein normales Aufwärmprogramm, damit man die Muskeln aktiviert. Wir kloppen nicht kalt gegen den Ball. Alexander Engelhardt: Also wenn ich mal Trainer mache, dann werde ich zum Aufwärmen immer kicken lassen. Alle hängen sich rein, alle sind warm, und wenn man Glück hat ist auch schon ein bisschen Feuer drin. Drei Jahre verletzungsfrei Kleinschmidt: Womit wir schon fast beim Thema Verletzungen sind. Florian, hinter dir liegt ein relativ bescheidener erster Saisonteil was das betrifft. Du hast oft nicht spielen können. Aber mit dem Fußballspielen hat das nichts zu tun, oder? Schöße: Nein. Die letzte Verletzung war ein Faserriss hinten im Oberschenkel. Vorher war es ein Nasenbeinbruch. Das kann im Trainingszweikampf immer mal passieren. Es waren eigentlich nie so richtig schlimme Verletzungen, aber ich bin halt immer ein paar Wochen ausgefallen. Aber der Oberschenkel ist jetzt ausgeheilt und ich bin fit. Und ich hoffe natürlich, dass es das war und ich den zweiten Saisonteil durchspielen kann. Kleinschmidt: Alexander, du bist gut durchgekommen. Engelhardt: Das stimmt. Überhaupt habe ich seit drei Jahren kein Spiel mehr wegen Verletzungen verpasst. Gegen Söhre musste ich aussetzen, weil ich krank war. Da hab ich vorher zweimal trotzdem gespielt, aber dann hat der Körper das nicht mehr mitgemacht. Darauf muss man schon achten. Es ist ja gerade erst wieder ein Fußballer an einer Herzmuskelentzündung gestorben. Ein paar Blessuren hab ich natürlich auch immer mal. »Vorne ist Florian der Chef – hinten bin ich es« Kleinschmidt: Ihr seid vorne wie hinten eine Achse. In der Abwehr oft auf innen links und halb links, im Angriff Mittelmann und Kreisläufer. Alexander, wie klappt das denn so mit Florian? Engelhardt: Er ist generell eher ein torgefährlicher Mittelmann als nur ein Anspieler. Aber wir verstehen uns inzwischen ganz gut und haben viele Absprachen, auch durch kurze Handzeichen. Damit ich weiß, wo er mich haben will. Hinten kann ich ihm immer Input geben. Ob er zu weit raus geht oder mehr seitlich verschieben muss. Nicht dass wir auf einmal beide offen bei zehn Metern stehen. Also: Vorne ist Florian der Chef und hinten ich. Kleinschmidt: Und wenn das nicht funktioniert, gibt es von der Bank sachdienliche Hinweise zur Ergreifung der Täter . . . Schöße: Ja, da wird der Trainer dann mal kurz lauter. Kleinschmidt: Euch fehlt nun schon länger Dominik Waldhof, dessen Branding ja &bdquo;Abwehrchef“ ist. Ist sein Ausfall nicht zu kompensieren? Engelhardt: Es ist immer scheiße, wenn ein Leistungsträger fehlt. Man kann das grundsätzlich kompensieren. Die Frage ist nur, wie schnell das geht, wie gut und wie lange es hält in einem Spiel. Wir beide haben uns jetzt ganz gut eingespielt hinten und die Mannschaft hat die Spiele gegen Fredenbeck und Ahlen nicht in der Abwehr verloren. Waldhof ist der große Anführer Kleinschmidt: Was macht den Abwehrchef Waldhof denn aus? Sind seine Ansagen schneller, präziser? Schöße: Seine Erfahrung hilft ihm, auch durch viele Spiele in der 2. Liga. Und seine Präsenz ist für uns total wichtig auf dem Feld. Waldi sagt schon mal: ,Jetzt werd’ mal wach und krieg’ den Hintern hoch!’ Er sieht Situationen in der Abwehr einfach besser, weiß, was auf einen zukommt und was zu tun ist. Er ist einfach unser Anführer. Kleinschmidt: Im Gegensatz zur vorigen Saison, als einige die Gegner in der Oberliga schlicht nicht konkurrenzfähig waren, müsst ihr jetzt in der 3. Liga in jedem Spiel nah an die 100 Prozent gehen. Das leichte Spiel in der Oberliga ist vorbei Schöße: Das stimmt. In der Oberliga haben viele Gegner eine gute erste Sieben und in den ersten 20 Minuten gut mitgehalten. Dann haben wir von unserem breiten Kader profitiert und von den individuellen Fähigkeiten. Das ist mit der 3. Liga nicht mehr vergleichbar. Engelhardt: Zuletzt beim Sieg gegen Baunatal haben auch 100 Prozent nicht gereicht. Da haben alle 120 gegeben – und wir haben mit zwei Toren gewonnen. Ich habe das ganze Spiel vor der Abwehr gedeckt, also auf 40 Quadratmetern, und war komplett k. o. danach. Das merke ich heute noch in den Beinen. Schöße: Gegen Baunatal hatten wir dadurch auch eine andere Lockerheit im Spiel. Da hat plötzlich alles besser geklappt. Da konnten dann Nils Strathmeier und Malik St. Claire die Gegenstöße laufen, die uns vorher gefehlt haben. Das soll jetzt natürlich so weitergehen. Kleinschmidt: Womit wir beim TV Emsdetten wären. Der hat 30:2 Punkte und ist hinter Hildesheim der heißeste Anwärter auf einen der zwei Plätze in der Aufstiegsrunde. Haushoher Favorit seid ihr da nicht. Auf tritt Trainer Niels Pfannenschmidt und klatscht in die Hände: &bdquo;Los! Fertig werden! Video!“ – und verschwindet wieder in die Nebenkabine. Engelhardt: Schon gut, wir haben ja noch eine Minute. Also Emsdetten. Das ist das einfachste Spiel. Wir können gewinnen, die müssen gewinnen. Unser Co-Trainer Calle Wagner hat vor kurzem noch gesagt: &bdquo;Wir können gegen alle gewinnen – und gegen alle verlieren.“ Das beschreibt es ganz gut. Was wir am Freitag vorhaben, ist ja klar. Schöße: Genau. Wenn wir die Leistung von Baunatal abrufen, plus ein paar Prozent mehr, dann müssen die uns erstmal schlagen.

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