Bielefeld

Warum das Theesener Klubhaus "Außenrum" heißt

Heimat der Sportler – Klubhäuser in Bielefeld: Beim VfL ist das Abkürzen über den Rasenplatz streng verboten. Doch der Umweg lohnt sich.

Uwe Ongsiek und Hans Hoppe (r.) vor dem von ihnen geplanten Theesener Klubhaus „AUSSENRUM“. | © Sarah Jonek Fotografie

16.06.2021 | 16.06.2021, 23:00

Bielefeld. Beim VfL Theesen wird „außenrum“ groß geschrieben. Sehr groß und sehr konsequent: AUSSENRUM prangt es am Clubheim. Es heißt so. Niemand hat es das Wort so häufig benutzt wie der langjährige Vorstandsvorsitzende Klaus Weber. In dieser Sache ist er ausdauernd und wiederholt sich gerne. Eine gewisse Ordnung gehöre schließlich auf einem Sportplatz dazu. Wie ein Klubhaus.

Erbaut wurde das Theesener „Außenrum“ 1998, Eröffnung war im Oktober 1999. „Die Idee ist entstanden, weil das alte Vereinsheim auf der Rückseite der Kabinen aus allen Nähten platzte“, erklärt Hans Hoppe. Er ist Gründer und Initiator des Theesener Fördervereins. In dieser Funktion hat der heute 74-Jährige damals den Entschluss gefasst: „Wir brauchen mehr Platz.“ Er erinnert sich: „Ungefähr drei Jahre nach Gründung des Fördervereins haben wir uns bewogen gefühlt zu bauen.“ Die Planung für das „Außenrum“ fand im April 1998 auf Borkum statt. „Da haben wir den 50. Geburtstag von Ulrich Dresing gefeiert. In einer Strandhütte haben wir dann unsere Bauzeichnung erstellt“, erzählt Hoppe. Der ursprüngliche Plan sah einen Bau ohne Keller vor, letztlich entschied man sich aber noch um. „Im Zuge der Planung hatten wir dann auch so schöne Ideen wie einen Pool und eine Sauna. Wie die Profis es haben“, sagt Hoppe grinsend. Die Baukosten: 470.000 Mark.

Sehnsucht: Carlo Kosok, VfL-Vorstandsvorsitzender, blickt auf den Theesener Rasen. - © Sarah Jonek Fotografie
Sehnsucht: Carlo Kosok, VfL-Vorstandsvorsitzender, blickt auf den Theesener Rasen. | © Sarah Jonek Fotografie

Sauna und Pool sind es nicht geworden, eine Unterkellerung, in der sich nun Besprechungsräume befinden, aber schon. Das Vereinslokal an sich hat 100 Quadratmeter, dazu gesellen sich 70 Quadratmeter Keller. In Kooperation mit einer Brauerei aus Warstein nahm das Klubhaus Gestalt an. Hoppe: „Die Einrichtung und die Theke haben wir von der Brauerei bekommen.“

Alles hört auf sein Kommando: Klaus Weber (stehend) hat dem Vereinsheim seinen Namen verpasst. - © ongsiek
Alles hört auf sein Kommando: Klaus Weber (stehend) hat dem Vereinsheim seinen Namen verpasst. | © ongsiek

„Irgendwann muss es ja mal weitergehen.“

Von Beginn an hat sich der Förderverein des VfL Theesen als Betreiber des „Außenrum“ für eine Verpachtung entschieden. Seit 2019 ist Martin Dietz der Pächter. Er hatte einen denkbar schlechten Start. „Corona“, schnauft der 39-Jährige, der beim VfL auch der sportliche Leiter der Fußball-Frauen ist. Dennoch bleibt er positiv gestimmt: „Irgendwann muss es ja mal weitergehen.“

Richtfest: 1998 wurde das Klubhaus an der Gaudigstraße gebaut. Viele Hände packten mit an. - © Sarah Jonek Fotografie
Richtfest: 1998 wurde das Klubhaus an der Gaudigstraße gebaut. Viele Hände packten mit an. | © Sarah Jonek Fotografie

Vor Dietz’ Zeit, im Juni 2008, gab es einen Schockmoment für die Theesener. Hans Hoppe berichtet: „Abends war noch ein EM-Spiel von Deutschland. Am nächsten Vormittag wollte ich etwas in das Vereinsheim bringen und wunderte mich über ’dunkle Vorhänge’.“ Hoppe entdeckte einen Brand. „Das war schlimm.“ Rund sechs Monate war das Klubhaus nach dem Brand nicht nutzbar.

