Zahlungen stehen aus: Fußballer aus Kreis Gütersloh bricht Schweigen über Ex-Verein

Kreis Gütersloh. Robin Brüseke, erfahrener Fußballer und Jahrhunderttorhüter des SC Verl, hat sich entschieden, seine Karriere auf professionellem Niveau zu beenden. In einem Gespräch mit dieser Zeitung reflektiert er über seine letzten beiden Jahre bei Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Ahlen, einem Verein, der einst den Anspruch hatte, wieder in die dritte Liga aufzusteigen und die Nummer eins im Münsterland zu werden. Doch die Realität sah anders aus. Am Ende der vergangenen Saison musste RW den Gang in die Oberliga antreten. Brüseke berichtet von grundlegenden Problemen im Verein, die das Erreichen der angestrebten Ziele erschwerten. Ein zentrales Thema dabei war das Gehalt, das wiederholt verspätet bei den Spielern angekommen sein soll. Robin Brüseke: &bdquo;Das Gehalt kam nie pünktlich“ So will der 30-Jährige, der in der vergangenen Saison als sicherer Rückhalt im Tor und als Führungsspieler in der Fußball-Regionalliga auf dem Platz stand und mittlerweile beim SC Peckeloh im Kreis Gütersloh spielt, nicht länger schweigen. Er will, dass die Wahrheit ans Licht kommt. &bdquo;Es geht nicht nur um den Fußball,“ beginnt Robin Brüseke und erzählt von der Zeit bei seinem Ex-Klub, die ihn und seine Mitspieler an den Rand der Verzweiflung brachte. Während er spricht, zeichnet sich das Bild eines Vereins ab, der mit ambitionierten Zielen in die Saison startete, doch hinter den Kulissen in einer Spirale aus finanziellen Schwierigkeiten und Missmanagement gefangen war. Robin Brüseke beschreibt die täglichen Herausforderungen, die weit über das hinausgingen, was auf dem Spielfeld geschah. &bdquo;Das Gehalt kam nie pünktlich. Wir sprechen nicht davon, dass es vier Wochen oder sechs Wochen zu spät gekommen ist, aber halt einfach immer ein paar Tage“, sagt er und ergänzt: &bdquo;Auf das Juni-Gehalt warte ich noch immer. Und ich weiß, dass ich da nicht der einzige Spieler bin.“ Lesen Sie auch: Ex-Verler mittendrin bei Fan-Krawallen in Ahlen Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Robin Bru?seke (@rb__32) Noch rund 15 Spieler warten auf Gehalt von Rot-Weiss Ahlen Neben Brüseke seien noch etwa 15 weitere ehemalige Spieler der Ahlener betroffen. Der Torhüter wartet nach eigenen Angaben auf eine vierstellige Summe. Er und auch die anderen Spieler würden sich rechtliche Schritte vorbehalten, erzählt der Keeper. Es ist nicht nur ein leises Bedauern in seiner Stimme zu hören, sondern tiefe Frustration. Über Wochen würden die Spieler mittlerweile auf ihr letztes Gehalt warten, während die Rechnungen und Sorgen zu Hause immer drängender werden. &bdquo;Es gab Spieler, die nach dem Training zu mir kamen und sagten, ’Brü’, wie soll ich es machen?“ Wie in anderen Berufen auch, seien die Fußballer auf ihr monatliches Gehalt angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Um Druck auf den Verein auszuüben, habe die Mannschaft während der vergangenen Saison mehrmals beschlossen, das Training zu boykottieren. &bdquo;Wir haben gesagt, wir trainieren erst wieder, wenn uns das Gehalt bezahlt wird“, erzählt Brüseke. Das sei vorübergehend von Erfolg gekrönt gewesen. Doch selbst diese drastische Maßnahme zeigte offenbar nur kurzfristige Wirkung. Brüseke: &bdquo;Es geht nicht nur um ein paar Tage Verzögerung. Einige Spieler wussten wirklich nicht mehr, wie sie ihre Miete zahlen sollten.“ Ex-Torhüter spricht von schlechten Verhältnissen im Verein Doch es waren nicht nur die ausbleibenden Gehälter, die das Fass zum Überlaufen brachten. Brüseke malt ein düsteres Bild der gesamten Verhältnisse im Verein: Er spricht von ungepflegten Trainingsplätzen, veralteter Kleidung, &bdquo;die entsprechend roch“, und einem allgemeinen Zustand, der kaum professionell zu nennen gewesen sei. &bdquo;Wie soll man unter solchen Bedingungen Höchstleistungen bringen?