Arminia und die Konkurrenz fordern klare Kriterien bei der Nachspielzeit

Bielefeld. Der Videoanalyst gehört längst in jedem Fußball-Profiklub fest zum Trainerstab. Kein Training, kein Spiel ohne Bewegtbildanalyse. Doch in diesen Wochen scheint sich ein neues Berufsbild auf den Trainerbänken herauszubilden: der Nettospielzeit-Analyst. Zumindest entsteht dieser Eindruck, wenn man den Diskussionen der vergangenen Wochen folgt. Angefangen hat alles damit, dass die DFL die Nachspielzeiten angepasst hat, um so mehr Nettospielzeit zu erreichen. Laut Auskunft der DFB Schiedsrichter GmbH lag diese in der vergangenen Saison im Schnitt bei 57:30 Minuten. Angestrebt seien 60 Minuten. Laut Schiedsrichter-Regelheft bestimmt der Schiri &bdquo;in jeder Halbzeit (einschließlich der Verlängerung) die Nachspielzeit, um die Spielzeit zu kompensieren, die durch folgende Ereignisse verloren ging: Auswechslungen, Untersuchung und/oder Abtransport von verletzten Spielern, Zeitschinden, Disziplinarmaßnahmen, medizinisch begründete Unterbrechungen wie Trinkpausen (maximal eine Minute) und Kühlpausen (90 Sekunden bis maximal drei Minuten), die gemäß Wettbewerbsbestimmungen zulässig sind, Videosichtungen und Videoüberprüfungen, Torjubel und sämtliche sonstigen Gründe, einschließlich etwaiger Verzögerungen der Spielfortsetzung (zum Beispiel aufgrund eines Eingriffs einer Drittperson.).“ 30 Sekunden für ein Tor oder einen Wechsel Alex Feuerherdt, Sprecher der DFB Schiedsrichter GmbH, hatte nach dem ersten Saisonspieltag erklärt, dass &bdquo;die Länge der Nachspielzeit stärker an die tatsächlich verloren gegangene Spielzeit angepasst“ werde. Dazu würden &bdquo;Torerzielungen und Auswechselvorgänge grundsätzlich pauschal mit 30 Sekunden erfasst, es sei denn, die tatsächliche Dauer weicht davon deutlich nach oben oder unten ab“. Lesen Sie auch: Arminia-Fans schwitzen mit: Die Nebenwirkungen der neuen, langen Nachspielzeiten Das klingt nach klar definierten Kriterien, die aber auf dem Platz oder zumindest auf den Bänken nicht ankommen. Arminia-Coach Mitch Kniat meinte jedenfalls: &bdquo;Wie es gemacht wird, ist mir völlig egal. Wichtig ist, dass es immer gleich gemacht wird. Man kann aus der Nachspielzeit keine Grauzone machen.“ Der DSC-Trainer hat Beispiele parat, die einer einheitlichen Regelung widersprechen: &bdquo;Gegen Düsseldorf, wo es eine Gelb-Rote Karte gab, waren es zehn oder elf Minuten Nachspielzeit. Eine Woche später gegen Kiel waren es sechs, obwohl es eine Gelb-Rote Karte gab, wir den Torwart auswechseln mussten und der Ersatzkeeper sich noch mal aufwärmen musste. Alle Trainer regen sich darüber auf, dass es mal so und mal so ausgelegt wird.“ Fußball-Trainer fordern Transparenz Sein Kollege Christian Titz von Hannover 96 hatte das Thema schon vor der Partie vom vergangenen Sonntag gegen die Bielefelder (3:1) auf dem Zettel. Nach dem 2:2 seiner Niedersachsen gegen Dynamo Dresden, merkt er an: &bdquo;Nach 53 Minuten wurde die zweite Hälfte abgepfiffen. Davon wurden 31 Minuten nicht gespielt.“ Die Bank habe mitgestoppt und sei für das gesamte Spiel auf 50 Minuten Nettospielzeit gekommen. Titz schlug vor, es wie beim Handball oder Eishockey zu halten: &bdquo;Ich wundere mich, warum wir in dieser Sportart so kompliziert sind. Dort ist es total einfach: Da drückt einer drauf, zack, Stopp, und zack, es geht weiter.“ Nach dem Spiel gegen Arminia soll der Ball nach Messung eines Journalisten 59 Minuten gerollt sein. Titz widersprach auf der Pressekonferenz und erklärte: &bdquo;Wir haben die nicht handgestoppt, wir kriegen die Werte übermittelt. Knapp über 53 Minuten finde ich noch zu wenig.“ Mitch Kniat hat zu dem Thema einen Wunsch: &bdquo;Wenn es transparent gemacht wird und jeder weiß, wie die Nachspielzeit zustande gekommen ist, ist es okay.“ Nach Informationen dieser Redaktion hat die DFL das Thema Nachspielzeit noch einmal auf der Agenda. Womöglich ist der Job des Nettospielzeit-Analysten in Kürze doch einer ohne Zukunft.

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