Lübbecke

Max Wegner hat eine überaus erfolgreiche Saison hinter sich

Mit Erzgebirge Aue hat der 27-Jährige den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft

09.06.2016 | 09.06.2016, 06:02
Dort hat alles begonnen: Max Wegner vor dem Vereinsheim des FC Lübbecke an der Obernfelder Allee. - © Michael Meier
Dort hat alles begonnen: Max Wegner vor dem Vereinsheim des FC Lübbecke an der Obernfelder Allee. | © Michael Meier

Lübbecke. Alle drei Wochen zieht es ihn dann doch wieder nach Hause. Und Heimat bedeutet für Max Wegner Lübbecke. Hinter dem 27-Jährigen liegen zwei sehr ereignisreiche und vor allem erfolgreiche Jahre. Mit seiner Mannschaft Erzgebirge Aue schaffte der "Lübbecker Jung" kürzlich den Sprung in die 2. Fußball-Bundesliga. Die rund 500 Kilometer Fahrstrecke nimmt Max Wegner gerne in Kauf. "Mich verbindet weiter sehr viel mit Lübbecke. Hier sind meine Freunde. Aber die Zeit hier ist meistens anstrengender als in Aue", erklärt Wegner mit einem Lachen.

Der Weg zum Profifußballer war auch für den 27-Jährigen steinig und mit einigen Tiefschlägen verbunden. Immer wieder warfen ihn Verletzungen in seinen Bestrebungen zurück. "Man kann die letzte Saison schon als Durchbruch bezeichnen, auch wenn ich jetzt schon 27 Jahre alt bin. Ich habe viel dafür gearbeitet. Eine schwere Verletzung oder auch nur ein Tor können alles verändern. Das habe ich in der Zeit gelernt", so Max Wegner.

Seine ersten Ballversuche machte Wegner als kleiner "Steppke" beim FC Lübbecke. "Zunächst hatte ich gar keine Lust auf Fußball, deswegen habe ich schnell wieder aufgehört", erinnert sich Wegner. Dennoch führte der Weg zwei Jahre später wieder zurück an die Obernfelder Allee und Wegner startete eine Karriere, die so damals nicht zu erwarten war. Drei Jahre kickte der Stürmer unter Trainer Uli Gödecker, ehe er in der C-Jugend zum SV Schnathorst wechselte. "Wir haben damals Bezirksliga gespielt und das war für hiesige Verhältnisse schon sehr hoch". Der FC Lübbecke war der Beginn, der SV Schnathorst das Sprungbrett.

Rückblick: Max Wegner (Zweiter v.l.) im Trikot des DSC Arminia Bielefeld. - © Reimar Otrtr
Rückblick: Max Wegner (Zweiter v.l.) im Trikot des DSC Arminia Bielefeld. | © Reimar Otrtr

Durch gute Leistungen wurde auch die Nachwuchsabteilung von Arminia Bielefeld auf Wegner aufmerksam. Nach zwei Jahren beim "Club der Ostwestfalen" in der B-Jugend wechselte Max Wegner zu Hannover 96, wo er in der A-Jugend-Bundesliga zum Einsatz kam. Verlief die Jugendzeit wie am Schnürchen, musste Wegner im ersten Seniorenjahr auch die Schattenseiten kennenlernen. Durch Verletzungen immer wieder zurückgeworfen kam er nur auf wenige Einsätze in der zweiten Mannschaft von Hannover 96 in der Regionalliga.

Fokussiert: Max Wegner im Trikot seines aktuellen Arbeitgebers Erzgebirge Aue. - © mim
Fokussiert: Max Wegner im Trikot seines aktuellen Arbeitgebers Erzgebirge Aue. | © mim

Der Weg ging weiter zum Ligakonkurrenten SV Wilhelmshaven. Obwohl Wegner ein Syndesmosebandriss im Jahr 2011 ausbremste, war er mit 13 Toren der erfolgreichste Stürmer der Wilhelmshavener. Es folgte der Wechsel zu Werder Bremen. Vier Jahre blieb Wegner bei Werder und wurde dort auch von Viktor Skripnik trainiert, der heute für die Bundesligamannschaft zuständig ist. "Natürlich hatte ich damals die Hoffnung, den Sprung in die erste Mannschaft zu schaffen", erklärt Wegner. Nach gutem Start war es aber wieder eine schwere Verletzung, diesmal ein Meniskusschaden, die den schnellen Stürmer zurückwarf. Für viele gleichbedeutend mit dem Karriereende, hatte Wegner Glück im Unglück. Wieder kämpfte sich Max Wegner zurück und stand am Ende der Saison 2013/14 auch zwei Mal im Kader der ersten Mannschaft, ohne dort aber zum Einsatz zu kommen.

