Herford

Herforderin fährt mit dem Tretroller bis in die Niederlande

Zurück aus dem Nachbarland: Mangels eines Herforder Hansebrunnens ruht sich Rollerfahrerin Martina Uekermann auf dem Renaissance-Brunnen von der insgesamt 438 Kilometer langen Fahrt nach Kampen und zurück aus. | © Ulrich Finkemeyer

Ulrich Finkemeyer
09.07.2017 | 09.07.2017, 11:00
Angekommen: Nach 210 Kilometern Tagesfahrt mit dem Sportroller erreichte Martina Uekermann die Stadtgrenze von Kampen, Gastgeber der "Hanzedagen". - © Privat
Angekommen: Nach 210 Kilometern Tagesfahrt mit dem Sportroller erreichte Martina Uekermann die Stadtgrenze von Kampen, Gastgeber der "Hanzedagen". | © Privat

Herford. Von "Grüß Gott" bis "Moin Moin" reichte die Bandbreite der Morgengrüße, die Martina Uekermann während einer Tretrollertour im Jahr 2012 durch Deutschland, von Füssen bis Flensburg, hörte. Neunmal startete die Herforderin seinerzeit noch vor dem ersten Hahnenschrei zu Tagesetappen von rund 120 Kilometern, neunmal wurde sie bald in regionstypischer Mundart gegrüßt. Das war jetzt beim neusten Projekt der Sportroller-Fahrerin etwas anders.

Martina Uekermann hatte sich vorgenommen, an einem Tag rund 210 Kilometer von Herford bis ins niederländische Kampen zu rollen, und am Tag darauf die Internationalen Hansetage besuchen. "Ich hätte mir dieses Sport-Erleben leichter machen und die Strecke in Tagesetappen einteilen können. Doch ich wollte als erste Frau mit dem Sportroller die 200-Kilometer-Tagesleistung knacken", erklärt die Ausdauersportlerin.

Das ist eine Langstrecke, die Martina Uekermann noch nie annähernd an einem Tag gefahren ist - weder bei der Tour durch Deutschland noch ein paar Jahre später, als es über die Alpen ging. "Da reichte es zeitlich nur zu rund 140 Kilometern", weiß sie noch. Diese relativ waghalsige Unternehmung wurde noch dadurch erschwert, dass es sich bei der Fahrt ins Nachbarland um eine durchgängige Flachetappe handelte. An eine Spitzengeschwindigkeit von 66 Kilometern pro Stunde, wie bei ihrer Deutschland-Tour oder in den Alpen, war nicht zu denken. "Nur um Ibbenbüren herum war es etwas wellig. Davor und danach hieß es: Treten, treten, treten - bis zur nächsten Kurzpause", sagt die Rollerfahrerin vom RC Endspurt Herford.

Gegen 2.30 Uhr startete Uekermann in ihrer Heimatstadt. Der Weg führte über Nebenstrecken und Radwege zunächst nach Bünde und Melle. Den obligatorischen Hahnenschrei hörte die Rollerfahrerin nur einmal. An der Grenze zu den Niederlanden angekommen, wurde Uekermann von zwei Rollerfahrern vom Steppteam Twente bereits erwartet, um sie bis 20 Kilometer vor Zwolle zu begleiten. Dass so eine lange Tour trotz der "hohen muskulären Anforderungen ungefähr ab Kilometer 150 im Kopf entschieden wird", erfuhr die Rollerfahrerin, die weitgehend ohne Kilometeranzeige fährt, als einer ihrer holländischen Begleiter wohlwollend zu ihr sagte: "Nur noch 84 Kilometer, Martina."

"Der Schock saß tief - jetzt noch 84 Kilometer lang nur treten", schildert Uekermann, wie das Bewusstsein das Sein doch beeinflusst. Denn nur mit viel Mühe gelang es ihr, alle Kräfte noch einmal zu mobilisieren und Gedanken an eine Aufgabe zu vertreiben. Am Ende des Tages, in der Nähe von Kampen bei einer Geburtstagsparty eines Tretrollerclubs, nahm die Regeneration erste Konturen an - ihren Roller aber mochte Martina Uekermann "einen halben Tag nicht mehr sehen".

Wie beschwerlich es die Handelsreisenden zur Zeit der Hanse hatten, kann die Herforderin nach ihrer Tagestour "nun richtig nachempfinden". Um die vielen Qualen und Anstrengungen zu bewältigen, habe ihr Körper - die Zwei-Tage-Rückfahrt einberechnet - 8.500 Kilokalorien verbrannt, errechnete Uekermann.

Gemäß dem Hanse-Gedanken hatte die Rollerfahrerin Verkaufsartikel der Herforder Brauerei sowie Tee, Schokolade aus Herford und das Buch vom Drachen Flocke aus der Nordstadt mit nach Holland genommen. Zurück zur Hanse-Stadt Herford ging es in zwei Tagesetappen mit einem Trikot der "Stepteam Selles" aus Kampen, das Uekermann gegen eines ihrer Trikots getauscht hatte, mit Zigarren und Karamell-Waffeln. "Das Trikot des holländischen Klubs wird einen Ehrenplatz bei mir bekommen; es wird mich immer an die bisher flachste Etappe meiner Rollerkarriere erinnern", sagt die Herforderin.

Beim Hanse-Tag traf Martina Uekermann dann nicht nur mit dem Kampens Bürgermeister und Bürgern zusammen. Eine Zusammenkunft gab es mit den Herforder Shantys in Konzert- und Auftrittspausen, und mit zwei Radsportlern des RC Endspurt, Michaela Kopp und Matthias Wilke. "Sie hatten eine Anreise von etwa 240 Kilometern. Da sie ab Zwolle wieder zurückgefahren sind, hatten sie am Ende des Ankunfttages etwas über 260 Kilometer auf dem Kilometerzähler, also bis Kampen und wieder ein Stück zurück nach Zwolle", weiß Uekermann.