Amos Pieper warnt den SV Werder: „Das ist Arminia, das ist die Alm“

Was ist Ihnen als Erstes durch den Kopf geschossen, als im Dezember die DFB-Pokal-Viertelfinalpaarung Arminia gegen Werder ausgelost wurde, Herr Pieper? Amos Pieper: Direkt danach dachte ich: Das musste ja so kommen! Jetzt freue ich mich auf diese Rückkehr, auf das Drumherum, auf die Leute aus dem Staff, die ich noch von früher kenne und die sich ebenfalls auf das Wiedersehen freuen. Mit Zeugwart Rainer Schonz und Mannschaftsarzt Stefan Budde habe ich kurz nach der Auslosung geschrieben. Für mich ist eine persönliche Note dabei. Aber es ist ein Pokal-Viertelfinale. Das Spiel, in dem es um sehr viel geht, steht absolut im Vordergrund. Alles andere muss bis nach dem Abpfiff warten. Energie Cottbus, SC Paderborn, Darmstadt 98 und nun Bielefeld – über mangelndes Losglück kann sich der Bundesligist Werder Bremen in dieser Pokalsaison nicht beklagen, oder? Zweitligist Darmstadt kam Anfang Dezember zum Achtelfinale in einer guten Phase zu uns. Paderborn spielt eine super Zweitligasaison, Cottbus eine super Drittligasaison. Es war bisher noch kein Bundesligist dabei, aber es waren auch nicht die einfachsten Aufgaben aus den Ligen darunter. Auch Arminia ist eine Aufgabe, die wir erst mal bewältigen müssen. Arminia hat mit Union Berlin und dem SC Freiburg bereits zwei Bundesligisten aus dem Weg geräumt. Warum wird Werder das nicht passieren? Wir haben am Freitag bei unserem 0:5 in Freiburg gemerkt, was passiert, wenn wir nicht als Team auf dem Platz stehen und nicht an unsere Leistungsgrenze kommen. Wir müssen in Bielefeld wieder die Geschlossenheit zeigen, die uns in dieser Saison schon ausgemacht hat. Wir sind gewarnt und gehen das Spiel mit dem nötigen Respekt vor der Aufgabe an. Aber auch mit dem Bewusstsein für unsere Stärken und unsere Favoritenrolle als Erstligist. Dieser Rolle wollen wir gerecht werden. Nach dem Spiel ist es nur noch ein Schritt bis zum Finale in Berlin. Darin besteht eine Riesenchance – allerdings für beide Mannschaften. Die Gefahr, dass Werder den Gegner aus der 3. Liga am Dienstag trotzdem ein wenig unterschätzen könnte, sehen Sie demzufolge nicht? Das ist Arminia Bielefeld, das ist die Alm, das Flutlicht ist an. Jeder, der – nur weil wir jetzt bei einem Drittligisten spielen – nicht voll fokussiert ist, ist fehl am Platz. Zumal wir nach dem Spiel in Freiburg etwas gutzumachen haben und eine Reaktion zeigen wollen. Lesen Sie auch: Alle staunen über das Arminia-Publikum: &bdquo;Und dann geht es hier richtig ab“ Für Sie persönlich bietet das Spiel in Bielefeld die Chance auf Ihre ersten DFB-Pokalminuten in dieser Saison. Das stimmt, ich habe noch nicht so viel dazu beigetragen, dass wir so weit gekommen sind. Von Beginn an einzusteigen habe ich mir durch eine Rotsperre selbst zerschossen. Lesen Sie auch: &bdquo;Manchmal ist Fußball so einfach“: Arminia-Angriff überragt mit eiskalter Effizienz Sie meinen das Erstrunden-Pokalspiel 2023/24 bei Viktoria Köln, als Sie in der elften Minute vom Platz gestellt wurden. Werder verlor 2:3 und schied aus, Sie wurden für zwei Partien gesperrt. Einige Zeit später folgte ein Knöchelbruch, weshalb Sie nahezu die gesamte restliche Saison ausfielen. Wie blicken Sie auf diese Zeit, und wie geht es Ihnen heute? Was Verletzungen angeht, war das mein schlimmstes Jahr. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in meiner Karriere mal so lange raus war. In Bielefeld und auch in meinem ersten Werder-Jahr war ich praktisch verletzungsfrei. Die Zeit danach war nicht einfach. Seitdem weiß ich noch viel mehr zu schätzen, wenn ich gesund bin. Und ich weiß, wie wichtig ein gesunder, funktionierender Körper ist, um auf diesem Level mitspielen zu können. Aber um ehrlich zu sein, will ich gar nicht mehr so viel darüber reden. Ich bin fit und habe wieder das Vertrauen in meinen Körper. Wie viel Prozent Fitness fehlen Ihnen denn noch bis zum alten Amos Pieper und zur Topform? Fitness gar nicht, Rhythmus wäre gut, aber in den komme ich durch die aktuellen Einsätze. Ich befinde mich annähernd in der körperlichen Verfassung, in der ich vor meinen Verletzungen war. Da gibt es kaum noch einen Unterschied. Bremen ist Tabellenzwölfter mit acht Punkten Rückstand auf einen Platz mit internationalem Startrecht. Was kann Werder nach zuletzt drei Pleiten am Stück (0:3 in München, 1:3 gegen Hoffenheim, 0:5 in Freiburg) in dieser Saison erreichen? Wir müssen erst einmal wieder in die Spur finden. Die Phase seit dem Jahresstart ist nicht gut, zuletzt blieben wir deutlich unter unseren Möglichkeiten. Wir sind selbst dafür verantwortlich und haben ein paar Punkte sehr unnötig liegen gelassen. Lesen Sie auch: Analyse zum 3:0 in München: Diese Umschaltmomente sind Arminia Bielefelds stärkste Waffe Mit dem Bundesligaabstieg 2022 haben Sie Bielefeld verlassen. 2023 ging es für den DSC sogar noch weiter abwärts. Wie blicken Sie aus der Entfernung auf Ihren Ex-Klub? Dass andere Spieler und ich uns mit dem Abstieg verabschiedet haben und so gegangen sind, hat mich damals den ganzen Sommer lang beschäftigt. Auch wenn dann relativ schnell feststand, dass ich bei Werder Bremen weiterspielen würde, ist das alles andere als spurlos an mir vorbeigegangen. Es ist nicht schön, zu sehen, in welcher Liga Arminia gerade spielt. Alle im Umfeld dort hoffen auf den Turnaround – am besten sofort. Wenn die Mannschaft es schafft, etwas beständiger zu spielen, sieht das auch nicht so schlecht aus. Denn vieles in der laufenden Saison war gut und viel, viel besser als in der vergangenen. Aus dem NW-Shop: Arminias Legenden – Fußballidole und ihre Geschichten Sie sind noch immer gut informiert. Ich verfolge das schon noch genau. Als ich im Herbst anlässlich des Abschiedsspiels von Fabian Klos auf der Alm war, wurde mir bewusst, dass das Feuer und die Euphorie relativ schnell wieder entfacht werden können. Und dann kann es ganz schnell auch wieder rosig aussehen für Arminia.

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