Auswanderung: Mutiger 72-Jähriger verlässt den Kreis Gütersloh und zieht nach Thailand

Schloss Holte-Stukenbrock. Zwölf Mal bestritt Bruno Brinktrine den Thailand-Marathon. Immer im November, immer kurz vor seinem Geburtstag. Dieser Termin war bei dem Lauf- und Fußball-Fan aus Schloß Holte jahrelang fest geblockt. Jetzt packt der 72-Jährige noch ein einziges Mal richtig die Koffer: Brinktrine zieht Ende des Monats ganz nach Pattaya. &bdquo;Für immer“, wie er sagt, aber ganz glauben mögen das im Bekanntenkreis nicht alle. Eine Liebe hat Bruno Brinktrine während seiner längst beendeten Läuferkarriere auch stets für den Berlin-Marathon gehabt. Schon vor einigen Jahren nahm ihn der Veranstalter SSC-Runnings in den Jubilee-Club auf, dem nur die ganz treuen Berlin-Marathonis angehören. Zehnmal muss in der Hauptstadt gefinisht haben, wer dort Mitglied sein möchte, Brinktrine bestritt ihn 17 Mal. Eine lebenslange Startnummer ist damit ebenso garantiert wie ein lebenslanges Startrecht beim größten Marathon der Welt. Angesichts dessen, dass im Marathon-Boom die Berliner Startnummern stark umworben sind, kann man sich vorstellen, was das bedeutet. 3:27:15 Stunden lautet seine Bestzeit über die 42,195 Kilometer. Den &bdquo;Hermann“ absolvierte er bei 15 Teilnahmen mal in 2:22:33 Stunden. Viele Vereine ließen sich von ihm ihre Trikots beflocken In Sportlerkreisen ist Bruno Brinktrine nicht nur aufgrund seiner Lauf- und Fußballtreue bekannt. Zahlreiche Aktive aus der Region üben ihren Sport in Trikots aus, die durch seine &bdquo;Druck-Manufaktur“ gegangen sind. In der Holter Kirchstraße betrieb Brinktrine bis vor fünf Jahren das Druckstudio für Flock und T-Shirt-Druck. Viele Vereine aus der Region ließen ihre Vereinsnamen und die Sponsoren bei Brinktrine auf ihre Textilien drucken. Der absolvierte in Knochenarbeit manche Nachtschicht, um vor den Saisonstarts in den jeweiligen Fußball-, Handball- und Volleyball-Ligen die Trikots termingerecht fertiggestellt zu haben. Nicht selten war das Wohnzimmer zum Druckstudio umfunktioniert. Da saßen sie dann, knibbelten Buchstaben aus den Folien und philosophierten über den letzten Spieltag. In etwa so wie in der Plaudersendung &bdquo;Doppelpass“. Auch interessant: Aktuelle NW-Serie: So leben Auswanderer aus OWL Nach dem Eintritt in die Rente 2020 zog es Brinktrine zunächst nach Bad Eilsen. Seinem Stammverein VfB Schloß Holte blieb er als Fußball-Fan gleichwohl treu. Den Aufstieg in die Landesliga begleitete Brinktrine als großer Fan. Bekannt im Ort ist seine besondere Liebe zu Borussia Mönchengladbach. Zwei Fahnen wehten jahrelang im Garten seines Hauses an der Kirchstraße: die Deutschlandfahne und die Borussen-Flagge. 2013 hatte Brinktrine einen Herzinfarkt erlitten Seine Autokennzeichen lauten bis heute auf die Buchstabenkennung &bdquo;MG“. Wobei er nach der letzten Versammlung, die er stets besuchte, seinem Herzensverein den Rücken gekehrt und seinen Austritt verkündet hatte. Aus Verärgerung: &bdquo;30 Jahre sind genug.“ Fußball war ohnehin das beherrschende Thema in seinem Haus an der Kirchstraße. Oben in Brinktrines Haus wohnte jahrzehntelang die Fußball- und Trainer-Legende Gerd &bdquo;Zickzack“ Roggensack. Da war gehobener Austausch täglich garantiert. Sportlich lief es nach einem gesundheitlichen Querschlag für Brinktrine in den letzten zwölf Jahren nicht mehr weiter. &bdquo;Ich bin ja jetzt im zweiten Leben“, erinnerte Brinktrine, als er sich jetzt verabschiedete, an seinen Infarkt, den er 2013 erlitt. Ein Arzt war in der Nähe und holte ihn mit Wiederbelebung zurück. Sein Beispiel zeigt, dass Herzinfarkte für Läufer selten, aber nicht ausgeschlossen sind. Während seiner Marathon- und Hermannslaufkarriere war Bruno Brinktrine ein Fan der Trainingslehre des vor einigen Jahren verstorbenen &bdquo;Gurus“ Peter Greif gewesen. Greif war ein bisschen wie Brinktrine: Nur die &bdquo;Harten“ kommen durch.

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