Herford. Es war ganz genau am Mittwoch, 23. Juni 1976, als sich gestandene Männer in den Armen lagen und wie Kinder strahlten, als im Herforder „Sonnenhof" zudem die Sektkorken knallten. Genau an diesem Abend nämlich stand fest, dass der Sport-Club Herford zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte in die 2. Fußball-Bundesliga aufgestiegen war.
Das Prozedere war ein wenig ungewöhnlich, denn die Herforder hatten in einer von zwei Aufstiegsrundengruppen zur 2. Liga Nord der schlechteren Tordifferenz wegen „nur" den zweiten Platz hinter dem VfL Wolfsburg belegt und standen eigentlich vor einem Entscheidungsspiel um den Aufstieg gegen den Bonner SC. Weil aber ein paar Tage nach dem letzten Aufstiegsrundenspiel, das die Herforder mit 5:0 bei Union 06 Berlin gewonnen hatten, Borussia Dortmund in die Erstklassigkeit aufstieg, war ein zusätzlicher Platz in der Nordgruppe der 2. Bundesliga frei. Und damit stiegen eben Herford und Bonn auf, das Entscheidungsspiel entfiel.
40 Jahre ist das inzwischen her. Die erfolgreichen Kicker haben diesen Tag ganz sicher nicht vergessen, was vor allem für Vorstopper Karl-Friedrich Stremming gilt, der an diesem Tag Geburtstag feierte. Aber: Teile der Aufstiegsmannschaft zerstreuten sich im Laufe der Jahre in alle Himmelsrichtungen.
Die Spieler vor 40 Jahren (Fahren Sie mit der Maus oder dem Finger über das Bild):
Alle Spieler werden zusammengetrommelt
Sie gehören zur Herforder Aufstiegsmannschaft
- Zum Jubiläums-Treffen am kommenden Samstag werden erwartet: Manfred Balcercak, Herbert Bittner, Klaus-Dieter Derow, Willi Detring, Jochen Dzieciol, Manfred Hildebrandt, Günter Lubasch, Karl-Ludwig Mayer, Rolf Muchow, Adolf Pitsch, Rolf Siekmann, Karl-Friedrich Stremming, Manfred Wehmeier, Gerhard Weidenhammer, Wolfgang Windmann und Betreuer Harald Vieregge.
- Aus privaten und beruflichen Gründen können dagegen Wolfgang Flüshöh, Jochen Meier und Hajo Thermann nicht vor Ort sein.
- Der damalige Trainer Dieter Garbers ist ebenso verstorben wie alle Funktionsträger des Vereins, die den Aufstieg im Jahr 1976 mit erlebten.
- Als besondere Gäste werden Bernd Wehmeier, Ex-Unioner Detlef Kemena sowie die inzwischen im Ruhestand befindlichen Sportredakteure Klaus Berg und Harald Schwabe erwartet.
Der Initiative Rolf Siekmanns ist es zu verdanken, dass das Team, das zuvor schon Westfalenmeister geworden war, sich nun wieder trifft, um Erinnerungen lebendig werden zu lassen. Am Samstag, 4. Juni, soll gemeinsam geschnackt und gegessen werden. „Es gibt kein großartiges Programm", erklärt Siekmann, „wir wollen ganz entspannt über frühere Zeiten sprechen und vielleicht noch eine Talkrunde mit unseren prominenten Gästen genießen."
Siekmann freut sich auch darüber, dass alle Spieler des Aufstiegsteams noch leben – im Gegensatz zum damaligen Trainer Dieter Garbers und den Funktionsträgern des Vereins. Der 67-Jährige trommelte gemeinsam mit Gerhard Weidenhammer (68) und Wolfgang Windmann (71) all die alten Weggefährten zusammen, denn der Kontakt war zuletzt eher bescheiden.
„Einige aus der Mannschaft, die noch hier in der Gegend leben, besuche ich dann und wann", sagt Windmann. Das Trio übrigens ist dem Fußball auch heute noch verbunden. Siekmann ist Geschäftsführer des Gesamtvereins SC Herford, Windmann 2. Vorsitzender des SV 06 Oetinghausen und Weidenhammer wird ab der nächsten Saison wieder Betreuer der 2. Fußballmannschaft des Sport-Clubs sein.
Jahrelang in der Fußballszene aktiv
Und damit haben sich wohl die heute noch Aktivsten aus der Aufstiegsmannschaft zusammen gefunden, um das Treffern zu organisieren. „Manfred Balcerzak war lange Scout bei Bayern München", berichtet Siekmann aber davon, dass auch andere Spieler aus „seiner" Mannschaft dem Fußball verbunden blieben, als die eigene Karriere schon beendet war.
In die Planungen mit eingebunden war Heino Uekermann. Der spielte zwar nicht Fußball, arbeitete aber in der Vergangenheit journalistisch und war 14 Jahre lang Vorstandsmitglied in der Fußballabteilung des SC Herford. Damals erstellte er eine Stadionzeitung, den „Sport-Club Report", der viermal pro Jahr erschien. Und genau das tat er jetzt wieder: „Sport-Club Report – Jubiläumsausgabe" heißt ein 32 Seiten starkes Heft, das genau so aussieht wie die damalige Stadionzeitung und die erfolgreiche Saison 1975/76 in Form von Zeitungsberichten und beeindruckenden Fotos Revue passieren lässt.
Die Erstauflage liegt bei 500 Heften – und die gibt es für alle Interessenten kostenlos. Aber erst nach der Feier. Ab dem kommenden Montag, 6. Juni, 10 Uhr sind die Hefte unter anderem in der Geschäftsstelle der Neuen Westfälischen in der Lübberstraße in Herford erhältlich, wobei das Prinzip gilt, dass die ersten Interessenten sicher auch die erfolgreichsten sein werden – Vorbestellungen sind nicht möglich.
Bonn stieg mit dem SC Herford auf
Rolf Siekmann wirft noch einen Blick in das Heft. „Wir hatten keine Trikot-Werbung", stellt er fest. Die aber kam später. Nach zwei Jahren 2. Bundesliga stieg der SC Herford in die Oberliga ab, um anschließend sofort wieder aufzusteigen und noch einmal zwei Jahre in der Zweitklassigkeit zu verbringen. Danach gab es nur noch eine Staffel 2. Bundesliga – und für die qualifizierte sich der Sport-Club nicht. Die 1. Mannschaft spielt heute sechstklassig. „Gut, das sie den Klassenerhalt geschafft hat", freut sich Rolf Siekmann noch immer über SCH-Erfolge.
Übrigens: Der einst mit dem SC Herford aufgestiegene Bonner SC ging zwischenzeitlich in die Insolvenz. In dieser Saison allerdings feierte er die Meisterschaft in der Mittelrhein-Liga und stieg damit in die Regionalliga auf. Ob auch in Bonn der 23. Juni 1976 gewürdigt wird, ist unbekannt.