Neues Eisstadion in Herford? „Wir sollten die Chance beim Schopfe packen“

Herford. Vor dem ersten Derby der Saison am Freitag zwischen dem Herforder EV und den Hammer Eisbären sieht der Sportliche Leiter Sven Johannhardt seine Mannschaft sportlich zwar im Soll, aber auch noch Verbesserungsbedarf. Die Planungen für das neue Eisstadion laufen derzeit im Hintergrund weiter. &bdquo;Manchmal frage ich mich, wann er überhaupt schläft“, sagte der damals neue Trainer Henry Thom in der vergangenen Saison über einen seiner wohl engsten Mitarbeiter im Verein. Gemeint hatte Thom den viel beschäftigten Sven Johannhardt, dessen Name als einer von vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern für die Etablierung des Vereins in der drittklassigen Oberliga steht. Im Gespräch erklärt der 43-Jährige, warum er selbst einmal ausgerechnet beim Derbykonkurrenten gespielt hat, dem HEV aktuell kein Torjäger fehlt, sehr wohl aber ein neues Eisstadion. Wie zufrieden bist Du mit dem Saisonstart des Herforder EV? Sven Johannhardt: Ich bin im Großen und Ganzen zufrieden. Wir haben es sicherlich verpasst, nach guten Leistungen hier und da noch etwas mehr mitzunehmen. Leider hatten wir einen 30-minütigen Aussetzer gegen Erfurt, der uns drei Punkte gekostet hat. Aber jedes Spiel gibt einem die Chance, es wieder besser zu machen. Ist die Liga auch insgesamt stärker geworden? Ja, das sehe ich so. Einige Mannschaften haben sich sehr gut verstärkt, aber wir konnten bis auf das Spiel in Leipzig, die bisher gefühlt unser stärkster Gegner waren, immer gut mithalten. Nach der guten letzten Saison ist das zweite Jahr immer schwerer. Hinzu kommt, dass uns niemand mehr unterschätzt, was allerdings auch eine Auszeichnung ist, mit der wir aber auch auf der anderen Seite lernen müssen, umzugehen. Es wurde bereits ein wenig Kritik laut, dass dem Herforder EV nach den Abgängen ihrer Haupttorschützen der letzten Saison ein Torjäger fehlt. Wie beurteilst Du die Leistung des neuen US-Amerikaners Jackson Pierson? Ich glaube nicht, dass uns ein Torjäger fehlt. Für mich ist Jackson Pierson einer der stärksten Ausländer der Liga, mannschaftsdienlich in allen Bereichen. Es ist seine erste Station in Europa und man sollte ihm auch ein wenig Zeit geben. Natürlich steht es außer Frage, dass uns der Abgang von Emil Lessard Aydin wehgetan hat, aber es gibt für uns als kleinem Standort der Oberliga eben finanzielle Grenzen. Auf der anderen Seite können und sollen nun andere Spieler die Möglichkeit bekommen, sich zu entwickeln. Der Herforder EV ist zwar im Profigeschäft unterwegs, wird aber ehrenamtlich organisiert. Tut so ein Wechsel wie der von Emil Lessard Aydin, der bereits zum zweiten Mal den Verein verließ, dann auch menschlich weh? Trainer Henry Thom sagte, man müsse auch den Spieler verstehen, der nur eine begrenzte Zeit spielen könne. Es stimmt beides. Wenn man es von der monetären Seite sieht, hat Henry natürlich recht. Auf der anderen Seite ist Emil praktisch bei uns auch ein Stück erwachsen geworden und hat sich die Chance erarbeitet. Man muss sich aber auch eingestehen, dass wir nicht zu den finanziell stärksten Standorten gehören. Als Fazit, und das ist wichtig, der Kontakt zu Emil ist weiterhin gut und er weiß, dass die Tür in Herford immer für ihn offensteht. Am Freitag steigt das ewig junge Derby gegen Hamm. Was erwartest Du Dir von dem Spiel? Ich hoffe natürlich auf einen Sieg, denn ein Derby ist immer wichtig. Beide Mannschaften sind derzeit punktgleich, aber Hamm hat zwei Spiele mehr absolviert. Wir hatten am Wochenende ungewohnt komplett spielfrei. Ob das ein Vor- oder Nachteil ist, wird man sehen. Lebt ein