Was Weltmeister Joachim Löw der Arminia im DFB-Pokalfinale zutraut

Berlin. Er war das Kaninchen, das der VfB Stuttgart und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in Berlin aus dem Hut zauberten. Denn während im Vorfeld bereits durchgesickert war, dass Fabian Klos die Rolle des Pokal-Botschafters bei Arminia Bielefeld übernehmen würde, hatte Joachim Löw (65) niemand auf dem Zettel. Einen prominenteren Botschafter für das Pokalfinale am 24. Mai hätten sich die Schwaben nicht aussuchen können. Im Anschluss an das Cup Handover im Roten Rathaus sprach der ehemalige Bundestrainer und Weltmeister von 2014, der 1997 den bisher letzten Pokalsieg mit dem VfB feierte, über . . . Arminias Weg ins Endspiel &bdquo;Es nötigt mir den größten Respekt ab, dass Bielefeld sich qualifiziert hat. Wenn man einen Bundesligisten ausschalten kann, ist das etwas Großartiges. Einen zweiten auszuschalten, ist noch mal eine Steigerung. Dann habe ich gedacht: Jeder, der jetzt nach Bielefeld fährt, muss besonders gewarnt sein und wissen: Was sind die Stärken von Arminia, was macht deren Spiel aus, was erwartet uns für eine Atmosphäre im Stadion. Darum hatte ich gedacht, dass in der dritten Runde, spätestens aber im Halbfinale gegen Leverkusen die Reise zu Ende sein würde. Lesen Sie auch: Joachim Löw und roter Teppich: So lief das &bdquo;Cup Handover“ für Arminia in Berlin Die Leverkusener kamen als Meister und Pokalsieger mit dem Selbstverständnis, dass sie mit ihrer spielerischen Qualität das Spiel zu ihren Gunsten entscheiden können. Als sie 1:0 führten, konnte ich zu Hause am Fernseher nicht mehr erwarten, dass die Bielefelder das Spiel noch drehen. Das habe ich nicht für möglich gehalten. Es spricht für die Moral der Mannschaft und ihren unbändigen Willen. Sie haben sehr gute Typen in ihrem Team, die auch fußballerisch gut sind. Es war eine der größten Überraschungen, die ich im Pokal erlebt habe.“ . . . Arminias Fans &bdquo;Ich freue mich auf das Finale, weil Bielefeld ein unglaublich gutes Publikum mitbringt. Die Anhänger sind voller Begeisterung, voller Leidenschaft. Sie sind mit Leib und Seele Arminia-Fans, egal in welcher Liga. Der VfB hat ebenfalls eine tolle Fangemeinde. Das heißt, es wird eine großartige Atmosphäre herrschen. Es hat noch nie so viele Ticketanfragen gegeben wie dieses Mal. Das zeigt, wie groß der Hunger der Fans in den jeweiligen Regionen ist, so ein Finale zu erleben.“ . . . den Erfolgsdruck für die Finalisten &bdquo;Der VfB hat mehr Druck als Bielefeld. Die Arminia hat ihr Saisonziel mit dem Aufstieg erreicht, das Finale ist ein absolutes Highlight. Bielefeld hat nichts zu verlieren. Wenn man mit diesem Gefühl und dieser Einstellung ins Spiel gehen kann, ist es immer ein kleiner Vorteil gegenüber dem Favoriten, der mit dem Druck umgehen muss. Zum ersten Mal ein Finale, ganz Deutschland, ja sogar ein Teil von Europa schaut zu, ein neutrales Stadion – das einzige, was Bielefeld ablegen muss, ist die Nervosität, die am Anfang womöglich vorhanden sein wird. Aber das werden sie schaffen. Meinung: Arminia Bielefeld geht mit guten Aussichten in die 2. Fußball-Bundesliga Stuttgart kann seinerseits mit dem Druck umgehen. Die Spieler haben in der Champions League gespielt, der VfB hat viele Nationalspieler in seinen Reihen. Ich bin häufig in Stuttgart im Stadion, habe in den vergangenen Jahren viele Spiele gesehen. Die Mannschaft hat sich in den letzten zweieinhalb Jahren unter Trainer Sebastian Hoeneß enorm entwickelt, hat große Fortschritte gemacht. Das ist imponierend. Bevor er und Alexander Wehrle (Vorstandsvorsitzender) kamen, hatte eine ganz andere Atmosphäre in Stuttgart geherrscht.“ . . . Arminias Finalaussichten &bdquo;Ich traue der Arminia zu, dass sie eine sehr gute Saison in der 2. Liga spielen wird. Da bin ich mir relativ sicher. Man hat diese Saison gesehen, dass die Bielefelder in der Lage sein müssten, auch eine Klasse höher mitzuhalten. Sollten sie das Endspiel gewinnen, wäre das die größte Sensation in diesem Wettbewerb. Aber ich glaube, dass der VfB qualitativ so besetzt ist, dass er sich das nicht nehmen lassen wird. Es ist auch die letzte Chance der Stuttgarter auf Europa. Sie brauchen den internationalen Wettbewerb. Von daher ist mein persönliches Gefühl, dass der VfB das schaffen wird. Aber: Ich freue mich auf Arminia, das ist einmalig.“ . . . den letzten Pokalsieg des VfB im Jahr 1997 &bdquo;Wir waren in der Pokalsaison 96/97 dreimal im Elfmeterschießen, selbst in der ersten Runde gegen einen Zweiligisten (Fortuna Köln). Franz Wohlfahrt, unser Torwart, hat immer einen Elfmeter gehalten und einen versenkt. Beim Finale gegen Energie Cottbus, damals genau wie heute Arminia auch ein Drittligist, herrschte im Stadion eine gute Atmosphäre, aber wir haben das Spiel unter Kontrolle gehabt und die Tore zum passenden Zeitpunkt jeweils in der Anfangsphase beider Halbzeiten erzielt (Giovane Élber, 18. und 52. Minute). Wir sind nie in Schwierigkeiten gekommen. Das war unser leichtestes Spiel in der gesamten Pokalsaison. Aber so muss es jetzt natürlich nicht wieder sein.“ Was Fabian Klos und Mael Corboz über Joachim Löw sagen Stolpern verboten: Die beiden Pokal-Botschafter Fabian Klos (Arminia) und Joachim Löw (VfB) werden am 24. Mai gemeinsam den DFB-Pokal ins Olympiastadion bringen. Beim Cup Handover am Montag in Berlin haben sich die DSC-Legende und der Weltmeistertrainer kennengelernt. &bdquo;Man begegnet solchen Menschen häufig ehrfürchtig. Doch dann merkt man relativ schnell, dass das auch nur normale Menschen sind“, sagt Klos. &bdquo;Er war bei Fabian, ich war anfangs bei Herrn Löw. Aber er hat mir sehr schnell das Du angeboten und ich habe es auch gerne angenommen.“ Auch für Arminia-Kapitän Mael Corboz war es keine gewöhnliche Begegnung. &bdquo;Herr Löw, ich sage bewusst ’Herr Löw’, ist für mich eine Institution. Er ist einfach ein Weltmeister, eine Ikone, auch im Ausland. Ich kann das ganz gut beurteilen“, sagte der gebürtige US-Amerikaner, dessen Eltern aus Frankreich stammen.

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