Bielefeld. 31,1 Kilometer über Stock und Stein, bergauf, bergab, über Sandboden, ausgewaschene Steinpfade und Kopfsteinpflaster, fordern Kraft und Leidensfähigkeit von den Läuferinnen und Läufern. Beim Hermannslauf erreichen viele die Bielefelder Sparrenburg mit Blasen an den Füßen, weil es im Teutoburger Wald unter den Sohlen turbulent zugeht. „Der Hermann stellt definitiv besondere Herausforderungen an einen Laufschuh“, sagt Timo Ettrich, Filialleiter des Active Sportshops in Bielefeld.
Als Materialexperte, Hermannsläufer und Trainer einer Vorbereitungsgruppe hat er die Schuhe immer im Blick. Seine Beobachtung ist: „Etwa 20 Prozent der Teilnehmer setzen beim Hermann auf Trailschuhe.“ Diese hätten eine komfortable Dämpfung, stabile Sohlen, zwangsläufig aber auch mehr Gewicht als ein Wettkampfschuh. „Es gibt nicht den einen perfekten Hermannslauf-Schuh für alle, weil jeder Fuß anders ist“, sagt Ettrich. „Aber die Fragen, um den perfekten Schuh für sich zu finden, sind für alle Läuferinnen und Läufer dieselben.“
Breiter, normaler oder schmaler Fuß? Asketischer Dauerflitzer, ambitionierter Hobbyläufer oder Gelegenheitssportler mit dem Ziel Ankommen? „Neben der Anatomie und dem Körpergewicht ist das individuelle Ziel ein wichtiger Faktor bei der Schuhwahl“, betont Ettrich. Wem es ums Ankommen gehe, der laufe beim „Hermann“ am besten in einem gut gedämpften, sicheren Schuh.
Hermannslauf: Ultraleichte Modelle gefragt
Franzi Bossow aus dem Active-Sportshop-Team, Siegerin von 2009 in 2:07:26 Stunden, wird beim diesjährigen Hermannslauf am 28. April in sehr sportlichen Schuhen an den Start gehen. „Ich laufe wahrscheinlich im Hyperion Max von Brooks, das ist ein ultraleichtes Modell, das mich quasi dazu zwingt, auf dem Vorfuß zu laufen“, erklärt die 36-Jährige. Alternativ könne sie sich für ihre Teilnahme beim 52. Teutoklassiker aber auch einen Karbonschuh vorstellen, „damit ist man noch einen Ticken schneller unterwegs.“
Modelle wie der Karbon-Wunderschuh Nike Vaporfly hätten beim „Hermann“ durchaus eine Berechtigung, wenn man sie denn beherrsche. Auch der Hersteller Hoka stehe inzwischen für Schuhe, die ein schnelleres Abrollen ermöglichten. Hohes Tempo und reduzierte Dämpfung erfordern laut Bossow allerdings neben einer guten Lauftechnik auch viel Rumpfstabilität. „Was hilft mir ein flacher Wettkampfschuh, wenn er mir nach 23 Kilometern nur noch wehtut?“ Wichtig sei aus ihrer Erfahrung, dass der Fuß mit der Ferse ausreichend Halt habe im Schuh und mit den Zehen etwas Spiel, aber wiederum nicht zu viel.
Hermannslauf: Optik darf beim Laufschuh keine Rolle spielen
Die Optik dürfe bei der Wahl des Laufschuhs indes gar keine Rolle spielen, sagt Timo Ettrich. Wichtiger als das Aussehen sei, dass das Material zum Fuß, zum Athleten und zum Tempo passe – und spätestens vier Wochen vor dem Wettkampf mehrfach im Training ausgeführt wird. „Im Idealfall natürlich unter realistischen Bedingungen auf der Originalstrecke“, empfiehlt der Laufschuhfachmann. „Optische Akzente kann man immer noch mit seinem Lauf-Shirt setzen“, pflichtet ihm Franzi Bossow bei.
Ob die Ausnahmeläuferin bei ihrem Hermannslauf-Sieg 2009 mit den Schuhmodellen von heute wohl noch schneller gewesen wäre? Franzi Bossow lächelt, überlegt kurz und – ganz Geschäftsfrau – antwortet dann: „Natürlich. Seit ich gewinnen konnte, haben in der Entwicklung von Laufschuhen mindestens zwei Revolutionen stattgefunden.“
Mit fast 8.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern geht der Hermannslauf am 28. April an den Start. Alle Ergebnisse von der Mannschafts- und Firmenwertung sind ab Sonntag auf unserer Übersichtsseite einsehbar.