“, fragt er, als suche er selbst nach einer Antwort. Lesen Sie auch: &bdquo;Ich bin nicht im Streit gegangen“: Robin Brüseke verlässt den SC Verl Zu allem Überfluss sah sich die Mannschaft dann auch noch dem öffentlichen Vorwurf des Vereins ausgesetzt, für den sportlichen Abstieg verantwortlich zu sein. &bdquo;Wir sind als Mannschaft sicherlich abgestiegen“, gibt der Schlussmann zu. &bdquo;Aber der Verein hat dabei sicherlich auch eine entscheidende Rolle gespielt“, sagt Brüseke mit einem Anflug von Bitterkeit. Für ihn ist klar: Die schlechten sportlichen Leistungen sind das Ergebnis eines tiefsitzenden Problems, das weit über das Spielfeld hinausgeht. &bdquo;Wie soll eine Mannschaft funktionieren, wenn sie ständig um ihre Existenz kämpfen muss?“ Dass Robin Brüseke Rot-Weiss Ahlen verlässt, stand für den Keeper früh fest Als das Gespräch weitergeht, wird klar, dass Brüseke schon lange mit dem Verein abgeschlossen hat. &bdquo;Für mich war zu einem sehr frühen Zeitpunkt klar, dass ich meinen Vertrag bei Rot-Weiss Ahlen nicht verlängern werde.“ Der Torwart, der mittlerweile für den SC Peckeloh in der Westfalenliga spielt, spricht mit der Gewissheit eines Mannes, der seine Entscheidung gründlich überdacht hat. Der Rückzug aus dem professionellen Fußball, so Brüseke, war für ihn derweil nicht die logische Konsequenz nach den Erlebnissen in Ahlen. Stattdessen wolle er sich künftig bewusst auf seinen Beruf konzentrieren. Der Torhüter mit Profierfahrung wendet sich nun an die Öffentlichkeit, um die letzte noch ausstehende Gehaltszahlung an seine Mitspieler und ihn zu erwirken. Ihm gehe es nicht darum, nachzutreten. &bdquo;Ich will niemanden schlechtmachen,“ sagt er zum Schluss, &bdquo;aber es ist wichtig, dass die Wahrheit ans Licht kommt und die Öffentlichkeit auch mal erfährt, wie der Abstieg wirklich zustande gekommen ist.“ View this post on Instagram A post shared by Robin Bru?seke (@rb__32) Vorstand von Rot-Weiss Ahlen lässt Vorwürfe nicht auf sich sitzen Dennis Kocker, Vorstand Recht, Jugend und Organisation beim Regionalligisten Rot-Weiss Ahlen, hat auf Anfrage dieser Zeitung in einer Stellungnahme auf die Vorwürfe von Robin Brüseke reagiert. Kocker bestätigte, dass bei einigen Spielern das letzte Gehalt noch aussteht, betonte jedoch, dass dies der einzige noch offene Betrag sei. &bdquo;Mit Ausnahme dieser Zahlung stehen keinerlei monatliche Gehaltszahlungen mehr aus,“ so Kocker. Er erläuterte weiter, dass es bei Rot-Weiss Ahlen üblich sei, die Gehälter zwischen dem 20. und 25. des Folgemonats zu zahlen, was auch immer so kommuniziert worden sei. Er sagt: &bdquo;Das Geld liegt zur Auszahlung bereit.“ Ein Seitenhieb auf die ehemaligen Kicker von RW Ahlen kann er sich nicht verkneifen: &bdquo;Wenn eine Mannschaft, wenn es sportlich nicht läuft, sich in großen Teilen unter fragwürdigen Gründen abmeldet, so dass nur noch die Hälfte der Spieler aus dem Kader sich zur Verfügung gestellt hatten, dann scheint bei manchen Spielern die Frage der persönlichen Entschädigung über dem sportlichen Ehrgeiz zu stehen. Das hatte mit dem Prinzip Leistung und Gegenleistung nur noch sehr wenig zu tun.“ Fehlende Gehälter sollen nichts mit finanzieller Situation zu tun haben Kocker wies derweil Brüsekes Behauptung zurück, dass in der vergangenen Saison bei Ahlen Trainingseinheiten wegen der Gehalts-Problematik boykottiert worden seien. &bdquo;Die Behauptung ist abenteuerlich. Es kam zu keinerlei Ausfällen von Trainingseinheiten.“ Ebenso dementierte er, dass den Spielern oft nur alte Trainingssachen zur Verfügung gestellt und dass auf dem Spielfeld keine Linien gezogen worden seien. Dennis Kocker räumte jedoch ein, dass es zeitweise zu Lieferschwierigkeiten mit dem Ausstatter gekommen sei. Die Frage, ob und wann ein Trainingsplatz markiert werde, liege im Ermessen des Trainerteams. Zudem verwies er auf den Einsatz eines neuen GPS-gesteuerten Linienmarkierungsroboters. Die noch nicht gezahlten Gehälter hätten zudem nichts mit der grundsätzlichen finanziellen Situation des Vereins zu tun. Auf die Frage, ob die Thematik die sportlichen Leistungen beeinflusst habe, reagierte Kocker deutlich: &bdquo;Spieler, die immer zuerst danach fragen, was der Verein für sie tun muss, sind bei uns Fehl am Platz.“ Deutliche Worte vom Verein Er kritisierte die Mannschaftsteile, die die eigenen schlechten Leistungen durch eine solche Diskussion rechtfertigen wollen. Er sagt: &bdquo;Teile der Mannschaft suchen die Fehler offensichtlich immer erst woanders und selten bei sich selbst.“

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