
Die vergangene Saison war bei Arminia Bielefeld wahrlich eine magische. Als Arminia-Fan kann man die Erfolge nicht oft genug hören: Aufstieg, Westfalenpokal-Sieger und DFB-Pokalfinalist. Eine Spielzeit, die jetzt sogar den Sprung ins Kino geschafft hat. Auch in der Fanszene bewegt sich was.
Die Zahl der Mitglieder ist nach den jüngsten Erfolgen in Rekordhöhe geschossen. Das vor der Saison symbolisch gesetzte Ziel von 19.005 Mitgliedern wurde deutlich übertroffen. Ebenso wurden neue Rekorde bei den Dauerkarten erreicht. Der sportliche Erfolg hat neue Menschen für Arminia begeistert. Aber damit tauchen auch neue Fragen auf: Was passiert, wenn plötzlich viele neue Fans dazukommen? Entsteht ein Bruch mit den langjährigen Anhängern – oder liegt genau darin die große Chance?
„Erfolgsfan“, das Wort haftet sonst eher an Klubs wie dem FC Bayern, nicht an einem Verein, der für seine emotionalen Aufs und Abs bekannt ist. Per Definition beschreibt der Begriff einen Fan, der einen Verein nur wegen kürzlicher Erfolge unterstützt – durch Merchandise-Käufe oder Stadionbesuche zum Beispiel.
Mehr Fans, mehr Geld – aber auch neue Konflikte
Die positiven Auswirkungen liegen auf der Hand: Die finanzielle Lage war in der Vergangenheit oft angespannt. Mehr Mitglieder bedeuten mehr Einnahmen, mehr Reichweite, mehr Sponsoreninteresse. Aus der Vereinsperspektive ist das, was in den letzten Monaten rund um Arminia passiert ist, im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert.
Rekord in Bielefeld: Mitgliederboom spült Arminia in Top 30
Doch im Alltag gibt es auch Reibungspunkte. Beispielsweise bei der Vergabe von Dauerkarten: Wer in Liga eins oder zwei seine Karte abgegeben hat, schaut nun teilweise in die Röhre – während Neumitglieder zum Zug kamen. Die Enttäuschung darüber ist verständlich. Ähnliches gilt für begehrte Tickets, etwa fürs Pokalfinale in Berlin, oder für Sonderaktionen wie limitierte Trikots.
Neue Stimmen bringen auch frische Meinungen – nicht immer zur Freude der langjährigen Fans. Das zeigt sich bei Diskussionen im Freundeskreis genauso wie im Stadion. Was der eine als Begeisterung empfindet, kommt beim anderen als Besserwisserei an. Es ist eine brisante Dynamik.
Was Arminia tun kann – und was die Fans
Der Verein steht vor einer klaren Aufgabe: die gewachsene Vielfalt der Fanszene in Einklang zu bringen. Erste Ansätze gibt es: Bei Fanabenden treffen Anhänger in Ostwestfalens Kneipen auf Spieler, Trainer oder Verantwortliche. Dazu die Kabinengespräche, die im Stadion Einblicke in den Fußballalltag geben. Zudem finden regelmäßige Fanclubbesuche durch Vereinsvertreter in deren Stammkneipen statt – und auch im Trainingslager gibt es einige Aktivitäten für mitgereiste Fans. Die Zahl der Events wird sicherlich mit der Zeit noch weiter steigen.
Es braucht Aktionen wie diese – als Ort der Begegnung. Auch gezielte Angebote für Neumitglieder wären hilfreich. Gleichzeitig muss es transparente, faire Vergabeverfahren geben – für Karten, limitierte Fanartikel oder Events. Hier muss der Verein einen Weg finden, auch langjährige Treue zu belohnen. Sie ist schließlich das Fundament des aktuellen Erfolgs.
Als neuer Fan kann man vor allem bei langjährigen Fans punkten, wenn man dranbleibt. Die Liga wird härter, die Gegner größer. Sollte Arminia einige Spiele sieglos bleiben, sollte man den Verein nicht im Stich lassen. Wer mitzieht, wenn es schwierig wird, kann zeigen, dass seine Liebe zum Verein nicht nur auf Erfolgen beruht.
Und die treuen und langjährigen Fans? Sie sollten die Situation als Chance betrachten – für eine langfristige Etablierung der Arminia in höheren Ligen. Mehr Geld und Aufmerksamkeit sind eben auch ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Und neue Stimmen sind kein Verrat an der Tradition, sondern ein Signal: Dieser Verein lebt.
Alte wie neue Fans eint doch ein Ziel: Arminia siegen zu sehen. Und ganz gleich, wie lange man schon dabei ist – bei allen hat die Liebe zur Arminia irgendwann angefangen. Entscheidend ist, dass sie bleibt.