SC Verl trägt Heimspiele in Lotte aus - was das für den Verein bedeutet

Verl. Es ist, als sei der SC Verl seines Fußballherzens beraubt worden. Die Sportclub Arena im Zentrum der Stadt darf aufgrund einer Entscheidung des DFB dem SC Verl nicht als Spielstätte in der 3. Liga dienen. Der SCV soll seine Heimspiele stattdessen in Lotte austragen. In der letzten Saison durften die Verler noch an der heimischen Poststraße spielen, weil damals der Corona-Sonderspielbetrieb galt. Dies ist nun nicht mehr der Fall, und so gelten die DFB-Statuten der 3. Liga. Eine Entscheidung, die in Verl und Umgebung für sehr fragwürdig gehalten wird – zumal sie eine Woche vor Saisonstart auch noch sehr kurzfristig gefallen ist. Besonders hart trifft es die familiär geprägte Fankultur des Sportclubs und die Wirtschaftlichkeit des Vereins. 70 Kilometer bis zum Stadion in Lotte Als Verler freut man sich auf jeden Spieltag mit Heimrecht. Einmal durch die kleine Innenstadt und dann direkt ins Stadion – Spitzenfußball quasi vor der eigenen Haustür. Viele Fans können zu Fuß oder mit dem Rad das Stadion in der Innenstadt erreichen oder einfach spontan vorbeikommen. Das wird es in naher Zukunft wohl nicht mehr geben. In der Sportclub Arena darf nach aktuellem Stand kein Spiel der 3. Liga stattfinden. Zum Stadion am Lotter Kreuz sind es von der Sportclub Arena 70 Kilometer, also eine Fahrzeit mit dem Auto von 47 Minuten. Nicht für jeden machbar. Der Fanbeauftragte des SC Verl, Thorsten Nöthling, sieht die Situation jedoch als Herausforderung: &bdquo;Mein Job ist es, möglichst viele Fans nach Lotte zu bekommen. Die Situation ist jetzt da. Wir können wieder Geisterspiele daraus machen oder im Stadion der Sportfreunde Lotte Heimspiel-Atmosphäre schaffen." Dafür tut der Verein so einiges. Zum Beispiel ist für Vereinsmitglieder der Eintritt kostenlos. Außerdem gibt es zusätzlich gesponsert vom Verein einen Shuttleservice für die Mitglieder der Fangruppierungen &bdquo;Der harte Kern" und &bdquo;1924". Ob das Ganze Auswirkungen auf die Mannschaft hat oder gar die Stimmung, ist für den Verein noch schwierig abzusehen. In Verl wurde durchschnittlich mit 3.000 Fans inklusive der Gästefans pro Spiel gerechnet. Ob diese nun nach Lotte kommen, ist noch fraglich. Pressesprecher Norbert Meyer sieht es optimistisch: &bdquo;Ich gehe davon aus, dass die Fans, die kommen, einfach alles geben werden." Auch der zweite Vorsitzende, Mario Lüke, trägt die Situation mit Fassung: &bdquo;Wir müssen die Situation nehmen, wie sie ist. Natürlich hoffen wir auf eine Jetzt-erst-recht-Mentalität von allen Fans und Unterstützern. Niemand kann etwas dafür, aber die Mannschaft braucht unseren Support." Das Wirtschaftliche Ein weiterer wichtiger Punkt ist der wirtschaftliche Nachteil. Vielen Vereinen geht es während der Corona-Pandemie finanziell nicht besonders gut. Es fehlen Zuschauereinnahmen, Sponsorengelder und vieles mehr. Beim Sportclub ist man auf diese Situation vorbereitet: &bdquo;Zuschauereinnahmen sind bei uns kein wesentlicher Bestandteil der Budgetierung", so der erste Vorsitzende Raimund Bertels. Allerdings bestehen feste Verträge mit Sponsoren, die es nun an einem völlig neuen Spielort zu erfüllen gilt. Das ist nicht unbedingt einfach. &bdquo;Wir haben im Verein alles schon auf mobil ausgerichtet. Schließlich haben wir auch Heimspiele in Paderborn ausgetragen – jeder Sponsor bekommt seine Werbefläche. Beispielsweise bauen wir eine LED-Bande auf der Gegengerade in Lotte auf. Wir machen das Stadion am Lotter Kreuz an Heimspielen zu unserer Spielstätte", so Norbert Meyer. Die Verträge mit Lotte stehen laut Aussage des Vereins bereits fest. In der kommenden Woche ginge es nur noch um Feinjustierungen, heißt es. Fakt ist jedoch, dass der Verein für die Nutzung in Lotte eine Stadionmiete plus jegliche Kosten für den Mehraufwand zahlen muss. Der Verein darf jedoch alle Zuschauereinnahmen für sich verbuchen. Folgen für Spieler Für die Spieler bedeutet die ganze Situation natürlich auch einen nicht unerheblichen Mehraufwand. Sie müssen eine Stunde früher zum Treff nach Verl fahren und sind dann gemeinsam im Bus eine knappe Stunde nach Lotte unterwegs. Der Vorteil: Alle Spieler des Sportclubs wohnen im direkten Umfeld des Stadions. So gibt es zumindest keine weiten Anreisen. Perspektiven Dauerhaft soll das Stadion in Lotte aber nicht die Spielstätte des Vereins bleiben. Raimund Bertels bezog klar Stellung in einem Interview: &bdquo;Die 3. Liga wollen wir nicht verlassen und schon gar nicht nach unten." Somit braucht der Verein auf Dauer eine Lösung für diese Situation. &bdquo;Wir arbeiten intensiv an Möglichkeiten, um schnellstmöglich wieder Heimspiele in Verl auszurichten", so Meyer.

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