Bielefeld

Die Hoffnung auf den Sport-Neustart schwindet

Amateure im Lockdown: Während bei den meisten Sportarten die Saison schon abgebrochen wurde, soll bei den Fußballern und Handballern noch gespielt werden.

Das waren noch Zeiten: Am 4. Oktober trafen der VfB Fichte und der VfL Theesen in der Westfalenliga aufeinander. | © Peter Unger

Uwe Kleinschmidt
23.03.2021 | 23.03.2021, 23:00

Bielefeld. Die vagen Hoffnungen auf Lockerungen für den Amateursport haben sich zerschlagen. Mit einer ab dem 29. März gültigen, neuen Corona-Schutzverordnung gehen strengere Regeln einher, als sie nach der aktuellen gelten. Nach Informationen dieser Zeitung gehen Stadtsportbund und Sportamt davon aus, dass bis Sonntag noch die aktuelle Schutzverordnung gilt und Kinder bis einschließlich 14 Jahren in Gruppen von bis zu 20 Kindern so lange noch zusammen draußen Sport treiben dürfen. Die neuen Maßnahmen gelten zunächst bis zum 18. April, darum müssen die Amateursportler wieder neu rechnen: Was geht noch bis Sommer? Während die Volleyball- und Basketball-Spielzeiten schon beendet wurden, ist bei den Fußballern und Handballern noch ein klein wenig Hoffnung auf aktiven Sport vor den Sommerferien geblieben. Doch die Hoffnung schwindet.

Fußball

Ziel des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) war – und ist – die 50-Prozent-Hürde noch zu nehmen. Das heißt, in den Ligen unabhängig von der Anzahl der ausgetragenen Partien der einzelnen Mannschaften die Hälfte aller ursprünglich angesetzten Partien spielen zu lassen. Bei unterschiedlicher Anzahl käme die aus dem Sommer bekannte Quotienten-Regelung zum Zuge, nach der die Punkte durch die Anzahl der Spiele geteilt werden würde und somit Auf- und Absteiger ermittelt werden könnten. Die Saison ist nach dem achten Spieltag eingefroren worden, manche Teams wie der VfB Fichte haben erst sieben Partien ausgetragen: Es fehlen hier theoretisch noch zehn Spieltage. Der VfB ist mit vier Punkten Letzter, der VfL Theesen steht mit zehn Punkten aus acht Spielen auf Platz zehn der 18er-Staffel. Landesligist TuS Dornberg (Platz 2, 16 Punkte aus acht Spielen) müsste bis zur Halbserie wie Theesen noch neun Spiele spielen.

Ein Jahr ohne Basketball: Hannah Schmittendorf (r.) und die Lady Dolphins haben seit März 2020 kein Punktspiel absolviert. - © Peter Unger
Ein Jahr ohne Basketball: Hannah Schmittendorf (r.) und die Lady Dolphins haben seit März 2020 kein Punktspiel absolviert. | © Peter Unger

Ob der FLVW diesem Plan nach den aktuellen Corona-Beschlüssen weiter folgt oder vorschlägt, die Saison ohne Wertung abzubrechen, wird sich spätestens am nächsten Montag, 29. März, zeigen, wenn sich der Verband in einer Pressekonferenz erklären will.

Es bleiben nur fünf Wochenenden

Hoffnung auf eine Aufstiegsrunde: Jannis Heidemann (am Ball) und seine TSG Altenhagen-Heepen. - © Peter Unger
Hoffnung auf eine Aufstiegsrunde: Jannis Heidemann (am Ball) und seine TSG Altenhagen-Heepen. | © Peter Unger

Ein möglicher Zeitplan für die Fußball-Restsaison 2020/ 21 könnten so aussehen: Ab dem 19. April wäre Training ohne Tests wieder möglich, wenn die Inzidenz unter 50 liegt. Sollte die Inzidenz zwischen 50 und 100 liegen, ginge es nur mit Schnelltests.

Sollte die Inzidenz ab dem 3. Mai unter 100 liegen, wäre Training ohne Tests möglich. Vier Wochen Vorbereitungszeit könnten folgen, so dass am 30. Mai theoretisch der Re-Start des Wettkampfbetriebs der Saison 2020/21 möglich wäre. In diesem Fall blieben bis zum offiziellen Saisonende maximal fünf Wochenenden (plus der 3. Juni als Feiertag), um die Spielzeit zu Ende zu bringen – weitere Unterbrechungen nicht berücksichtigt.

Handball

„Ich sehe noch ein ganz kleines Licht am Horizont flackern. Aber es wird nicht heller, und der Wind bläst immer härter dagegen.“ So beschreibt Andreas Tiemann die Situation im Handballverband Westfalen (HVW). Nachdem der Lockdown verlängert und die Öffnung der Sporthallen mindestens bis zum 18. April verschoben wurde, glaubt der für die Spieltechnik verantwortliche Vizepräsident des HVW immer weniger daran, dass die nach dem bereits beschlossenen Saison-Aus geplanten Aufstiegs- und Pokalrunden noch ausgetragen werden können.

