Bielefeld

Handball-Jugendtrainer Torsten Lampe wünscht sich mehr Mut

Handball-Umschau: Die geplante Spielklassenreform in einigen Jugendligen ruft weitere Kritiker auf den Plan. Befürchtungen und Hoffnungen halten sich die Waage

Diese Richtung: Torsten Lampe hat eine eigene Vorstellung, wohin die Jugendförderung des Westfälischen Verbandes gehen sollte. | © Ulrich Finkemeyer

Gregor Winkler
04.03.2020 | 04.03.2020, 06:01

Bielefeld. Da spricht jemand, der es sich erlauben kann. Torsten Lampe ist in der Ostwestfälischen Handballszene bekannt. Einst spielte er in Herford und Spenge in der Regional- und Oberliga. Später kämpfte er für Eintracht Gadderbaum in der Verbandsliga und stieg im Jahr 2003 als Spielertrainer mit dem TuS Brake in die Landesliga auf. Sehr lange engagierte sich Lampe beim VfL Herford, wo er sich besonders in der Jugendarbeit hervortat. Und genau dieses Thema liegt ihm am Herzen.

„Ich bin seit vielen Jahren in allen Altersklassen im Jugendbereich als Trainer unterwegs. Auch ich stelle einen Rückgang an Mannschaften und Handball spielenden Mädchen und Jungs fest. In diesem Zusammenhang Strukturen zu überdenken und neue Wege zu gehen, ist völlig in Ordnung", eröffnet Lampe einen Leserbrief, in dem er sich mit den aktuell geplanten Änderungen im Jugendspielbetrieb auseinandersetzt. „Die Argumente, die ich zur Kenntnis nehmen musste, wie etwa gesunkenes Niveau, keine Chancengleichheit oder dass die Sieger schon vor den Spielen oft feststehen, sind für mich so nicht nachvollziehbar." Kurz zusammengefasst: Der Handballverband Westfalen (HVW) wird zur kommenden Saison in einigen Jugendklassen die Zahl der Oberligaplätze und die Anzahl der Verbandsligastaffeln reduzieren. So soll oben ein ausgeglichenerer Wettbewerb entstehen und gleichzeitig das Niveau auf Kreisebene, auf der die Teams spielen, die sich nicht für die Leistungsklassen qualifizieren, angehoben werden.

»Diese Argumente passen überhaupt nicht«

„Diese Argumente passen nach meiner Wahrnehmung überhaupt nicht. Wer die aktuelle Tabelle und die Ergebnisse der männlichen B-Jugend-Verbandsliga ansieht, der stellt fest, dass die Klubs und Spielverläufe ausgeglichen sind. Aktuell schlägt hier jeder (fast) jeden, oder die Resultate sind äußerst knapp", stellt Lampe entgegen. Er unterstreicht noch einmal das Argument der Kritiker: „Mit einer Zusammenfassung der Ligen im oberen Bereich werden noch mehr Jugendliche viel früher von den Branchenführern gelockt. Dies übrigens auch, um dort eine zweite Mannschaft aufzufüllen. Diese Wechsel schwächen die Heimatvereine und beschleunigen einen Rückgang an Mannschaften. Die Gefahr besteht, dass der abgebende Verein nicht mehr spielfähig sein wird."

Das lässt HVW-Jugendwart Patrick Puls nicht gelten und sagt: „Wir werden ja nicht mehr Leistungszentren haben als jetzt schon. Und je weniger Mannschaften oben spielen, desto weniger Spieler werden dort gebraucht. Einen Ausverkauf wird es also nicht geben." Lampe warnt allerdings: „Über den Sinn oder Unsinn eines Wechsels findet fast nie eine Rückkopplung zwischen Jugendtrainern statt." Der Coach bringt einen „Ehrenkodex" ins Gespräch, an den sich Jugendtrainer hallten können. Zudem macht er weitere Vorschläge:

»Qualität entsteht auch über Quantität«

Der Verband solle es auch kleinen Klubs ermöglichen, Kooperation mit Schulen einzugehen. „Diese darf nicht nur finanzkräftigen Vereinen überlassen werden, sondern alle Vereine müssen dazu in die Lage versetzt werden. Das Geld für solche Kooperation ist vorhanden. Dies habe ich durch das Betreuen von Handball-AGs über Jahre erfahren." Der Spielbetrieb in seiner jetzigen Form müsse überdacht und dem Freizeitverhalten angepasst werden. Hier könnten Turnierformen versucht werden. Damit ist Patrick Puls einverstanden: „Wir sprechen aktuell allerdings über Spielklassenflexibilisierung im Erwachsenenbereich. Darüber muss man sicher mal querdenken. Und das ließe sich auch auf die Jugend übertragen."

Lampe wünscht sich Mut und finanzielle Mittel. „Qualität entsteht auch über Quantität. Eine Strukturreform, die ein Streichen einer Liga vorsieht, ist deutlich zu wenig", findet er.