Athen

Ex-Paderborner Wemmer bringt Panathinaikos Athen in die Bredouille

Der 20-fache griechische Meister schuldet dem 32-jährigen Profi noch knapp eine halbe Million Euro Gehalt. Ein Gericht hat jetzt entschieden, dass dem Verein erstmalig in der Fußballgeschichte wegen nicht gezahlter Gehälter drei Punkte abgezogen werden

Gastspiel ohne Glück: Jens Wemmer (r.) bei einem seiner Einsätze für Panathinaikos Athen in der Partie gegen Udinese. | © Imago

22.03.2018 | 22.03.2018, 12:57

Athen. Jens Wemmer, 32, geboren im ostfriesischen Aurich, Rechtsverteidiger, aktuell vereinslos und einst gefeierter Aufstiegsheld beim SC Paderborn, wechselte im Sommer 2015 erstmals ins Ausland zu Panathinaikos Athen. Nun sind Griechenlands 20-maligem Meister wegen offener Gehaltszahlungen an Wemmer drei Punkte in der griechischen Meisterschaft abgezogen worden.

Konkret gab das Schiedsgericht beim Griechischen Fussballbund (EPO) am Montag in Athen dem Antrag von Wemmer statt, "der Fussball-AG Panathinaikos Athen bis zur völligen Begleichung der offenen Gehaltszahlungen an Jens Wemmer binnen drei Tagen nach Veröffentlichung des Urteils eine Strafe von drei Punkten aufzuerlegen".

Fast eine halbe Million plus Zinsen

Bezüglich der Höhe der offenen Gehaltszahlungen von Panathinaikos an Wemmer beruft sich das EPO-Schiedsgericht ausdrücklich auf das rechtskräftige Urteil des EPO-Ausschusses für die Lösung von Finanzstreitigkeiten (AEEOD). Der Ausschuss bezifferte darin die Verbindlichkeiten von Panathinaikos gegenüber Wemmer auf genau 497.822,15 Euro zuzüglich der gesetzlichen Zinsen. Kurz vor dem AEEOD-Urteil - konkret im Juli 2017 - hatte Wemmer seinen bis Ende Juni 2018 laufenden Dreijahres-Vertrag bei Panathinaikos aufgelöst und war nach Deutschland zurückgekehrt.

Nun hat Panathinaikos Athen bis einschließlich Donnerstag Zeit, um entweder den vollen Betrag per Einmalzahlung an Wemmer zu überweisen, oder einen allerletzten Versuch zu starten, einvernehmlich einen Tilgungsplan mit Wemmer zu vereinbaren.

Geschieht dies nicht, hat Wemmer die nun verhängte Punktstrafe nur formal per Antrag zu aktivieren, damit Panathinaikos automatisch die drei Zähler in der Meisterschaft abgezogen werden. In der Sache hat das Gericht am Montag entschieden.

So rennt Panathinaikos nun gegen die Zeit an. Nach Informationen dieser Zeitung waren zuletzt alle Gespräche zwischen Wemmer und Panathinaikos gescheitert, doch noch einen Tilgungsplan zu vereinbaren. Der Verein dürfte nicht dazu in der Lage sein, bis Donnerstag die fälligen gut 500.000 Euro inklusive Zinsen aufzubringen. Denn der Klub ist hoch verschuldet. Dem Vernehmen nach stehen die Grün-Weißen, zuletzt in der Saison 2009/10 Meister in Hellas, mit mehr als 40 Millionen Euro in der Kreide.

Rund 100 weitere Fälle offener Gehaltsforderungen

Zwar rangiert Panathinaikos nach dem 25. Spieltag in Griechenlands Super League und damit fünf Runden vor dem Saisonende mit 32 Punkten auf Platz acht, 13 Zähler vor einem Abstiegsplatz.

Aber nicht nur der Fall Wemmer treibt den Panathinaikos-Verantwortlichen die Sorgenfalten auf die Stirn. Der griechische Traditionsklub sieht sich derzeit mit einer Welle von rund einhundert anhängigen Streitfällen von offenen Gehaltszahlungen an Ex-Spieler, Ex-Trainern und sonstige Personen ausgesetzt.

Viele Stammspieler, ob Griechen oder Ausländer, haben den Grün-Weißen daher zuletzt den Rücken gekehrt. Aber ausgerechnet wegen des Falls Wemmer wurden Panathinaikos nun erstmals dafür Punkte in der Meisterschaft abgezogen.

Wemmer kam auch sportlich bei Panathinaikos Athen nicht auf einen grünen Zweig. Kurz nach seinem Wechsel zu Panathinaikos im Sommer 2015 hatte sich der Ostfriese in der Europa League-Qualifikation gegen Qäbälä (Aserbaidschan) Nase und Jochbein gebrochen, später schmerzte seine Achillessehne. Anfang 2016 fiel Wemmer bei dem damaligen Panathinaikos-Trainer Andrea Stramaccioni in Ungnade. Auch danach war er in Athen zumeist nur Reservist. Er kam in nur vier Spielen in Griechenlands Super League zum Einsatz.