Juni 2008: Ein Brand zerstört das Klubhaus. - © Ongsiek
Juni 2008: Ein Brand zerstört das Klubhaus. | © Ongsiek

Klaus Weber sitzt gern davor - und wacht

Die absehbar endende Corona-Zwangspause nutzte Martin Dietz in Abstimmung mit dem Förderverein zur jüngsten Renovierung. Das war im April und Mai 2020. „Allerdings haben uns die Lockdowns in Sachen Ausgestaltung und Dekoration etwas nach hinten geworfen“, schiebt Klaus Deilen, Vorsitzender des Fördervereins, ein.

Doch wie kam es nun zum Namen „Außenrum“ – und was hat Klaus Weber mit der Sache zu tun? Weber sitzt gerne vor dem Vereinsheim. Mit Blick über die gesamte Sportanlage. Den höher gelegenen Kunstrasenplatz inklusive. Zahlreiche Spieler, Verantwortliche und auch Zuschauer nutzen gern die Abkürzung vom Kunstrasen über den Naturrasen in Richtung Vereinsheim. Das geht deutlich schneller als der offizielle Weg außenrum.

»Da standen wir mit 300 Leuten im Vereinsheim«

Weber wurde nicht müde, jeden, der querfeldein gelaufen ist, mit einem charmanten „außenrum!“ zu maßregeln. „Darum haben wir uns für den Namen entschieden und darum ist er auch in einer Sprechblase“, erklärt Carlo Kosok, aktueller Vorstandsvorsitzender des VfL.

Zu Pfingsten ist in Theesen traditionell viel los. Das internationale B-Junioren-Turnier zieht Besucher an. Hans und Heidi Rolf, Stammgäste im „Außenrum“, erinnern sich: „In einem Jahr hatten wir zu Pfingsten mal Weltuntergangswetter. Da standen wir mit 300 Leuten hier im Vereinsheim. Umfallen konnte da keiner.“ Das Wasser drang schon durch die Tür ins Klubhaus ein. „Da sind wir dann barfuß los und haben den Abfluss gesucht. Der war mit Rasen verstopft, der unter den Fußballschuhen klebte“, erzählt Hans Rolf und lacht. Auch diverse Ausflüge mit Bollerwagen starteten stets am Vereinsheim.

Wettrennen um eine Runde Bier

Zu fortgeschrittener Stunde an einem Pfingstsonntag, das Jahr ist nicht mehr näher zu beziffern, kamen einige Theesener auf die Idee, ein Wettrennen solle über den Spender der nächsten Runde Bier entscheiden. Das Ganze endete im Krankenhaus. Zumindest für Matthias „Öle“ Heibrock, der in ein Loch im Theesener Rasen trat und sich die Achillessehne riss. Zahlen musste er trotzdem, da kennen die Theesener keine Gnade.

Und dann war da noch der erste Aufstieg in die Westfalenliga. Der musste – wie sollte es auch anders sein? – ausschweifend gefeiert werden. So wurden kurzerhand die Tore zum Platz geöffnet, und die Aufsteiger liefen eine Ehrenrunde. Nackt. Einmal bis zum Mittelkreis, durchs Vereinsheim und zurück in die Kabine.

Neben dem Pfingstturnier veranstaltet der VfL Theesen aber auch Oktoberfeste und einen Weihnachtsmarkt. „Oha“, sagt Hoppe, „der Weihnachtsmarkt. Da hat mal nachts um zwei Uhr mein Handy geklingelt und es meldete sich jemand, der auf der Toilette eingeschlafen war, dann wach wurde, feststellte, dass er eingeschlossen war, und befreit werden wollte.“ Wohl dem, der einen so gesunden Schlaf hat.

Martin Dietz hofft nun, alsbald das „Außenrum“ wieder eröffnen zu können. „Wir sind die einzigen hier in Theesen, die Sky anbieten. Jeder ist willkommen, ob Vereinsmitglied oder nicht.“ Wichtig ist natürlich im Biekra-Sportpark eines: Wer innenrein will in das Vereinsheim, der muss unbedingt außenrum.