Wieder kein Treffer: Wie Arminia den Kampf gegen die Torflaute gewinnen will

Saarbrücken. Gibt es ihn doch, diesen Fußballgott, der, wenn er herangezogen wird, Klerikern regelmäßig die Zornesröte ins Gesicht steigen lässt? Nein, sagen die Religionsgelehrten, Fußball hat so gar nichts Göttliches. Was auf dem Feld passiert, ist rein von Menschen gemacht. Das mag stimmen. Und dennoch fragen sich die Fans des DSC Arminia Bielefeld, ob nicht doch eine wie auch immer zu bezeichnende Macht am Werk ist, wenn es darum geht, den DSC von der Tabellenspitze fernzuhalten. Gegen 1860 München hatte die Arminia die Chance, Tabellenführer zu werden. Und dann plumpst ein 60-Meter-Befreiungsschlag kurz vor Schluss ins Tor. Vielleicht sogar Teufelswerk? Gegen den 1. FC Saarbrücken ging es nicht um Platz eins. Aber die Partie im Ludwigspark war eine richtungsweisende. Der Sieger würde sich in der Spitzengruppe anmelden. Und mit jedem Spieltag trennt sich in der Liga bekanntlich stärker die Spreu vom Weizen. Das 0:0 – kein Remis der besseren Art – ließ die Beteiligten aber ratlos zurück. Die Tore wie von unsichtbarer Hand vernagelt. Was Arminia laut Kapitän Lannert aktuell fehlt &bdquo;Wir müssen mit mehr Wucht in den gegnerischen Sechzehner reinkommen und es ein bisschen mehr erzwingen. Schenken wird es uns niemand“, brachte es Christopher Lannert, der in dieser Partie die Kapitänsbinde für den verletzten Mael Corboz getragen hatte, auf den Punkt. Warum schießt der DSC kein Tor, wenn es mal richtig auf die Bilanz einzahlen könnte? Saarbrückens Trainer Rüdiger Ziehl war sich sicher: &bdquo;Ich glaube, die Mannschaft, die heute in Führung geht, hat sehr gute Möglichkeiten, das Spiel zu gewinnen.“ Dem stimmte Mitch Kniat zu. Lesen Sie auch: Noten für Arminia: Joel Felix ist auch in Saarbrücken bester Bielefelder Der Bielefelder Coach ließ nichts unversucht. Am Ende hatte er seine komplette Offensivabteilung aufs Feld geschickt. Schroers, Kania, Young, Becker, Biankadi, Sarenren Bazee und Mizuta durften es probieren. Nimmt man noch die offensiv ausgerichteten Wörl und Kunze hinzu, dann gab es potenzielle Torschützen in Mannschaftsstärke. &bdquo;Wir waren hinten raus nicht so zwingend überlegen, wie es hätte sein müssen, um ein Tor zu erzielen“, bemängelte Kniat. Arminias Trainer Kniat: Der Knoten muss platzen Wenn der Trainer alles versucht hat, dann muss es vielleicht doch eine überirdische Instanz richten? &bdquo;Ich hoffe, dass bei irgendeinem der Knoten ganz schnell platzt. Und dass dann die anderen Knoten direkt folgen.“ Nein, Kniat legt das Schicksal seines Teams nicht in spirituelle Hände: &bdquo;Das muss man sich auch hart erarbeiten. Es ist eine Momentaufnahme. Und wenn es fünf oder zehn oder 20 Chancen braucht, müssen wir uns auch die erarbeiten.“ Zwei Punkte sind es zu Platz zwei – das ist wenig. Aber die Arminia ist Siebter – das ist weit weg von ganz oben. Sisyphus lässt grüßen. Er war eine Sagengestalt, kein Gott. Die Bielefelder haben, anders als der alte Grieche, immer die Chance, den Stein auf dem Gipfel abzulegen. &bdquo;Wir wollen uns da oben festbeißen“, betonte Maximilian Großer. Lesen Sie auch: Arminia-Trainer Kniat: &bdquo;Den Vorwurf müssen wir uns gefallen lassen“ Die Arminen mussten sich damit trösten, dass sie erstmals seit fünf Spielen wieder ohne Gegentor geblieben waren. Innenverteidiger Großer meinte: &bdquo;Das war wichtig, mal wieder die Null zu halten und damit auch den Teamkollegen die Sicherheit zu bringen. So müssen wir das weiter machen und vorne schauen, dass wir zwingender werden. Aber das kriegen wir hin.“ Saarbrücken-Fans fordern &bdquo;Trainer raus“ Eine Sache lag Mitch Kniat dann noch auf dem Herzen. Er habe kein Verständnis für die &bdquo;Ziehl-Raus-Rufe“, äußerte der Bielefelder Coach auf der Pressekonferenz. Solche Sprechchöre hatte er im vergangenen Jahr auch erlebt. &bdquo;Da waren wir 14. oder 15. Aber wenn du hier oben auf Tuchfühlung zur Spitze stehst und die Leute ’Trainer raus’ rufen, ist das nicht der richtige Ansatz.“ Vielleicht waren es diese der menschlichen Wankelmütigkeit entsprungenen Unmutsbekundungen im Ludwigspark, die als letzter Beweis dienten, dass Fußball zwar nicht immer erklärbar ist, aber wirklich nach rein irdischen Gesetzmäßigkeiten gespielt wird.

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