gewisser Derbygedanke auch in den Vorständen beider Vereine? Unsere beiden Organisationen arbeiten sehr gut zusammen. Ich telefoniere zum Beispiel häufig mit Hamms Geschäftsführer Martin Köchling, der mein ehemaliger Mitspieler war. Gerade wir kleineren Standorte mit eingeschränkten Ressourcen müssen voneinander lernen und Ideen austauschen - zumindest bis das Spiel beginnt. Als eines der Herforder Gesichter für die Etablierung des Standortes in der Oberliga mag man gar nicht glauben, dass Du selbst einmal in Hamm gespielt hast. Ja, das stimmt (lacht). Damals befand sich Herford im Wiederaufbau und ich hatte vorher als 18-Jähriger eine Saison hier gespielt. Insgesamt waren es sogar sechs Jahre in Hamm und damit sogar ein Jahr länger, als ich als Spieler in Herford verbracht habe. Im Sommer wurden Pläne veröffentlicht, ein neues Eisstadion in Herford zu errichten. Inzwischen ist es recht ruhig darum geworden. Wie ist der aktuelle Stand? Das ist völlig normal. Wir hatten gerade die Kommunalwahl und es wurde eine neue Bürgermeisterin gewählt. Die Parteien müssen sich selbstverständlich erst einmal sortieren. Bei der Partie gegen die Hannover Indians sickerte durch, dass Herausforderin Anke Theisen die Stichwahl gegen den bisherigen Bürgermeister Tim Kähler gewinnt. Einige Fans befürchteten daraufhin, dass neben dem Spiel nun auch das neue Eisstadion verloren geht. Eine zutreffende oder polemische Aussage? Nein, das ist natürlich überhaupt nicht zutreffend. Wir hatten uns bereits vor und nach der Wahl mit einigen Parteien getroffen, Führungen organisiert oder uns zu Gesprächen getroffen, die teils mehrere Stunden angedauert haben. Hierbei war die Resonanz stets positiv, da man über die Ganzheitlichkeit eines solchen Projekts gesprochen hat und auch die Chancen und Notwendigkeiten sieht. Warum ist das Projekt aus Deiner Sicht besonders wichtig? Mir ist immer wieder wichtig, zu betonen, dass es sich um kein reines Eishockey-Projekt aus Herford handelt, sondern um ein Projekt für die Stadt und die Region. So ist zum Beispiel ein integriertes medizinisches Zentrum für alle Bürger geplant, was es in der Konstellation mit einem Eisstadion in Deutschland auch nicht gibt. Darüber hinaus sollen Events und Shows nach Herford auch außerhalb des Eisbetriebes gebracht werden, die in der Stadt aktuell kein Zuhause finden. Vom energetischen Effekt einmal ganz zu schweigen, da könnte man alleine schon Stunden mit verbringen, die klaren Vorteile, ob umwelttechnisch oder wirtschaftlich, zu nennen. Die Eishalle ist aktuell völlig überlastet und deshalb wird schon eine zweite Eisfläche benötigt. Wir als Herforder liegen zudem geografisch sehr zentral. Dort besteht ein Vakuum in einem sehr großen Radius, das ist mehr als eine große Chance für alle. Dazu ergeben sich auch für viele andere Gewerbe in der Stadt Vorteile. Zum Beispiel? Mit diesem neuen Eisstadion könnten neben dem ganzjährigen Publikumslauf auch die Aktivitäten in Richtung Schulen und Kindergärten weiter ausgebaut werden. Des Weiteren sollen im Sommer auch Trainingslager, ob für Eishockey und Eiskunstlauf, in jedem Altersbereich angeboten werden. So etwas wird beispielsweise in Bad Sachsa gemacht, das nicht einmal einen eigenen Eishockey-Verein hat. Ich sage es jetzt einmal bewusst ein wenig übertrieben: Dort profitiert das ganze Dorf von den Gästen, die Bad Sachsa besuchen und dort übernachten. Ich meine, wir sollten die Chance beim Schopfe packen und so Herford weiter bekannt machen - nicht nur regional, sondern deutschlandweit. 📱 News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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