„Der Klub hat entschieden“ – Arminia-Kapitän Corboz erklärt sein langes Schweigen

Bielefeld. Sportlich läuft es bei Arminia Bielefeld nicht. Und auch im Umfeld des Klubs brodelt es. Offenkundig wurde die angespannte Atmosphäre nach der Heimniederlage gegen Rot-Weiss Essen, als Kapitän Mael Corboz gestenreich mit einigen Fans aneinandergeriet. Seither schwieg der 30-Jährige zu dem Vorfall. Am Dienstag – neun Tage nach dem Essen-Spiel – äußerte sich Corboz endlich zu seiner Aktion. Wer jedoch nach der langen Vorlaufzeit ein vorbereitetes Statement erwartet hatte, um Teile der aufgebrachten Fans wieder ins Boot zu holen, sah sich getäuscht. Auf Nachfrage räumte Corboz unumwunden ein, dass &bdquo;die Gesten ein Fehler gewesen“ seien. &bdquo;Ich darf das nicht machen.“ Gemeint waren die &bdquo;Vogel-“ und &bdquo;Scheibenwischergeste“, die Corboz einigen Anhängern in Block J gezeigt hatte. Corboz: &bdquo;Wollen unbedingt gewinnen“ Aber der Reihe nach. Bereits während des Spiels gegen Essen entlud sich der Unmut von Teilen der DSC-Anhänger mit Pfiffen. Nach dem Spiel folgten dann – ausgehend von der Kurve um Block J – auch &bdquo;Kniat raus“-Rufe. Corboz machte sich daraufhin laut eigener Aussage auf den Weg zu Fans, um das Gespräch zu suchen. &bdquo;Wenn ich das mache, ist es keine Show. Einige Jungs haben mir leidgetan und ich wollte die Mannschaft schützen. Das Team hat einige Sachen nicht verdient“, erklärte er. &bdquo;Dass ich hingegangen bin, war eine Reaktion auf die Pfiffe ab der 30. Minute. Ich hatte kein Verständnis dafür, dass wir uns gegenseitig wehtun. Wir wollen ebenso wie die Fans unbedingt gewinnen.“ Lesen Sie auch: Arminia Bielefeld und der Fall Mael Corboz: befremdlich und unnötig Aus der Haut gefahren sei er erst, als es verbale und nonverbale Beleidigungen in seine Richtung gegeben habe. &bdquo;Es war eine Reaktion auf etwas, was ich gesehen habe. Ich habe kein Verständnis dafür, wie einige Fans sich in meine Richtung geäußert haben.“ Allzu sehr ins Detail gehen, wollte Corboz allerdings nicht. &bdquo;Ich werde nicht jeden Schritt beschreiben, der in meinem Kopf vorgegangen ist – kann ich auch nicht.“ Er stellte allerdings noch einmal klar, dass die Gesten keinesfalls dem gesamten Publikum gegolten hätten, sondern lediglich Einzelpersonen. Corboz wird von Arminia ausgebremst Eine nachvollziehbare Begründung. Dass diese jedoch zunächst nicht vom Kapitän selbst, sondern stellvertretend von Sportchef Michael Mutzel an die Öffentlichkeit transportiert wurde, hatte dem DSC eine Menge Kritik eingebracht. &bdquo;Es war eine kurze Woche. Der Klub hat entschieden, dass wir uns auf Sandhausen fokussieren sollen. Das habe ich respektiert“, begründete Corboz das Vorgehen. Der Mittelfeldspieler machte deutlich, dass ihm die Entscheidung über den kommunikativen Ablauf von der sportlichen Leitung diktiert worden war und betonte: &bdquo;Ich hätte kein Problem damit gehabt, mich früher zu äußern. Ich habe keine Angst, die Sachen anzusprechen.“ Lesen Sie auch: Pfiffe und &bdquo;Kniat raus“-Rufe: Warum die Arminia-Fans so aufgebracht sind Eine Erklärung für den Ärger der Fans hat Corboz trotz inzwischen sechs siegloser Partien in den letzten sieben Begegnungen nicht. &bdquo;Warum die Fans so reagiert haben, weiß ich nicht. Aber sie dürfen das so machen.“ Einen Deutungsansatz fand er dann aber doch. &bdquo;Durch die erfolgreiche Hinrunde und den DFB-Pokal sind die Erwartungen vor allem extern gestiegen.“ Sind die Ansprüche der Bielefelder Fans zu hoch? &bdquo;Nein“, machte Corboz klar. Auch das Team wisse, &bdquo;was wir erreichen wollen“. Was genau das ist, wollte der Kapitän aber nicht präzisieren. &bdquo;Ich bin kein Fan davon, eine Aussage zu treffen und uns an ein Ziel zu binden. Wir setzen uns alle zwei Monate konkrete Teilziele.“ Corboz glaubt an Arminia-Serie Corboz räumte allerdings ein, dass der DSC den eigenen Erwartungen mit drei Niederlagen in vier Rückrundenspielen deutlich hinterherlaufe. &bdquo;Das ist nicht der Anspruch.“ Trotz der Krise und sieben Punkten Rückstand auf Platz drei glaubt er weiter an den Relegationsrang. &bdquo;Ich würde nicht zur Arbeit kommen, wenn ich nicht daran glauben würde. Ich glaube an eine Serie. Wir haben in der Hinrunde einen Zweit- und zwei Bundesligisten geschlagen. Das hat man scheinbar alles vergessen.“ Soll die Aufholjagd tatsächlich noch gelingen, wäre es eigentlich umso wichtiger, dass den Arminen zu Hause kein eisiger Wind ins Gesicht bläst. Permanent gegen Teile des Publikums zu spielen, macht die ohnehin komplizierte Aufgabe ungleich schwieriger – oder etwa nicht? &bdquo;Nein, nicht unbedingt. Es ist nicht mein Job, mich darum zu kümmern, was die Fans machen“, erklärte Corboz kühl. Es war nicht der einzige Moment, in dem man den Eindruck gewann, dass Arminias Spielführer den Medientermin weniger als eine Chance in einer für den Verein hochsensiblen Phase begriff, sondern eher eine nachträgliche Pflichtaufgabe erfüllte. Lesen Sie auch: Pfiffe und &bdquo;Kniat raus“-Rufe: Bei Arminia Bielefeld braut sich was zusammen Dass der Empfang für ihn im Heimspiel gegen Erzgebirge Aue (Samstag, 14 Uhr) entsprechend frostig ausfallen dürfte, hat Corboz einkalkuliert. &bdquo;Ich habe mich schon vor Sandhausen auf einiges vorbereitet.“ Dennoch freue er sich auf das Heimspiel in der Schüco-Arena, eine Vorliebe für Auswärtsspiele gebe es derzeit nicht. &bdquo;Auf keinen Fall. Ich hasse Auswärtsspiele. Ich hasse es, im Hotel zu schlafen, die Busfahrt ist kacke und manche Stadien sind echt hässlich.“ Damit die Vorfreude auf Heimspiele auch nach dem Wochenende ungebrochen groß bleibt, hilft den Arminen um ihren Kapitän nur ein Sieg. Das weiß auch Corboz: &bdquo;Wir müssen gewinnen.“

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