Trainingslager mit Arminia statt Abi-Ball

Bielefeld. Wenn man kleine Jungs fragt, was sie später einmal werden wollen, heißt es bei vielen: Fußballprofi. Auch Arne Schulz träumte davon, als er im Kindergartenalter beim Bünder SV begann, regelmäßig zu kicken. Heute, etwa 15 Jahre später, hat er es geschafft. Schulz ist dritter Torwart beim heimischen Bundesligisten Arminia Bielefeld. Da er im März erst 19 Jahre alt wird, darf er bis zum Sommer noch in der A-Jugend-Bundesliga spielen. Schulz spricht von einer &bdquo;Luxussituation. Ich kann voll bei den Profis mittrainieren und am Wochenende Praxis sammeln.“ Auf hohem Niveau und in einem besonderen Umfeld. &bdquo;Ich kenne ja die meisten aus der U 19 seit Jahren und spiele gern mit ihnen zusammen.“ In Ennigloh aufgewachsen, kickte Schulz bis zur U 13 beim SV Rödinghausen, ehe er nach Bielefeld kam. Als der Übergang in die gymnasiale Oberstufe bevorstand, wechselte Schulz ans Helmholtzgymnasium. Hatte vorher in erster Linie Torwarttrainer Sebastian Völzow seine Entwicklung begleitet, gewann nun auch Marco Kostmann, Torwarttrainer der Profis, an Bedeutung für Schulz.Die Agentur Rogon meldet sich An Arminias Kooperationsschule hat der DSC-Nachwuchs kürzere Wege zum Training und die Chance auf Zusatzeinheiten. Marco Kostmann prägte Schulz seitdem. &bdquo;Ich bin froh, dass ich schon so lange mit ihm trainieren kann“, sagt er. Parallel zum nächsten Schritt seiner sportlichen Entwicklung schloss sich Schulz kurz vor Beginn der Pandemie einem Berater an. Die Agentur von Roger Wittmann, die hierzulande zu den bekanntesten zählt, war an ihn herangetreten. &bdquo;Rogon“ betreut neben anderen auch Thilo Kehrer, Marcel Sabitzer und Julian Draxler. 2021 folgten der Umzug nach Bielefeld und die Vertragsverlängerung. Die kommentierte Marco Kostmann so: &bdquo;Arne hat eine sehr schöne Entwicklung genommen und sich über einen längeren Zeitraum als lernwillig und lernfähig gezeigt. Insgesamt sind wir damit auf der Torhüterposition wunderbar aufgestellt.“ Sport und Englisch im Abitur In der Oberstufe belegte Schulz die Leistungskurse Sport, wen wundert’s, und Englisch. Von den Fremdsprachenkenntnissen profitiert er tagtäglich in der Kabine, in der viel Englisch gesprochen wird. Frei von schulischen Anforderungen entschloss er sich nach dem Abi, den Fokus ganz auf den Fußball zu legen. &bdquo;Ich hatte im Hinterkopf, nebenbei etwas zu machen. Aber der Aufwand mit dem Mannschafts- und individuellem Training ist zeitaufwendig. Da hätte ich mich nicht hundertprozentig auf ein Studium konzentrieren können.“ Schulz will die Zeit lieber nutzen, um sich &bdquo;zu hundert Prozent im Profibereich zu akklimatisieren“."Passiert der Nummer eins etwas, musst du das Spiel absichern" Statt Abi-Ball in Bielefeld ging es für ihn im Frühsommer dann auch mit den Profis ins Trainingslager nach Österreich. &bdquo;Das war mir deutlich wichtiger“, sagt er. Mit den Profis im Trainingslager – wieder hat er ein Etappenziel erreicht. Spätestens seit dem Übergang in die U-17-Bundesligamannschaft verfolgte Schulz sein Ziel, Profifußballer zu werden, mit noch größerer Konsequenz. &bdquo;Es läuft nicht immer alles zu hundert Prozent glatt, aber ich hatte immer das Gefühl, dass es in die richtige Richtung geht“, sagt er. Marco Kostmann habe ihm früh aufgezeigt, &bdquo;wohin der Weg gehen kann und was der Plan ist“.Sein nächster Schritt folgte dann relativ schnell. Am 9. Bundesligaspieltag, im Heimspiel gegen Borussia Dortmund, rückte Schulz für den verhinderten Stefanos Kapino zur Nummer zwei auf. Tatsächlich betrat Schulz den Alm-Rasen gemeinsam mit Stars wie Marco Reus und Mats Hummels."Schönes Gefühl, als Spieler rauszulaufen" &bdquo;Wenn man sieben Jahre jedes zweite Wochenende auf der Tribüne sitzt, ist es schon etwas Besonderes und ein schönes Gefühl, als Spieler mit zum Aufwärmen rauszulaufen“, erinnert sich Schulz. So richtig bewusst wurde ihm seine Premiere erst am Abend. &bdquo;In dem Moment selbst ist das gar nicht so wichtig. Da bist du so drin, da denkt man nur daran, die drei Punkte in diesem Spiel zu holen.“Nicht nur dabei, sondern fast mittendrin war Arne Schulz in Leipzig. Diesmal fehlte Stefan Ortega. In der 71. Spielminute schien dessen Vertreter Stefanos Kapino Probleme zu haben. Arne Schulz erinnert sich noch genau an diesen Moment. &bdquo;Kapi hob die Hand und signalisierte, dass er die Physios braucht. Da war Marco Kostmann der erste, der zu mir kam und sagte: Arne mach dich fertig.“ Schulz ging mit der Situation professionell um. Er zog sich ein Leibchen über und begann sich aufzuwärmen. &bdquo;Das ist die Aufgabe: Wenn der Nummer eins etwas passiert, musst du das Spiel absichern.“Gute Stimmung im Torwart-Team Stefanos Kapino konnte in Leipzig schließlich weitermachen. Noch war es also nicht soweit für den ersten Bundesligaeinsatz von Arne Schulz. Aber für diesen Moment arbeitet er im Torwartteam hart, nimmt auch gern Ratschläge von den beiden etwa zehn Jahre älteren Kollegen mit. &bdquo;Die Stimmung im Torwartteam ist richtig gut. Für mich ist klar, dass ich mal nachfrage, wie sie mit der einen oder anderen Situation umgehen. Sie zeigen auch, wie konzentriert man arbeiten muss.“ Er schaue natürlich auch auf das Torwartspiel von Arminias unangefochtener Nummer eins Stefan Ortega, sagt Schulz. Letztlich sei aber &bdquo;jeder Torwart ein eigener Spielertyp, der seine Stärken ins Spiel einbringt“.Mit diesen persönlichen Stärken möchte er mithelfen, dass Arminias U 19 in der Bundesliga den Klassenerhalt schafft und wenn möglich in der Tabelle noch einige Plätze nach oben klettert. &bdquo;In der ersten Saisonhälfte haben wir gegen viele der Topteams gespielt. Jetzt kommen Spiele gegen Mannschaften, in denen wir Punkte holen wollen und müssen.“Darüber, wie in der kommenden Saison die Torwartkonstellation bei den Profis aussehen könnte, möchte Schulz nicht spekulieren. &bdquo;Für mich geht es um meine Entwicklung und dass ich konkurrenzfähig bin. Dann muss man schauen, wie meine Rolle ist und inwieweit ich mich durchsetzen kann.“ Arne Schulz will bereit sein, wenn Marco Kostmann ihm das nächste Mal zuruft: &bdquo;Arne mach dich fertig.“

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