Bielefeld. Lust auf eine fußballerische Zeitreise? Im Bielefelder Lokschuppen packt Arminia Kultspieler Ansgar Brinkmann bei seiner Talkshow „Ansgar Brinkmanns Ecke“, Geschichten aus seiner turbulenten Sportkarriere aus. Von Übernachtungen im Auto bis hin zu einem fliegenden Fernseher im Trainingslager – die Geschichten sind verrückt, Ansgar Brinkmann nonchalant, wie eh und je, und das Publikum ist von beidem begeistert.
Mit Überraschungsgast Heribert Bruchhagen erzählt der ehemalige Mittelfeldspieler zum Beispiel, wie er überhaupt nach Bielefeld kam. Bruchhagen war es nämlich, der Brinkmann 2001 in seiner Funktion als Manager zum DSC holte. „Aber eigentlich wollte ich schon ein paar Jahre vorher mit ihm arbeiten“, sagt der ehemalige Funktionär. Schon als Brinkmann gemeinsam mit Jürgen Klopp beim FSV Mainz 05 kickte. Bruchhagen sei damals mit dem späteren Bielefelder Trainer Benno Möhlmann gemeinsam nach Mainz gefahren, eigentlich um Jürgen Klopp abzuwerben.
„Da ist uns aber Ansgar aufgefallen, den wollten wir dann haben, also hab ich nach seiner Telefonnummer gefragt“,erzählt Bruchhagen. Die ernüchternde Antwort vom damaligen Mainzer Management: „Der Brinkmann hat kein Telefon und wo er wohnt, ja, das wissen wir auch nicht.“ Das hätte der Verein auch gar nicht wissen können, kommentiert Brinkmann heute ganz lässig. „Zu der Zeit hatte ich keinen wirklich festen Wohnsitz und hab auch immer mal wieder im Auto geschlafen.“ Diese nonchalante Art ist es wohl, die Fans seit Jahrzehnten begeistert.
Ein fliegender Fernseher nervt Jürgen Klopp
Aus seiner gemeinsamen Spielzeit mit Klopp in Mainz hat Brinkmann noch eine weitere Geschichte auf Lager. „Ich hatte immer mal wieder Damenbesuch auf meinem Hotelzimmer, das fand mein Trainer gar nicht gut. Also musste ich mir beim nächsten Mal ein Zimmer teilen“, erinnert sich der Mittelfeldspieler. „Getroffen hat’s dann Kloppo“, sagt er und lacht. Die Strategie sei auch aufgegangen, kein vom Trainer unerwünschter Frauenbesuch mehr. Aber ohne Zwischenfälle sei auch dieser Hotelaufenthalt nicht vonstattengegangen. „Kloppo hat schon geschlafen und ich hab einen Film geschaut, der ’nen wirklich schlechtes Ende hatte“, erzählt Brinkmann.
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Klopp sei dann von einem lauten Knall wach geworden, als Brinkmann den Fernseher kurzerhand aus dem Fenster bugsierte. „Er hat mich total verwirrt angeschaut und gefragt, was so geknallt hat. Ich hab ihm gesagt, dass ich den Fernseher rausgeschmissen hab, weil das Ende vom Film so schlecht war“, beschreibt Brinkmann die Situation total gelassen und mit einem Schmunzeln. Daraufhin sei Klopp nur aufgestanden, in Unterwäsche über den Flur zum Zimmer des Trainers gelaufen und habe verkündet: „Es ist mir total egal, wer sich ein Zimmer mit dem teilt, aber ich bin’s nicht mehr.“ Trotz solch aufreibender Momente verstünden sie sich aber bis heute sehr gut, betont Brinkmann.
Er sei eben ein impulsiver Mensch. „Vor allem als ich noch jünger war, war ich absolut nicht disziplinierbar“, gibt Brinkmann zu. Für ständiges Missachten von Regeln habe er bei etlichen Vereinen zwar immer wieder Abmahnungen und Geldstrafen bekommen, aber alles ohne wirkliche Wirkung.
„Erst als ich einmal meine Strafe, von ich glaube 4.000 Euro, in Zehn-Euro-Scheinen bar auf den Tisch zählen musste, ist mir bewusst geworden, wie viel Geld das eigentlich ist und was ich damit alles hätte machen können“, sagt er. Das habe zwar nicht dazu geführt, dass er sich an alle Regeln gehalten hätte, aber etwas mehr Respekt vor den Abmahnungen des Vereins habe es ihm doch beigebracht, so der Ex-Armine.
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Wenn nicht Fußball, dann vielleicht Gangster
Und was hätte Ansgar Brinkmann gemacht, wenn er nicht Fußballprofi geworden wäre? „Der Weg in die Kriminalität wär sicher nicht weit gewesen“, sagt Brinkmann und lacht, das Publikum lacht mit. Sehr viel ernsthafter betont Brinkmann kurz darauf aber: „Ich hatte keinen Plan B.“ Er sei immer ein Freigeist gewesen und könne sich keinen anderen Ort als den Fußballplatz vorstellen, auf dem er sich selbst so treu hätte bleiben können. „Deshalb bin ich sehr dankbar, dass ich 20 Jahre spielen durfte“, betont der Ex-Armine.