Arminia wandelt sich vom „bisschen wilden“ Aufsteiger zum erwachsenen Zweitligisten

Bielefeld. Den Blick am späten Samstagabend auf die Tabelle der 2. Bundesliga mussten die Spieler des DSC Arminia Bielefeld ertragen wie Männer – erwachsene Männer. Dabei hatten sie sich wenige Stunden zuvor noch gefreut wie Kinder. Und auch teilweise so erfrischend gespielt. Spiel-Freude eben. Mit 4:0 hatte der DSC den Karlsruher SC aus der Schüco-Arena gefegt. Grund genug, mal wieder kindlich ausgelassen mit den Fans zu feiern. Andererseits: Das Studium der Rangliste dürfen die Arminen derzeit nicht mit erwachsenem Ernst, sondern eher mit kindlicher Unbekümmertheit tätigen. Trotz einer Serie von sieben Punkten in drei Liga-Spielen haben sich die Ostwestfalen nicht von der Stelle bewegt (17 Punkte sind sieben Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz 16). Platz neun seit drei Spieltagen spiegelt die gute Bilanz irgendwie nicht wider. Verrückte 2. Liga. Es ist weniger der Tabellenstand, der Trainer Mitch Kniat, Sportchef Michael Mutzel, ihre Spieler und die vielen Tausend Fans, von denen wieder 26.004 auf der Alm waren, derzeit ruhig schlafen lässt. &bdquo;Wenn man die drei Spiele nimmt, haben wir einen Fortschritt gemacht, uns weiter entwickelt. Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, fand ich sehr reif und sehr erwachsen“, sagte Mutzel. Lesen Sie auch: &bdquo;Für mich war es kein 4:0-Spiel“: Arminia übt sich nach Kantersieg in Demut Bielefeld in vielen statistischen Werten besser Ein Aufsteiger ist groß geworden. Hatten die Arminen in den ersten Spielen ihre Gegner noch ungestüm überrannt – Kniat hatte es einmal &bdquo;ein bisschen wilder“ genannt –, so stellte sich die Konkurrenz zunehmend auf die Liga-Neulinge ein. Bei den vier Niederlagen in Folge zwischen Mitte September und Mitte Oktober überzeugten die Siegerteams aus Greuther Fürth, Hannover oder Paderborn mit der erwachseneren Spielweise, obwohl Bielefeld in vielen statistischen Werten besser war. Inzwischen, so scheint es, hat Kniat seinem Team zunächst viel Disziplin aber auch das passende Augenmaß eingetrichtert. Standen die Arminen beim 2:0-Erfolg gegen Elversberg noch überwiegend streng defensiv ausgerichtet in der 5-3-2-Formation, so war gegen Karlsruhe auch die passende Flexibilität zu erkennen. Lesen Sie auch: &bdquo;Taddel“ traumhaft tadellos: Arminia Bielefeld fertigt Karlsruhe 4:0 ab Von einer weitgehend ereignisarmen ersten Halbzeit ließen sich die Hausherren nicht nervös machen oder gar aus der Reserve locken. &bdquo;Eine Halbzeit, die ich sehr gut fand“, meinte Kniat mit dem Blick des Taktikexperten. &bdquo;Es gibt viele Spieler, die auf erster Linie viel Tempo haben, aber es gehören auch immer Leute dazu, die die Jungs einsetzen. Das ist etwas, um das wir uns in den letzten Wochen gekümmert haben.“ Karlsruhe macht den ersten Fehler Ein wenig hatten die Bielefelder gegen Karlsruhe vielleicht auch das Glück des Tüchtigen – oder eher des Erwachsenen. &bdquo;Mein Gefühl in der ersten Halbzeit war, dass die Mannschaft, die nicht den ersten Fehler macht, einen Vorteil haben wird“, meinte Mutzel. So kam es. Ein Grodowski-Elfmeter in der 46. Minute, gegeben nach Intervention des VAR, den sogar Gästecoach Christian Eichner ohne zu zögern gegen sein Team verhängt hätte, und ein völlig kopfloser Anstoß des KSC nach der Pause brachten die Hausherren im Turbo-Tempo mit 2:0 in Front. &bdquo;Und dann ist die Mannschaft auch erwachsen genug, um das nach Hause zu bringen“, verkündete der DSC-Erziehungsberechtigte Kniat mit durchaus breiter verbaler Brust. Noten für Arminia Bielefeld: Blitz-Doppelpacker Momuluh ragt heraus Hinten sicher stehen und nichts zulassen, und &bdquo;bei der Arminia kommt erschwerend hinzu, dass sie diese Geschwindigkeit auf vorderster Front hat“, sagte Karlsruhes Eichner zu den Qualitäten des Aufsteigers. Ins Lob fürs gute Defensivspiel bezog Kniat übrigens ausdrücklich Doppeltorschütze Momuluh (2:0 und 3:0) mit ein, der derzeit nicht nur zuverlässig trifft, sondern auch genau so engagiert tackelt. Noah Sarenren Bazee machte, mustergültig bedient von Kapitän Mael Corboz, später mit dem 4:0 den Deckel drauf. Jetzt kommen neue Herausforderungen Auf den sportlich volljährig gewordenen DSC werden neue Herausforderungen zukommen. Nach der Länderspielpause trifft die Arminia auf Gegner, die in der Tabelle auf gleicher Höhe oder weiter unten stehen, wie Nürnberg, Münster oder Bochum. Mutzel glaubt, dass das Team bereit sei, für diese nächste Reifeprüfung. Aber er weiß natürlich auch, dass man den Tabellenstand derzeit mit der ganzen Lebensweisheit eines Erwachsenen einordnen muss.

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