Wilfried Steinhauer: Seine Fehler erkennt nur er selbst

Bad Oeynhausen. Vor gut einem Jahr musste Wilfried Steinhauer seinen langjährigen Wohnsitz am Jägerplatz in Bergkirchen verlassen. Der mittlerweile 79-Jährige lebt nun im Pr. Oldendorfer Ortsteil Bad Holzhausen – gemeinsam mit seiner Marianne, mit der er schon seit 57 Jahren verheiratet ist. Die Lebensumstände der Steinhauers haben sich drastisch verändert, eines aber nicht: Fußball ist immer noch eines der Hauptthemen für den Bayern-Fan, der vor der Pandemie unter anderem eine Dauerkarte für Spiele des SV Rödinghausen hatte und dort gemeinsam mit seiner Gattin regelmäßiger Gast war. Und auch Steinhauers Nachwuchs lebt Fußball. Wenn die beiden Söhne die Eltern besuchen, ist das Spiel mit der Kugel immer Thema. Frank Steinhauer spielte beim SuS Wulferdingsen und Bünder SV, sein Bruder Jörg in Wulferdingsen, Gohfeld, Bünde, Winterberg, beim FC Bad Oeynhausen und RW Maaslingen und war Spielertrainer in Tengern. Fußball war aber auch schon ein Thema, als Wilfried Steinhauer Kind war. Als Achtjähriger begann er mit dem Kicken bei der SG Volmerdingsen/Wulferdingsen. &bdquo;Die Alternative wäre Handball in Bergkirchen gewesen, aber das wollte ich nicht“, weiß er noch genau. Dass damals der spätere NRW-Arbeitsminister Friedhelm Fahrtmann in Wulferdingsen kickte, ist für Steinhauer nur eine Randnotiz wert. Dass er aber gemeinsam mit Wilfried (&bdquo;Butzer“) Horst in Wulferdingsen dem runden Leder nachjagte, war schon prägend für das spätere Leben. Und als ganz wichtiger Mitspieler in der Schülermannschaft der SGVW entpuppte sich Karl-Heinz Langeleh, der später viele Jahre Vorsitzender des TuS Volmerdingsen war. »Bei den Spielen waren wir genau elf Leute« Steinhauer aber blieb dem SuS Wulferdingsen, in dem er als Rechtsaußen begann und dann zum Mittelfeldspieler in der 1. Kreisklasse und Bezirksklasse wurde, stets treu – mittlerweile gehört er dem Verein seit mehr als 70 Jahren an. Und er erinnert sich noch genau an seine aktive Zeit: &bdquo;Bei den Spielen waren wir genau elf Leute, und die hielten zusammen.“ Die Möglichkeit, Spieler ein- und auszuwechseln, gab es vor 60, 70 Jahren nicht. Als Nachteil sah Steinhauer das nie an. Schon während seiner aktiven Zeit als Spieler trainierte er nebenbei Nachwuchsmannschaften in Wulferdingsen. Und als der benachbarte TuS Volmerdingsen 1977 einen neuen Coach suchte, erinnerte sich Karl-Heinz Langeleh seines früheren Mitspielers. Der erhielt in Volmerdingsen sage und schreibe 300 Mark im Monat für seine Tätigkeit und blieb fünf Jahre lang, wobei er unter anderem auch den Aufstieg von der Kreisliga B in die Kreisliga A zu verantworten hatte. Aber: Ein Wulferdingsener in Volmerdingsen – ging das angesichts der Rivalität beider Vereine denn überhaupt? &bdquo;Nach meinem Wechsel hatte ich schon etwas Ärger in Wulferdingsen“, berichtet Steinhauer, &bdquo;aber das hielt sich noch in Grenzen.“ Mit der Volmerdingsener Mannschaft sei er gut klargekommen. &bdquo;Aber ich habe viele, viele Fehler gemacht, wenn ich zurückblicke“, gibt sich der gelernte Schlosser, der seine Ausbildung bei Irmer + Elze absolvierte, selbstkritisch. Die vielen Fehler führt er auf fehlende pädagogische Fähigkeiten zurück. &bdquo;Ich konnte meine Vorstellungen nicht immer so vermitteln wie das nötig gewesen wäre“, sagt er und denkt an besondere Spieler in Volmerdingen. Axel Selig, Uli Schäfer, Friedhelm Buchholz und Alwin Rüter fallen ihm da ein. Sie alle kamen aus der eigenen Jugend, sie alle waren nach Meinung des Trainers gute Spieler. Aber: &bdquo;Das waren unterschiedliche Charaktere, und ich hatte Probleme, sie alle in ein Schema zu pressen, weil alle ein anderes Verständnis vom Spiel hatten.“ So etwas soll es ja auch heute noch geben, auch wenn sich Steinhauer gut 40 Jahre später sogar noch etwas ärgert: &bdquo;Wir hatten eine sehr gute Mannschaft, da hätte mehr kommen müssen. Aber da gab es zu viel Individualismus und zu wenig Teamgeist.