
Spenge. Auf die genaue Wettervorhersage mit vereinzelten, aber belanglosen Regentropfen folgte der reibungslose Ablauf. 302 Teilnehmer, die sich in vier Spielklassen auf insgesamt 55 Mannschaften verteilten, begrüßte die Schachgemeinschaft Hücker-Aschen bei der 29. Auflage ihres traditionellen Mühlenhof-Turniers unter freiem Himmel an der namensgebenden Windmühle.
"Endlich können wir nach vier Jahren mal wieder hier spielen. Sie brauchen keine besorgten Blicke nach oben zu richten", entwarnt Hücker-Aschens Vereinsvorsitzender Hermann Dieckmann bei seiner Begrüßungsrede die Besucher wegen der teilweise aufkommenden Quellwolken. Diese entluden sich gemäß der meteorologischen Auskunft aber nicht. Daher entsprach das mit "Wimbledon-Qualität" angepriesene Mühlenhof-Grün dank der intensiven Pflege den präsidialen Lobesworten.
Die Bemühunge des Vereins trugen Früchte und lockten einige Turniernovizen an, die spontan für Furore sorgten. So gewann der SV Hellern aus Osnabrück auf Anhieb ungeschlagen den in Fachkreisen als "Königsklasse" titulierten Wettkampf der 12-er Mannschaften vor den Titelträgern der Jahre 2014 und 2015, SK Nordhorn/Blanke und Gütersloher SV.
Dem Siegerteam gehört mit Dirk Hummel auch ein alter Bekannter an, der mit seinen Vorgängerklubs SC Melle und TSV Riemsloh bereits mehr als zehn Turnierbesuche in Hücker-Aschen aufweist. Diese Referenzen weckten auch das spontane Interesse in seinem neuen Verein. "Neun Leute hatte ich bereits innerhalb von 20 Minuten nach Bekanntgabe zusammen. Die restlichen folgten drei Tage später", berichtete er. Wenngleich Breitensport- und Geselligkeitsfaktor beim Mühlenhof-Turnier vordergründig sind, unterstreicht Oberligaspieler Hummel die durchaus vorhandene Wettbewerbsqualität. "Das sind alles gute Vereine, die hier teilnehmen. An den vorderen Brettern findet man durchweg Spieler mit Ober- und Landesliganiveau."
Im Klassement der 6er-Teams wirkten erstmals der erst 2012 gegründete SV Rochade Rödinghausen sowie der unbesiegt auf Rang zwei abschneidende LSV/Turm Lippstadt mit. Letzterer sicherte sich mit dem stellvertretenden NRW-Verbandspräsidenten Olaf Winterwerb prominente Dienste. "Das Mühlenhof-Turnier hat absoluten Volksfestcharakter. So etwas findet man nicht überall", zeigt sich der Funktionär begeistert. Die Lippstädter mussten sich lediglich der punktgleichen SG Bünde beugen, die mit ihrem dritten Turniersieg in Serie den Hattrick perfekt machte.
Zwar blieben die Rödinghausener Erwachsenen bei ihrer Premiere sieglos, dafür beeindruckte der ungeschlagene Rochade-Nachwuchs mit Rang zwei im Kinderturnier. Der oberste Platz auf dem Treppchen blieb Cedric Haas, Stilf Streuter, Nicolai Haas und Olaf Streuter nur wegen der geringfügig schlechteren Brettpunktzahl (21) gegenüber dem SK Bremen-West (22,5) verwehrt.
Mit Dr. Konstantin Abicht (Schachclub Farmsen) und Jörg-Martin Schultze (Schachfreunde Anderssen-Wetzlar) ließen sich zwei auswärtige Juristen mit ostwestfälischen Wurzeln über die Spielerbörse vermitteln. Beiden gefällt die besonderen Turnieratmosphäre mit Mannschaftsgeist.
Durch seine verwandtschaftlichen Beziehungen zum benachbarten Fischer-Riepe-Hof wurde der jetzt im Main-Taunus-Kreis wohnhafte frühere Bundesligaspieler Schultze auf das Mühlenhofturnier aufmerksam. "Während meiner Studienzeit haben wir 1983/1984 mit dem SK Münster immerhin Bayern München geschlagen. Leider sind wir dennoch sofort wieder abgestiegen", berichtet er. In Hücker-Aschen startete Schultze für die SGEM Kirchlengern, während Abicht und seine Tochter Aruna für die Königsspringer Herford, dem Ursprungsverein des Vaters an die Bretter gingen.
Unterdessen laufen bei den Kreisstädtern bereits die Vorbereitung für das am 3. Juli anstehende Schnellschachturnier. "Wir haben bereits jetzt 25 Anmeldungen. Mit Viesturs Meijers und Inna Gaponenko aus Aue sowie Felix Levin aus Mülheim kommen auch drei prominente Großmeister zu uns", verriet Thomas Klemme.