Boykottieren Sportler aus dem Kreis Gütersloh die umstrittene Winter-WM in Katar?

Kreis Gütersloh. In weniger als zwei Wochen beginnt für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft – die der Männer – mit dem Spiel gegen Japan die Fußball Weltmeisterschaft. Ein Turnier, das in so vieler Hinsicht umstritten ist, wird gegen alle Bedenken ausgetragen. Doch die Kritik ist seit der Vergabe im Jahr 2010 nie abgerissen. Vor allem die Sport-Basis macht weiter mobil gegen &bdquo;Qatar 2022“. Wovor sich die großen Verbände gescheut haben, versuchen zahlreiche Initiativen im Kleinen anzukurbeln: ein WM-Boykott. Es gibt Demonstrationen, Plakate werden in Stadien entrollt, eigene Internetseiten propagieren, den Fernseher ausgeschaltet zu lassen, und in eben jenem TV wird heiß über Sinn und Unsinn einer WM-Verweigerung diskutiert. Laut einer Statistik aus dem Vorjahr sind 65 Prozent der Deutschen dafür, dass die Nationalmannschaft nicht in den Wüstenstaat reist. Doch wie denken die Sportler im Kreis Gütersloh? Ein Satz, der ausnahmslos ausgesprochen wird, lautet: &bdquo;Das ist ein schwieriges Thema“. Marcel Hölscher (SC Wiedenbrück): "Kritik hätte viel früher noch höhere Wellen schlagen müssen" Marcel Hölscher, Kapitän und Torwart des Fußball-Regionalligisten SC Wiedenbrück, schickt vorweg: &bdquo;Freundschaftsspiele der Nationalmannschaft gucke ich meist nicht mehr. Die finde ich unattraktiv. Aber das ist halt doch eine Weltmeisterschaft. Alles was man bezüglich der Menschenrechte gehört und gelesen hat, ist erschreckend. Die Kritik hätte viel früher noch höhere Wellen schlagen müssen.“ Kevin Oschinski: "Ein Desaster für unseren Sport" Kevin Oschinski, einer der höchst pfeifenden Schiedsrichter im Fußballkreis Gütersloh, hat qua Amt mit Fair Play zu tun. Das sei im Umfeld dieses Turniers schwer missachtet worden, findet der Referee. &bdquo;Es fing ja schon mit Korruption bei der Vergabe an. Und dass die Menschenrechte nicht hochgehalten wurden, ist ja kein Geheimnis. Ich halte die Vergabe für ein Desaster für unseren Sport.“ Doch Oschinski macht sich, wie übrigens fast alle Angesprochenen, ehrlich: &bdquo;Ich gucke trotzdem.“ Julian Hesse: "Sehe viele Sachen im Zusammenhang mit dieser WM kritsch" Julian Hesse, Trainer des Oberligisten FC Gütersloh, betont: &bdquo;Ich sehe sehr viele Sachen im Zusammenhang mit dieser WM kritisch.“ Doch auch er werde einschalten. Und Hesse wirft die Frage auf, ob diejenigen, die ihren Boykott verkünden, &bdquo;am Ende auch die Disziplin haben werden, es durchzuziehen.“ Blickt man aus der Fußball-Blase heraus, dann könnte es noch zu weiteren Verwerfungen kommen. Denn anders als üblicherweise finden die Spiele nicht im Sommerloch statt. Jetzt könnten heiße WM-Duelle mit den Partien der weiterlaufenden Amateurligen aller Sportarten kollidieren. Sven Bröskamp: "Eigentlich darf man bei diesem Turnier nicht für gute Quoten sorgen" Sven Bröskamp ist Leiter Organisation beim Fußballklub SC Verl (der als Drittligist seine Saison unterbricht) und gleichzeitig (verletzter) Spieler beim Handball-Oberligisten TSG Harsewinkel. &bdquo;Ich glaube, der Allgemeinfan guckt im Zweifel eher Fußball“, vermutet Bröskamp. Käme es zu Terminüberschneidungen, könnten bei Handballspielen seines Teams Fans fernbleiben. &bdquo;Aus dieser Perspektive darf man nicht hoffen, dass Deutschland weit kommt“, spottet er. Er glaube aber auch, dass die Einschaltquoten in der Gruppenphase noch schlecht sind, erst besser werden, wenn die DFB-Elf weiterkommt. &bdquo;Aber eigentlich darf man bei diesem Turnier nicht für gute Quoten sorgen“, sagt Bröskamp und gibt zu, dass auch er es nicht durchhalten wird. Frederic Grabmeir: "Man entfremdet sich immer mehr" Frederic Grabmeir, Handballspieler des TV Isselhorst, betont: &bdquo;Wenn gleichzeitig mit einem WM-Spiel bei uns Training stattfindet, geht das Training natürlich vor.“ Früher, sagt der Rückraumspieler, habe er mehr Fußball geschaut. Dass es Vorfeld dieses Turniers zu derartigen Missständen gekommen sei, dafür sieht Grabmeir eine klare Ursache: &bdquo;Es geht immer nur noch ums Geldscheffeln. Man entfremdet sich immer mehr.“ Markus Kottmann: "Die Euphorie kommt nicht auf" Da stimmt auch Markus Kottmann, Vorsitzender des Gütersloher Sportausschusses, mit ein. Dem bekennenden &bdquo;Fußball Junkie durch und durch“ geht der schnöde Mammon gründlich auf die Nerven. &bdquo;Allein die Prämien, die für einen eventuellen WM-Sieg ausgehandelt werden, ärgern mich. Mit dem Geld könnte man im Amateursport viel bewirken“, sagt Güterslohs oberster Sportpolitiker. Und natürlich sei der Ort für eine WM nicht geeignet, verurteilt auch Kottmann die Rahmenbedingungen. &bdquo;Die Euphorie, die ich hätte, wenn die Probleme nicht da wären, kommt nicht auf“, sagt er. Viele der Befragten bezweifeln, dass der einzelne Fernsehzuschauer noch etwas bewirken kann, wenn das Turnier schon läuft. Darum werden sie rein zappen. Es hätte im Vorfeld von den großen Verbänden laute Kritik oder gar ein Boykott kommen müssen, finden die Meisten. Und noch etwas hört man immer wieder vor dieser Winter-WM: &bdquo;Wie, es geht in wenigen Tagen schon los?“

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