“ »Wir haben ihn zehn Minuten früher gehört« Dennoch: Der Wulferdingsener genoss seine Zeit in Volmerdingsen, das ist auch heute noch deutlich zu spären. Besonders gern denkt er an den langjährigen TuS-Geschäftsführer Fritz Brinkmann zurück, der alles für den Verein tat, was er dafür eben tun konnte. Und auch der damalige Vorsitzende Karl-Heinz Langeleh war mit dem Coach vom Konkurrenz-Verein zufrieden: &bdquo;Seine Philosophie passte, er war stets ein verträglicher Mensch und als Fußballer anerkannt.“ Eines aber gefiel Langeleh nicht: &bdquo;Wilfried fuhr einen uralten Golf Diesel, das war ein fürchterliches Auto. Wir haben ihn schon zehn Minuten gehört, bevor er am Sportplatz angekommen ist.“ Steinhauer selbst denkt gern noch an die dritten Halbzeiten im Vereinslokal Brinkmann zurück. &bdquo;Da habe ich viel von meinem Geld gelassen, das ich als Trainer verdient habe“, sagt er mit einem Schmunzeln. Aber er erinnert sich auch an besondere Spieler. Beispielsweise an den heute in Gronau lebenden Stürmer Christrad Holzhauer oder den nun in Wuppertal lebenden Torhüter &bdquo;Lotus-Karl“ Brune. &bdquo;Das war ein besonderer Mensch. Eigentlich war er gutmütig und machte für seine Kumpel alles“, beschreibt er den Mann, den er selbst aus Wulferdingsen nach Volmerdingsen holte, und der als Spaßmacher für gute Stimmung zuständig war. Und dann gab es da für den Wulferdingsener in Volmerdingsener Diensten auch noch ein ganz besonderes Spiel: &bdquo;Wir haben an der Brötchenstraße gegen Wulferdingsen gespielt, und die ,Wölfe’ mussten gewinnen um aufzusteigen, aber wir haben uns gegen ,Butzer’ und seine Mitspieler mit 2:1 durchgesetzt.“ Und damit war klar, dass es auch in der darauf folgenden Spielzeit zu Duellen beider Mannschaften kommen würde. In Volmerdingsen erlebte Wilfried Steinhauer sicherlich seine prägsamste Zeit. Danach war er noch drei Jahre in der Kreisliga A bei DE Costedt und anschließend zweieinhalb Jahre beim Bezirksligisten TuS Tengern tätig, aber er erzählt vor allem von seiner Tätigkeit im Bad Oeynhausener Norden. Wenn er jetzt noch einmal durch die alte Heimat fährt, dann ist das übrigens viel leiser, denn den alten Golf gibt es natürlich nicht mehr, ein Skoda Yeti erfüllt nun die Aufgaben. Aber: Fußball in Wulferdingsen oder Volmerdingsen – das sieht Wilfried Steinhauer nur noch selten. Geblieben sind die vielen Kontakte durch den Sport. &bdquo;Da kann ich auf Anhieb 20, 30 aufzählen – das war damals einfach eine schöne Zeit“, schwärmt er und denkt sofort daran, wie das war, als Udo Halstenberg seine Laufrunden durch Bergkirchen drehte. Stets lief er am Jägerplatz vorbei, hielt völlig verschwitzt am Haus der Steinhauers an, plauderte fünf Minuten, und setzte dann seine sportliche Betätigung fort. Wilfried Steinhauer indes hatte sich beruflich verändert, arbeitete bei der Bundesbahn in Hannover und beendete deswegen nach nur drei Stationen seine Trainerlaufbahn. Dem SuS Wulferdingsen blieb er treu, kickte auch bei den Altherren noch im Verein und spielte danach bis vor sieben Jahren Tennis beim TC Wulferdingsen. Und vor dem Umzug war er an 49 von 52 Sonntagen im Jahr zu Gast im SuS-Vereinslokal Reinkensmeier, zudem gehörte ein Besuch auf dem Wulferdingsener Markt, so lange es den noch gab, über viele Jahre zum Pflichtprogramm des vierfachen Großvaters. »Ich hoffe auf noch ein paar schöne Jahre« Jetzt lebt er also im Altkreis Lübbecke, trinkt nur noch ganz selten ein Bier und erholt sich von einer Hüftoperation. &bdquo;Ich hoffe einfach, dass Marianne und ich noch ein paar schöne Jahre vor uns haben“, wird er schon beinahe philosophisch. Die Erinnerungen bleiben – die von Wilfried Steinhauer an seine Zeit in Wulferdingsen und Volmerdingsen, und auch die der beiden Vereine an einen Sportler, der sich als besonders angenehmer Mensch erwies. Und an die &bdquo;vielen, vielen Fehler“, die er sich selbst vorwirft, kann sich außer ihm selbst eigentlich niemand erinnern.

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