Die Freunde des kleinen Balles schauen dabei gespannt auf eine mögliche Aufstiegsrunde mit der TSG A-H Bielefeld. Im vierten Anlauf soll die Beförderung in die 3. Liga geschafft werden. Da die ordentliche Oberliga-Saison beendet ist, könnte die TSG über einen Wettkampf gegen die Sportfreunde Loxten, den VfL Gladbeck, den Soester TV und eventuell noch die TSG Harsewinkel aufsteigen. Bei vier Vereinen mit Hin- und Rückspiel in Halbfinale und Finale bräuchten die Oberligisten nur vier Spieltage bis Ende Juni. Das scheint möglich, wenn allerspätestens Mitte Mai das Vollkontakt-Training in der Halle erlaubt wäre. Die TSG richtet sich weiter darauf ein. Ligarivale TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck winkt dankend ab.

"Ohne Schnelltest nicht mehr in die Halle"

Für Verbandsligist TuS Brake sieht Trainer Siggi Jerdzej die Option Aufstiegsrunde ebenfalls nicht: „Wir warten noch ab, aber ich halte es für sehr schlecht, nach so langer Pause für ein paar Spiele hochzuschalten. Die Voraussetzungen sind einfach nicht gegeben. Da bereiten wir uns besser ab Sommer auf die nächste Saison vor.“

Aus der Landesliga strebt die TSG-Reserve mit dem neuen Trainer Tobias Fröbel die Aufstiegsrunde dennoch an. Ein Gegner wäre hier die SG Bünde/Dünne, die zweite Mannschaft des TuS 97 würde nicht antreten. Der gleiche Zeitplan gilt für den ambitionierten Bezirksligisten HT SF Senne, der die Landesliga anstrebt. Unterhalb der Bezirksliga ist die Saison komplett beendet. Eins ist für Tiemann klar: „Ohne Schnelltest würde ich in dieser Saison nicht mehr in die Halle gehen.“

Der A-Jugend-Nachwuchs der TSG wartet weiterhin auf ein Signal, das Training aufnehmen zu dürfen. Der letzte Stand beim deutschen Handball-Bund ist, die Saison irgendwie noch zu beenden. Der kommissarische Jugendwart Christian Grunow hofft auf eine „Kann-Entscheidung“ des DHB, nach der die Vereine, die längst im Training stehen, noch eine Runde ausspielen und die anderen eine Wildcard für die neue Saison erhalten.

Basketball

Noch bevor es Ende Oktober um die ersten Punkte gehen sollte, verschob der Westdeutsche Basketball-Verband (WBV) die 3. Ligen und die darunter auf Januar – und setzte sie dann weiter aus. Es ist also aus Bielefelder Sicht noch keine Sekunde gespielt worden. Die Lady Dolphins des TSVE Bielefeld hatten ursprünglich den Aufstieg in die 2. Liga im Visier. Während ihre männlichen Kollegen in der 2. Regionalliga inzwischen die Gewissheit haben, dass nicht mehr angeworfen und die Saison komplett annulliert wird, steht diese Entscheidung bei den Frauen – hier gibt es nur eine Regionalliga – noch aus. Der Grund: In der 1. Regionalliga der Männer und der Regionalliga der Frauen steht der Aufstieg in den professionellen oder zumindest semiprofessionellen Basketball auf dem Spiel: bei den Männern in die 2. Bundesliga ProB, bei den Frauen in die 2. Bundesliga Nord. Laut 24vest.de haben die Klassen signalisiert, dass sie Aufsteiger nur akzeptieren, wenn sich diese auch sportlich qualifiziert haben. Bedeutet für den WBV: Der Verband will für die Klubs, die aufsteigen wollen, noch einen Wettbewerb organisieren. Der wird allerdings ohne die Lady Dolphins des TSVE stattfinden: „Wir werden nicht daran teilnehmen“, klärt der sportliche Leiter Emre Atsür. Der Grund: „Unsere Spielerinnen wollen nicht spielen. Sie wollen gesund bleiben und in einer richtigen Saison den Aufstieg sportlich anpeilen.“ Vor der Entscheidung des WBV hat Atsür Respekt: „Dafür dass er jetzt die einzig richtige Entscheidung getroffen hat und dafür, dass er es lange versucht hat, noch Basketball zu ermöglichen.“

Tischtennis

Der Sport-Vorstand des Westdeutschen Tischtennis-Verbandes hat bereits am 2. März per Umlaufverfahren beschlossen, dass die Saison 2020/ 2021 abgebrochen und für ungültig erklärt wird. Es wird weder Auf- noch Absteiger geben. Alle Mannschaften erhalten zur nächsten Saison das Startrecht in ihrer bisherigen Spielklasse. Dieser Beschluss gilt für alle Spielklassen des WTTV auf Verbands-, Bezirks- und Kreisebene.

Volleyball

Die unterbrochene Saison 2020/21 ist bereits vor vier Wochen vom Deutschen Volleyball-Verband (DVV) und vom Westdeutschen Volleyball-Verband (WVV) abgebrochen worden. Auf- und Absteiger wird es in den Ligen ab der Regionalliga abwärts nicht geben. Die Absage des DVV betrifft die Regionalliga-Herren des Telekom Post SV, weil bis zur 4. Liga organisatorisch der nationale Dachverband zuständig ist.

Weitere Sportarten

Die Badminton-Saison wurde am 10. Februar beendet. Nach der Verbandsentscheidung wird die Spielzeit ohne Wertung abgeschlossen. Die Sommersaison im Tennis wird geplant, als gäb’s kein Corona. Die Spielpläne ab dem 2. Mai stehen, bis Ende März müssen die Vereine ihre Spieler:innen samt Reihenfolge melden. 2020 war die Saison nach die Sommerferien gelegt worden.