Vor einem Jahr schaffte Wegner mit Werder Bremen II den Aufstieg in die dritte Liga. Die Zeit bei den Norddeutschen war aber dennoch beendet, da sein Vertrag nicht verlängert wurde. "Die Enttäuschung war natürlich groß, aber so ist das Geschäft", gibt Wegner nüchtern zu.

In der Nachbetrachtung hat dies Wegner aber nicht geschadet. Es folgte ein Probetraining bei Erzgebirge Aue, die nach dem Abstieg aus der zweiten Liga eine neue Mannschaft formieren mussten. "Es waren rund 20 Spieler beim Probetraining. Aber scheinbar muss ich mich ganz gut präsentiert haben. Natürlich gab es Bedenken wegen der Entfernung, aber letztlich ist die Entscheidung für Aue gefallen. Auch weil mir der Trainer (der frühere bulgarische Nationalspieler Pavel Dotchev) die meiste Wertschätzung entgegengebracht hat", so Max Wegner. Für Wegner eine Entscheidung, die er nicht bereuen sollte. "Aue ist mit 16.000 Einwohnern noch etwas kleiner als Lübbecke. Also vergleichbare Strukturen". Mit dem Ziel Klassenerhalt waren die Erzgebirgler in die Saison gestartet und dies sollte sich zunächst auch als die richtige Zielsetzung herausstellen. "Wir hatten wirklich keinen guten Start. Besonders bitter war natürlich die 0:4-Niederlage gegen meine alten Mannschaftskollegen von Werder Bremen. Dann aber folgte die zweite Runde im DFB-Pokal und die hatte zur Folge, dass der Name Max Wegner in ganz Deutschland ein Begriff wurde. In der 74. Minute erzielte Wegner den 1:0-Siegtreffer gegen den Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Kurz darauf wurde Max Wegner zum Rundenhelden beim "DFB-Walk of Fame" gewählt.

"Das Spiel war die Wende bei uns. Danach lief es nicht nur bei mir, sondern bei der gesamten Mannschaft", so Max Wegner, der anschließend auch in der Liga einige Male "knipsen" konnte. Bis auf den dritten Platz spielte sich Aue bis zur Winterpause vor. Gekrönt wurde die Saison dann am 7. Mai. Mit einem 2:0-Sieg bei Fortuna Köln sicherte sich Erzgebirge Aue hinter Meister Dynamo Dresden den zweiten Platz, der gleichbedeutend war mit dem Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga.

"Es war eine wirklich unglaubliche Saison. So ein Teamgefüge wie in Aue habe ich bislang noch nicht erlebt. Es kämpft wirklich Jeder für Jeden. Der Schlüssel zum Aufstieg war sicherlich unsere starke Defensive. Es war auch für die Region ein toller Erfolg. Die Leute in Aue und Umgebung sind wirklich, positiv gesehen, fußballverrückt. Man wird auch schon mal auf der Straße angesprochen und bekommt Zuspruch. Dadurch ist man in jedem Spiel dazu verpflichtet, Gas zu geben", erklärt Wegner. Gerade einmal 21 Gegentore kassierten die Auer in 38 Saisonspielen. Max Wegner kam zu 30 Saisonspielen und erzielte dabei vier Tore.

Am 13. Juni startet bereits die Vorbereitung auf die neue Saison. Großartig Zeit um Urlaub zu machen, blieb Wegner also nicht. "Ich habe meinen Urlaub in Lübbecke verbracht", lacht Wegner. "Es geht dann wieder bei null los und ich werde alles dafür geben, auch in der kommenden Saison wieder so viele Einsatzminuten wie möglich zu bekommen", verspricht Wegner.

Nur Thomas Müller war besser

  • Eine weitere Krönung blieb nach der Saison aber aus. Bei der Wahl des Pokalhelden der Saison 2015/16 belegte Max Wegner den zweiten Platz. Hinter einem gewissen Thomas Müller. „Das hat natürlich eine große Bedeutung für mich. Auch wenn es mit dem Fußabdruck vor dem Olympiastadion nichts geworden ist. Aber gegen einen Thomas Müller kann man schon mal verlieren", flachst Max Wegner.
  • Gerade über die großartige Unterstützung aus dem Mühlenkreis hat sich Wegner sehr gefreut. Einen Weg zurück nach Ostwestfalen kann sich Wegner durchaus vorstellen. „Man schaut schon mit einem Auge auf die Ergebnisse von Arminia Bielefeld. Ich habe auf der Alm mein erstes Bundesligaspiel gesehen und in der Jugend dort gespielt. Aber jetzt gilt es sich erst einmal wieder bei Erzgebirge Aue durchzusetzen", so Wegner, dessen Vertrag noch bis 2017 läuft.
  • Den Traum von der 1. Fußball-Bundesliga hat Max Wegner trotz seiner 27 Jahre noch lange nicht ausgeträumt. „Es bleibt mein Ziel und im Fußball kann sehr viel passieren. Das Wichtigste ist aber, dass ich verletzungsfrei bleibe".