Bielefeld. Oliver Pielsticker kommt direkt aus den österreichischen Alpen, wo sich der Leiter der Jöllenbecker Tischtennisabteilung zwei Wochen zu Fuß und per Mountainbike an den Gipfeln des Salzkammerguts abgearbeitet hat. "Ich muss gucken, ob ich noch ein paar Schläge hinbekomme", scherzt der 55-Jährige über eine Rippenprellung, die er als schmerzhaftes Andenken mitgebracht hat.
Die Tischtennisgemeinde begeht gemeinsam den Trainingsauftakt zur neuen Saison. Pielsticker muss viele Hände schütteln. Alle kennen den Ur-Jöllenbecker. Die Anerkennung und Wertschätzung, die er in der Bielefelder Tischtennisszene erfährt, kommen nicht von ungefähr. Sie sind das Ergebnis jahrzehntelangen Engagements und Leidenschaft für den Sport. "Mit sieben Jahren hat mich mein Vater beim TuS angemeldet, es können aber auch ein, zwei Jahre früher gewesen sein", weiß Pielsticker selbst nicht mehr so genau, wann seine mindestens 47-jährige Mitgliedschaft begann.
Zwar spielte er anfangs auch Fußball, später kam noch Tennis hinzu, doch seine eigentliche Leidenschaft wurde schnell das Spiel mit dem kleinen Zelluloidball: "Tischtennis habe ich auch wegen meines Vaters immer schon gespielt", erklärt sich Pielsticker die Affinität zu seinem Sport.
Pielstickers Vater leitete die Jöllenbecker Tischtennisabteilung über Jahrzehnte. Der Sohn erbte den Job quasi vom Vater, als dieser vor fünfzehn Jahren verstarb. Der Filius, der abgesehen von einem dreijährigen Gastspiel beim TSVE Mitte der 1980er immer für den TuS aktiv gewesen war und seinem Vater schon als Stellvertreter zur Seite gestanden hatte, bot sich förmlich dafür an. Dennoch sieht Pielsticker seinen Weg zum ehrenamtlichen Engagement genauso als schrittweisen Prozess. "Am Anfang übernimmt man Aufgaben und lebt sich nach und nach in das Amt ein", berichtet die "Nummer fünf" der ersten Herrenmannschaft: "Wenn es mir irgendwann keinen Spaß mehr gemacht hätte, hätte ich es ganz sicher auch sein lassen." Organisation, Koordination und Kommunikation beschreibt Pielsticker als seine Hauptaufgaben, die sich durchaus mit seinem Beruf als Verwaltungswirt bei der Stadt decken.
Seine Abteilung hat eine stabile Entwicklung: Insgesamt 80 aktive und passive Mitglieder gingen dem Sport in der abgelaufenen Saison in vier Herren und einer Jugendmannschaft nach. Wenn er einen Wunsch frei hätte, würde er trotzdem gerne die vor circa einem Jahr eingestellte Damenmannschaft wiederbeleben oder ein paar mehr Jugendliche in der Abteilung begrüßen. Auch Pielsticker erkennt den offenen Ganztag als große Schwierigkeit des Vereinssports, "wenn die Kinder und Jugendlichen aus der Schule kommen, ist ihre Zeit einfach so knapp, dass Sport im Verein fast nicht mehr drin ist". Auch die Konkurrenz durch die deutlich größeren Abteilungen im Handball und Fußball mache sich immer wieder bemerkbar. Beklagen möchte er sich darüber dennoch nicht, "wir haben gerade einen neuen Jugendtrainer gefunden, solche und andere Entwicklungen machen einem immer wieder Mut".
Neben diesen kleinen Erfolgserlebnissen steht für Pielsticker die grundsätzliche Faszination des Tischtennis im Vordergrund seiner Arbeit. "Insgesamt macht es mir viel mehr Spaß, als dass ich es als Belastung empfinde. Außerdem wächst man an den Erfahrungen", beschreibt er. Verantwortung und Spaß im Ehrenamt müssten kein Widerspruch sein.
Oliver Pielsticker stünde auch einem Wechsel nicht im Weg, sollte sich jemand für seinen Job an der Spitze der Abteilung finden. Nur das Spielen würde er nicht aufgeben: "Es ist eine schnelle Sportart, die Reaktionsvermögen und Koordinationsfähigkeit schult", wirbt Pielsticker für seinen Sport. "Die Verletzungsgefahr ist relativ gering und man kann bis ins hohe Alter spielen", erklärt er weiter und muss selbst lachen. Die Rippe schmerzt, aber das ist ja auch nicht beim Tischtennis passiert.
INFORMATION
Zur Person: Oliver Pielsticker
- Alter: 55 Jahre.
- Beruf: Verwaltungswirt bei der Stadt Bielefeld.
- Familienstand: ledig.
- Verein: TuS Jöllenbeck.
- Ehrenamt: Abteilungsleiter der Tischtennisabteilung (seit 2002).
- Auszeichnungen: noch keine.
- Motto: Immer das Positive sehen.