
Bielefeld. Selbst wenn es um nicht viel mehr als die sportliche Ehre geht – ein bisschen Feuer muss immer drin sein, wenn sich die Handball-Familie am Jahresanfang traditionell zum Kreispokalturnier trifft. Diese zwei können davon erzählen: Heiko Holtmann, Coach des Drittligisten TuS Spenge, und Mustafa Ayhan, in den vergangenen Jahren als Schiedsrichter im Einsatz.
Ayhan, der als ehemaliger Spenger Spieler den aktuellen Coach lange kennt, und Holtmann rasselten bisweilen heftig aneinander. „Das ist manchmal so. Aber das Thema ist ja längst vergessen", beschwichtigt Holtmann. "Wir werden uns wohl grüßen, wenn wir uns über den Weg laufen", verkündet Ayhan gelassen. "Dienstlich" werden sich die beiden ohnehin nicht begegnen, denn der Referee hat sozusagen die Perspektive gewechselt. Seit einigen Wochen unterstützt Ayhan den TuS Brake als Keeper: "Und auch beim Kreispokal werde ich für den TuS auflaufen", bestätigt er.
»Wir wollen den TuS 97 ärgern und Erster der Gruppe werden«
Verbale Kampfansagen vor dem Spiel sind ohnehin besser als verbaler Kampf während des Spiels. So gesehen gefällt, was Ayhan ankündigt: "Wir wollen gerne den TuS 97 ärgern und Gruppenerster werden. In der kurzen Spielzeit ist sicher einiges möglich." Brake als Turnierschreck – im Vorjahr war es nicht der Fall, aber der TuS hat davor immer mal wieder gezeigt, dass er ein Wörtchen um einen Finalplatz mitreden kann.
Doch gerade die Vorrunde in Jöllenbeck wird es in sich haben. Verbandsligist Brake, Oberligist TuS 97 und die Legendenmannschaft der TSG Altenhagen-Heepen IV streiten um die zwei Plätze, die für das Überkreuzspiel berechtigen. Die Kandidaten der Parallelgruppe: Oberligist TSG A-H Bielefeld, Bezirksligist HT SF Senne und Landesligist TuS 97 II.
In solchen gerne martialisch als Todesgruppen bezeichneten Vorausscheidungen wäre Holtmann mit seinem Drittligisten auch gerne gelandet. "Wir haben bei der Auslosung ein bisschen Pech gehabt", meint er. Spiele, die gleich die volle Spannung erfordern, liebt der Trainer. Seine zwei gegnerischen Teams von der Kreisebene, EGB II und die TSG Altenhagen-Heepen III, zählen nicht zu den Hochkarätern. Im Überkreuzspiel wartet dann immerhin ein Landes- oder Bezirksligist.
»Manche haben Losglück und manche haben Lospech«
Zwischen der TSG Altenhagen-Heepen II, der HSG EGB Bielefeld und dem TuS 97 III wird der Gruppensieg sicher härter umkämpft sein. Aber als Sieger geht man den Spengern im Überkreuzspiel ziemlich sicher aus dem Weg. Drittligacoach Holtmann spricht derweil wie selbstverständlich schon vom Sonntag. Die Teilnahme an der Endrunde sei angesichts der zugelosten Konkurrenz Pflicht.
In Bünde, Spielort der Gruppen 5 und 6, herrscht weitere Oberliga-Präsenz. Rödinghausen trifft auf Verbandsligist Spenge II, Landesligist Bünde-Dünne und Kreisligist VfL Herford. Parallel dazu kämpfen Oberligist VfL Mennighüffen, Bezirksligist TuS Brake II und Kreisligist Bünde-Dünne II um die Plätze im Überkreuzspiel.
Mit einem Drittligisten, vier Ober- zwei Verbands- und zahlreichen Landes- und Bezirksligisten ist der Kreispokal so stark besetzt, wie noch nie. "Manche haben Losglück und manche haben Lospech", sagt der Kreisvorsitzende Thomas Boerscheper. "Wir sind der Meinung, dass wir auch diesmal wieder ganz gut liegen mit der Auslosung", verkündet der oberste Funktionär und Vater des Turniers und stellt anschließend unter Beweis, dass er auch die phrasenschweinwürdigen Formulierungen ansatzlos und aus dem Effeff beherrscht: "In der kurzen Spielzeit ist alles möglich." Perfekt!
»Kurze Spiele gegen unterklassige Teams sind ein guter Charaktertest«
Auch im 12. Jahr in der bewährten Turnierform bringt der Kreispokal noch Debütanten zum Staunen. Dazu zählt auch fast das komplette Team der TSG A-H Bielefeld. "Ich habe so etwas noch nicht mitgemacht, aber das Prinzip finde ich echt cool", drückt Trainer Leif Anton seine Vorfreude aus. "Kurze Spiele gegen unterklassige Teams sind ein guter Charaktertest. Für uns ist es die Gelegenheit, den jungen Leuten im Team mal Verantwortung zu geben." Antons Trainerkollege vom TuS 97, Pierre Limberg, hat den Kreispokal mit der TSG schon gewonnen. 2012 war das. "Diesmal kann es dumm laufen", sagt der Neu-Jöllenbecker zu seiner Vorrundengruppe, ergänzt aber: "Über Brake als Gegner bin ich froh." Und bei denen steht eben Mustafa Ayhan im Tor. Der hat seine Kampfansage bereits formuliert. Das Pokalfeuer brennt!