Bielefeld

PSV Bielefeld startet personell aufgerüstet in die 2. Bundesliga

Bowling: Beim PSV wächst die Vorfreude auf die Zweitliga-Rückkehr

18.09.2019 | 18.09.2019, 09:50
Mitten in der Vorbereitung: Die Bowler des PSV Bielefeld sind nach drei Jahren Abstinenz zurück in der 2. Bundesliga Nord. Michael Koch (v. l.), Timo Deichsel, René Filor, Jan Ahlers, Manuel Lepper und Daniel Hoffmann freuen sich auf den Saisonauftakt am Samstag. - © Barbara Franke
Mitten in der Vorbereitung: Die Bowler des PSV Bielefeld sind nach drei Jahren Abstinenz zurück in der 2. Bundesliga Nord. Michael Koch (v. l.), Timo Deichsel, René Filor, Jan Ahlers, Manuel Lepper und Daniel Hoffmann freuen sich auf den Saisonauftakt am Samstag. | © Barbara Franke

Bielefeld. Das Ziel ist fest im Blick. Timo Deichsel läuft an, gibt den Ball ab - und verfehlt seinen Zielpunkt deutlich nach links. Auf der ersten Hälfte der gut 18 Metern langen Bowlingbahn sieht der Wurf dennoch gut aus, dann knickt das Spielgerät abrupt nach links ab und trifft nur drei von zehn Pins. Macht nichts - es ist nur ein Wurf für das Foto. Eigentlich muss Deichsel ohnehin aufgrund eines eingeklemmten Nervs pausieren. Doch die Mannschaftskollegen des PSV Bielefeld amüsieren sich prächtig über den Fehlwurf, es herrscht lockere Stimmung beim gemeinsamen Abschlusstraining. Für die nötige Ernsthaftigkeit ist am Wochenende noch genug Zeit.

Am Freitagnachmittag geht es knapp 400 Kilometer gen Osten. Das Ziel: Wildau, wenige Kilometer südlich der Berliner Stadtgrenze, wo sich die Bowler nach drei Jahren Abstinenz um neun Uhr am Samstagmorgen in der 2. Bundesliga Nord zurückmelden werden. Mit zwei Autos und rund 40 Bowlingbällen bewegt sich der Tross über die A2, statt eines Hotels wird in einem Ferienhaus übernachtet. Die Bowler suchen noch nach Sponsoren, jeder Spieltag ist besonders für die jungen Sportler eine finanzielle Belastung.

Lange Reisen kennen die Spieler fast gar nicht mehr. Die einen freut es, die anderen mögen es weniger - in der drittklassigen NRW-Liga, die die Polizeisportler dank eines Durchmarsches nach nur einem Jahr nach oben verlassen haben, ging es noch nach Recklinghausen, Paderborn, Moers und Mülheim. "Das ließ sich oft mit Tagesfahrten regeln. Jetzt werden wir meist von Freitag bis Sonntag unterwegs sein", sagt Mannschaftssprecher Jan Ahlers.

Konzentration über neun Stunden Spielzeit erfordert

Er legt eine Liste der sechs Spielorte vor. Gleich dreimal geht es Richtung Hauptstadt, dazu nach Hamburg, Wilhelmshaven und Moers. "Vier der zehn Mannschaften kommen aus Berlin, das spiegelt sich dann in der Verteilung wider", erklärt der 24-Jährige. "Uns schweißen die gemeinsamen Reisen zusammen, aber für Berufstätige ist dieser Spielplan eine Herausforderung." Als fünfköpfiges Team werden samstags sechs, sonntagmorgens weitere drei Spiele absolviert - jedes einzelne dauert mindestens eine Stunde. "Es dürfte kaum eine andere Sportart geben, in der die Konzentration über einen solch langen Zeitraum aufrechterhalten werden muss", sagt René Filor.

Mit sieben fest eingeplanten Akteuren geht Bielefeld die Zweitliga-Rückkehr an: Patrick Schäfer, Manuel Lepper, Timo Deichsel, René Filor und Jan Ahlers waren maßgeblich am Aufstieg im Frühjahr beteiligt. Neu dabei sind der 17-jährige Jan-Niclas Ernst sowie Michael Koch, mit 30 Jahren der "Alterspräsident" der Stammformation. Er kommt von Bundesligist BC Hanseat aus Hamburg und ist als Führungsspieler fest eingeplant, während Ernst die Zeit gegeben wird, sich in der neuen Spielklasse zurechtzufinden. Dazu kommen Stefan Filor, Thorsten Filor und Daniel Hoffmann, die bei personellen Engpässen auf Abruf bereitstehen. "Sie sind erfahrene Stützen, die wir in der Hinterhand wissen, wenn wir uns nicht sofort in der neuen Spielklasse akklimatisieren", erklärt Ahlers.

Klassenerhalt im Visier

Auf die Bedingungen in Brandenburg fühlen sich die PSV-Athleten vorbereitet. Sie haben unter anderem das Ölmuster auf ihrer Trainingsbahn im "Elite Bowling" an der Huberstraße auftragen lassen, das sie auch am Wochenende erwarten wird. Die übliche Länge des Musters, die in der aus den USA stammende Sportart stets in der Maßeinheit Fuß angegeben wird, beträgt 40 Fuß auf einer 60 Fuß langen Bahn - in Wildau aber erwartet die Bowlingspieler ein nur 36 Fuß kurzes Ölbild. "Dadurch hat der Ball mehr Fläche, um Rotation zu erzeugen. Wir werden uns auf der Bahn alle weit rechts außen orientieren", prognostiziert Michael Koch, der es sogleich vormacht: Fünf Schritte Anlauf, die Abgabe, dann rollt das himmelblaue Rund mit Wucht die Bahn hinab.

Es knallt, nichts steht mehr. Anerkennendes Nicken von den Kollegen. "So funktioniert es. In der Form werden wir die Klasse halten", sagt Ahlers. Über höhere Ziele als den Ligaverbleib werde vor dem ersten Spieltag aus gutem Grund noch nicht gesprochen: "Keine Mannschaft ist so jung wie unsere. Vor dem ersten Spieltag intern Druck zu erzeugen, wäre das völlig falsche Zeichen."