Mehlem bei Arminia Bielefeld: Führungsspieler mit Biss, Balance und Bundesliga-Erfahrung

Kiens. Als im Testspiel gegen den österreichischen Drittligisten SC Imst der Ball am Tor vorbeirauschte und eine dahinter sitzende Fotografin traf, eilte Marvin Mehlem sofort herbei und entschuldigte sich. Ein wohlerzogener junger Mann offenbar, der da neuerdings das Trikot des DSC Arminia Bielefeld trägt. Im Alltag wird diese Einschätzung zutreffen. Doch der Mittelfeldspieler sagt von sich selbst, dass er auf dem Feld mal ekelig sein kann. Einer mit Qualitäten, wie sie die Arminia nach dem Aufstieg in die 2. Liga braucht. Mehlem, der seit zwei Wochen mit den Arminen trainiert, ist bislang der Königstransfer. Es ist die Erfahrung des 27-Jährigen, die er in die Waagschale werfen kann. 20 Bundesliga- und 188 Zweitligaspiele, dazu noch 16 Einsätze in der 2. englischen Liga für Hull City. Mehlem ist einer der Älteren im Team: &bdquo;Momentan ist zwischen 24 und 26 wahrscheinlich das beste Fußballer-Alter. Da bin ich jetzt nicht so weit drüber, bin körperlich in einer guten Verfassung und fühle mich im Kopf immer noch jung“, sagt er grinsend. Eine kurze Anreise zum neuen Job Ankommen in Bielefeld, das war für Mehlem keineswegs mit einer langen Reisezeit verbunden. Der gebürtige Karlsruher spielte in der vergangenen Rückrunde für den SC Paderborn, wo er, wie übrigens auch Trainer Mitch Kniat, immer noch wohnt. Sind die Nachbarn pikiert, dass er zum OWL-Rivalen wechselt? &bdquo;Mit den Nachbarn habe ich schon gesprochen. Die freuen sich auch, dass ich in der Region bleibe. Ich pendel, auch weil meine große Tochter in der Kita ist. Wenn es der Familie gut geht, gehts mir auch gut.“ Lesen Sie auch: Arminia Bielefelds Boss: &bdquo;Wir werden im Sponsoring das letzte Erstligajahr übertreffen“ Dass ihm die Art des Trainers, locker, wenn es möglich ist, aber auch streng, wenn es nötig ist, sehr gefällt, äußerte Mehlem schon mehrfach. Er sagt außerdem: &bdquo;Mit der Spielweise mit hoher Intensität, die der Trainer spielen lässt, bin ich sehr zufrieden.“ Die Teamkollegen lobt er in den höchsten Tönen: &bdquo;Ich wurde gut aufgenommen von den Jungs. Das hört man wahrscheinlich immer, aber diesmal war es wirklich so. Es ist eine super Mannschaft. Die haben es mir einfach gemacht.“ Klar ist, dass der Mittelfeldspieler die Qualität des Teams heraufsetzen soll. Seine Stärken beschreibt er so: &bdquo;Ich bin ein technisch versierter Spieler, kann auf dem Feld aber auch ekelig sein und das Spiel lesen. Ob man schnell nach vorne muss oder mal kurz herunterfahren – da gelingt mir die richtige Balance, und das versuche ich einzubringen.“ Die entscheidenden Prozent auf die Seite ziehen Da die Mannschaft ein eingespieltes Gerüst hat und, so meint Mehlem, qualitativ gut verstärkt wurde, traut er dem DSC ein bisschen was zu. &bdquo;Aufsteiger haben es nicht immer einfach. Wir müssen uns in jedes Spiel reinbeißen und reinhängen. Ein paar Prozent entscheiden am Ende das Spiel. Die versuchen wir, auf unsere Seite zu ziehen.“ Ein Selbstläufer werde die Saison nicht – auch wenn der DSC in der vergangenen Serie so beeindruckt hat. &bdquo;Mit dem Kinofilm hat die vergangene Saison einen sehr guten Abschluss gefunden. Jetzt fokussieren wir uns auf die 2. Bundesliga. Jetzt kommen ein paar Neue dazu und wir versuchen, uns in das Gefüge gut einzubringen“, verspricht der Mittelfeldspieler. Lesen Sie auch: Arminias Sieg gegen Drittligist Havelse: Ein deutlicher Hinweis auf die A-Elf Seine zwei Wadenbeinbrüche aus den Jahren 2023 und 2024 sind aus dem Kopf, auch wenn sie zum schlechtesten Zeitpunkt kamen. Damals war Mehlem mit Darmstadt 98 in die Bundesliga aufgestiegen. Trotz der doppelten Unterbrechung kam er auf immerhin 20 Einsätze im Oberhaus. Der Neu-Bielefelder denkt lieber an die guten seiner sieben Darmstädter Jahre zurück, etwa die Aufstiegssaison 22/23, in der er, so sagt er, sehr viel Erfahrung gesammelt hat. Die Mittelfeldmotoren als Zimmerpartner Sich einbringen, davon spricht Mehlem immer wieder. Er wird die Rolle eines Führungsspielers haben, auch wenn er vermeidet, sich selbst als solchen zu betiteln: &bdquo;Ich hatte vor der Vertragsunterzeichnung sehr gute Gespräche mit Mitch Kniat und Michael Mutzel. Natürlich spricht man da auch über meine Funktion im Team. Ich habe schon einige Zweitligaspiele gemacht und auch ein paar in der Bundesliga. Ich kenne die Liga. Da entscheiden Nuancen. Dazu gehört auch das Gefüge in der Mannschaft. Das ist hier hervorragend. Wenn wir uns das beibehalten, können wir einen guten Job in der 2. Liga machen.“ Schon die Zimmerbelegung in Kiens ist ein Fingerzeig. Mehlem und Kapitän Mael Corboz, die zwei Mittelfeldmotoren, teilen einen Raum. &bdquo;Mael und ich sprechen viel miteinander. Er hat mich super aufgenommen. Es war wohl auch so geplant, dass ein etwas älterer Zugang mit Mael auf einem Zimmer zusammen ist. Er ist ein super Typ.“ Marvin Mehlem ist beim DSC angekommen und in Kiens voll aufgeblüht. &bdquo;Die Bedingungen sind super, und eigentlich will man gar nicht, dass das Trainingslager vorbei ist. Anstrengend war es, aber nicht so, dass man am nächsten Tag kaum noch etwas machen konnte. Die Balance klappt super“, sagte er, bedankt sich höflich und trabt zum nächsten Programmpunkt.

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