
Bielefeld. Ohne ehrenamtliches Engagement ist ein lebendiges Vereinsleben kaum vorstellbar. Dessen ist sich auch Carsten Schneider bewusst, der sich über viele Jahrzehnte für den Schwimmsport in Brake eingesetzt hat. "Mit meiner Arbeit im Verein gebe ich etwas von dem zurück, was ich selber in jungen Jahren empfangen habe", erläutert der 52-jährige Übungsleiter, Trainer und Kampfrichter der Schwimmabteilung des TuS Brake. "Ich möchte den Kindern und Jugendlichen darüber hinaus zeigen, dass es außerhalb der digitalisierten Welt am PC und Laptop noch eine andere mindestens genauso attraktive Welt gibt."
Zum Schwimmsport gekommen ist Carsten Schneider mit acht Jahren - über einen kleinen Umweg. "Ich hatte einfach keine Lust mehr zu turnen", gesteht er rückblickend. "Anfangs haben meinen Eltern mich zum Schwimmen gebracht." Später konnte er das Hallenbad in Brake fußläufig erreichen - jedenfalls solange es taghell war. Ansonsten leisteten die Eltern weiterhin Fahrdienste.
1976 absolvierte er in St. Andreasberg seinen ersten Wettkampf. "Das war ein Einladungswettkampf im Harz, wo ich regelmäßig an den Ferienfreizeiten von unserem Verein teilgenommen habe. Ideal war, dass es in der Jugendherberge ein kleines Hallenbad gab, in dem wir auch Wettkämpfe mit den ortsansässigen Vereinen veranstaltet haben."
»Wir hatten vor Ort keine Wasserflächen mehr«
Nachdem er mit etwa 15 Jahren mit Knieproblemen zu kämpfen hatte, musste er zwangsläufig vom Brustschwimmen auf die Kraullage umsatteln. Für die Teilnahme an Meisterschaften hat es leider nicht gereicht - obwohl er über 100 Meter Freistil bei einer Zeit von knapp einer Minute recht flott unterwegs war. Wir erinnern uns: "Tarzan" Johnny Weissmüller knackte als erster Mensch die Minutengrenze. Am 9. Juli 1922 schwamm er über 100 Meter Freistil im kalifornischen Alameda 58,6 Sekunden.
Schon frühzeitig mit 16 Jahren wurde Schneider als Kampfrichter eingesetzt und sammelte ab diesem Zeitpunkt auch erste Erfahrungen als Übungsleiter. "Überall da, wo wir unsere Wettkämpfe absolvierten." Den F-Übungsleiterschein hat er mit 18 Jahren gemacht. "Den konnte man damals noch beim WTB, dem Westdeutschen Turnerbund, machen. Dadurch, dass der TuS Brake (mit heute 10 Abteilungen und über 1600 Mitgliedern) ein Mehrspartenverein war, war das kein Problem."
Eher aus der Not geboren war die Kooperation mit dem TVC Enger. Denn nach der endgültigen Schließung des Braker Hallenbades am 30. Juni 2000 musste sich auch die Schwimmabteilung des TuS Brake neu orientieren. "Wir hatten vor Ort keine Wasserflächen mehr und nur eine Trainingsmöglichkeit im Heeper Hallenbad, wo wir uns die Bahnen mit dem SV Heepen, dem TuS Hillegossen, der DLRG usw. teilen. So mussten wir aktiv werden."
»Allein in Enger haben wir regelmäßig bis zu 80 Kinder im Hallenbad«
Aus der ursprünglichen lockeren Kooperation wurde ab 2008 eine gemeinsame Startgemeinschaft. Beim TVC Enger konnte auf dieses Weise eine Schwimmabteilung reaktiviert werden, die seit 10 Jahren ruhte - letztlich ein Glücksfall für die Stadt Enger. Heute nutzen immerhin gut 120 Schwimmer die Möglichkeit, in Enger und Heepen in der daraus entstandenen SSG Brake-Enger zu trainieren. "Wir mussten relativ schnell Wartelisten schreiben. Allein in Enger haben wir regelmäßig bis zu 80 Kinder im Hallenbad. Mittlerweile haben wir diese Liste abgeschafft und versuchen allen Kindern die Möglichkeit zu geben, am Trainingsbetrieb teilzunehmen."
Eine der Gruppen wird von Carsten Schneider trainiert, der dabei regelmäßig selber noch mit ins Wasser springt. Darüber hinaus ist er nicht nur schwimmerisch aktiv, sondern läuft auch regelmäßig. "Das Laufen angefangen habe ich mit Ende 30. Je nachdem, was das Zeitfenster so hergibt, laufe ich etwa 50 Kilometer in der Woche." Vor dem Hermannslauf, der er nach seiner Premiere 2016 in diesem Jahr zum dritten Mal absolvierte, kommen noch die langen Einheiten hinzu.
Lohn der Plackerei: 2019 lief er als Achter seiner Altersklasse immerhin unter die besten zehn Läufer. Und das in einer Zeit von 2:11,59 Stunden die selbst für Spezialisten eine Top-Zeit ist.
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