
Gütersloh. Eine Woche nach dem besorgniserregenden Saisonstart (22:29 in Brake) hat sich der TV Isselhorst doch für den Kampf um den Klassenerhalt in der Handball-Oberliga angemeldet. Zwar verlor er das Kreisderby gegen die Sportfreunde Loxten mit 30:38, aber der Aufsteiger verlangte dem Titelkandidaten phasenweise alles ab. „Das macht Mut" kommentierte Michael Jankowski den starken Auftritt vor 350 Zuschauern in der Gütersloher Innenstadt-Sporthalle, wohin der TVI aus organisatorischen Gründen erstmals umgezogen war. Der Trainer, vor einer Woche noch restlos bedient, sprach denn auch das aus, was alle Spieler und Anhänger dachten: „Mit dieser Leistung hätten wir in Brake nie und nimmer verloren." Auch Teammanager Guido Marquardt („Nach dem schlimmen Auftritt wollte ich genau diese Reaktion sehen") atmete erleichtert auf. „Loxten ist nicht unser Maßstab, aber auf diese Leistung können wir aufbauen.
"Mitte der zweiten Halbzeit war der TV Isselhorst sogar drauf und dran, die faire Partie, in der die Loxtener von Anfang an und phasenweise mit sieben Treffern Vorsprung führten, in ihre Richtung zu drehen. Angefeuert von der stimmungsvollen Kulisse, abgesichert durch den immer stärker werdenden Torhüter Patrick Gerloff und vielleicht auch begünstigt durch die Umstellung auf eine 5:1-Deckung brachte Marvin Gregor sein Team in der 45. Minute auf 24:26 heran. „Die waren gut und haben uns in Schwierigkeiten gebracht", lobte selbst Loxtens Spielmacher und Top-Scorer Simon Schulz die mannschaftliche Gegenwehr des Außenseiters.
Allerdings konnte der TVI dieses Niveau nicht mehr mit in die Schlussphase nehmen. „Wir haben leider vorne zu viele Bälle verdamelt", monierte Michael Jankowski angesichts der Tatsache, dass die individuell überlegenen Versmolder trotz weiterer Gerloff-Paraden mit fünf Treffern hintereinander zum 24:31 die Vorentscheidung herbeiführten. Ein wenig machte sich auch der Kräfteverschleiß bemerkbar. Neben dem verletzten Felix Marquardt und dem wegen Rückstand auf der Bank gebliebenen Simon Mayer musste Jankowski auch weitgehend auf Jonas Dallmann verzichten. Der Rückraum-Shooter war nach zwei schnellen Zeitstrafen in der 3. und 6. Minute im Prinzip verbrannt.
Dafür wuchs ein Youngster über sich hinaus, der nach einem Coronajahr in der Verler A-Jugend den Sprung zum TVI gewagt hatte. Der 19-jährige Herzebrocker Gian Lucca Braunsmann erzielte neun Treffer, von denen sein rasant-entschlossener Durchbruch zum 17:21 in der 35. Minute sogar ein Raunen auf der Tribüne auslöste. „Ich bin zufrieden mit meiner Leistung", sagte der Youngster bescheiden, bemängelte „ein paar technische Fehler" und rügte sich dafür, in einigen Situationen „keinen kühlen Kopf bewahrt" zu haben. Er gestand aber auch seine Umstellungsprobleme nach dem Wechsel ins Jankowski-Training: „Ich dachte, ich könnte überhaupt kein Handball spielen." Nun aber ist der Trainer begeistert von seinem Youngster: „Er hat in den letzten acht Wochen extrem viel gelernt und ist jetzt bereits einer unserer wichtigsten Spieler. Er wird seinen Weg machen."
Ob den auch der TV Isselhorst in der Oberliga macht? Das kann man mit etwas größerer Sicherheit vielleicht nach dem nächsten Spiel sagen. Am Sonntag empfängt er den TuS 97 Bielefeld/Jöllenbeck, der jetzt auch mit einer 24:25-Niederlage gegen Brake in die Saison startete. Gespielt wird dann aber in der Isselhorster Sporthalle.
Statistik
TV Isselhorst: Gerloff, Gräwe (n.e.) – Grabmeir (1), Gregor (7), Reckmann, Lünstroth (1), Höcker (4), Braunsmann (9/4), Eweler (3), Niehage, Kollenberg (2), Wieneke (1), Dallmann (1), Mayer (n.e.).Sf Loxten: Possehl – Stockmann (2), Kraak (3), Harting (1), J. Patzelt (3), M. Harnacke (2), N. Patzelt (5), P. Harnacke (5), Schulz (10), Zwalka (1), Meyer (2/1), von Ameln (4), Pelkmann, Werner (n.e.).Zuschauer: 350. Schiedsrichter: Wiebusch/ Cyffer (Eintracht Hagen). Zeitstrafen: 5:7: Dallmann (2), Eweler, Wieneke, Braunsmann, – Zwaka, M. Harnacke (2), N. Patzelt, J. Patzelt, Kraak, Harting.
INFORMATION
Felix Marquardt fällt für die komplette Saison aus
Die schlimmen Befürchtungen haben sich bestätigt: Die Verletzung, die sich Felix Marquardt im ersten Saisonspiel des Handball-Oberligisten TV Isselhorst im rechten Kniegelenkzugezogen hat, wurde als Riss der vorderen Kreuzbänder diagnostiziert. „Es ist beim Rückwärtslaufen ohne Fremdeinwirkung passiert", schildert er den Hergang. Der 22-Jährige, der im nächsten Semester an der Uni Bielefeld ins Masterstudium Wirtschaft startet, wird in dieser Woche mit dem auf Sportverletzungen spezialisierten Bielefelder Orthopäden Dr. Ralf Berg einen Operationstermin vereinbaren. Die Handballsaison ist für den baumlangen Rückraumspieler auf jeden Fall gelaufen. Am Samstag war er auf Krücken in der Halle und verfolgte die Partie von der TVI-Bank aus.
Was die Ursache für die schwere Verletzung angeht, sieht der Isselhorster einen Zusammenhang mit der langen Corona bedingten Pause: „Die Muskulatur ist noch nicht wieder auf dem Stand, auf dem sie vor eineinhalb Jahren war." Marquardt ist nicht der einzige Handballer aus der Region, der sich früh einen Kreuzbandriss zuzog. Auch Fabian Raudies (TuS Brockhagen) und Jan Schröder (Sf Loxten) ereilte das gleiche Schicksal.