Arminia Bielefeld in der Analyse: Was schon läuft und wo es noch hapert

Bielefeld. Vier Teams sind nach den ersten vier Spieltagen in der 3. Fußball-Liga noch ungeschlagen. Neben dem bisher ausnahmslos siegreichen Spitzenreiter Erzgebirge Aue zählt auch Arminia Bielefeld (acht Punkte) zu diesem erlesenen Kreis. Das Topspiel am Sonntag (13.30 Uhr) in Aue wird für den DSC zur Reifeprüfung. Die Resultate stimmen, doch noch ist bei Arminia nicht alles Gold, was glänzt. Ein Spiel gegen Arminia ist erst vorbei, wenn der Schiedsrichter abpfeift. Das dürfte sich mittlerweile auch bis nach Aue herumgesprochen haben. In vier ihrer wettbewerbsübergreifend sieben Pflichtspiele dieser Saison haben die unbesiegten Bielefelder ganz spät noch ein ganz wichtiges Tor erzielt. Zuletzt glückte im Westfalenpokal gegen den Sechstligisten SC Peckeloh der Siegtreffer zum 1:0 erst in der dritten Minute der Nachspielzeit. Der DSC ist diesbezüglich ein Wiederholungstäter. Denn auch schon in den Punktpartien gegen Sandhausen (1:1, 90.+4), Dortmund II (1:0, 88.) und am ersten Spieltag in Cottbus (2:1, 90.+3) schlugen die Ostwestfalen kurz vor Schluss zu. Zweifelsohne auch ein Zeichen dafür, dass die Arminen fit sind und in der Crunchtime zulegen können. &bdquo;Mentalität ist klasse“ bei Arminia Bielefeld &bdquo;Die Jungs arbeiten fleißig und viel. Die Mentalität in der Mannschaft ist klasse“, hatte Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel im Anschluss an das jüngste Liga-Remis gegen Sandhausen geäußert. Und Kapitän Mael Corboz sagte über diese neue Last-Minute-Qualität: &bdquo;Positive Erlebnisse verstärken den Glauben, dass man immer noch einen wichtigen Treffer erzielen kann.“ Gegen Peckeloh war es in Julian Kania einmal mehr ein Einwechselspieler, der zum späten Matchwinner wurde. Trainer Mitch Kniat sagte: &bdquo;Wir haben wieder gesehen, dass wir von der Bank reagieren können.“ Bereits in den Punktpartien zuvor gegen Dortmund II (Kaito Mizuta) und Sandhausen (Isaiah Young) waren es Jokertore, die wertvolle Zähler einbrachten. DSC-Kader ist breiter aufgestellt Klar ist: Arminia ist breiter aufgestellt als in der Vorsaison. Dass Spieler wie Marius Wörl oder Kaito Mizuta trotz guter Leistungen keinen Stammplatz haben, sagt viel über die hinzugewonnene Qualität in Kniats Kader aus. Und dass sich auch Abwehrspieler Leon Schneider, der in der Rückrunde der Vorsaison in der Innenverteidigung absolut überzeugend spielte, nur noch auf der Bank wiederfindet, ebenfalls. Mehr dazu: Neue Spieler-Qualität: Wer sind die fünf Super-Joker von Arminia Bielefeld? Arminias Abwehr ist stabil Apropos Abwehr: Sie ist die Basis für Arminias kleine Erfolgsstory zu Saisonbeginn. Bielefeld hat in der neuen Serie nahtlos an die stabilen Defensivleistungen aus dem zweiten Saisonteil 2023/24 angeknüpft. Da hatten sie mit nur 17 Gegentoren hinter Meister SSV Ulm (12) die zweitbeste Abwehr gestellt. Mehr dazu: Max mit der Monstergrätsche: Arminias Abwehr steht seit Monaten stabil Zuletzt gegen Peckeloh ließ der DSC nicht nur kein Gegentor zu. Der Außenseiter hatte nicht einmal eine nennenswerte Torchance. Das sollte zwar eigentlich nicht überraschend sein, hatte in der ersten Westfalenpokalrunde aber noch ganz anders ausgesehen. Da schenkte der Bezirksligist TuS Lipperreihe Arminia in der regulären Spielzeit sogar gleich zwei Treffer ein. Lesen Sie auch: Mit diesem Weltmeister feiert Fabian Klos seinen Arminia-Abschied Kurios: Der Achtligist war damit der einzige der bisher sieben Widersacher, der gegen Arminia mehr als ein Tor erzielen konnte. Insgesamt haben die Bielefelder in ihren sieben Pflichtspielen erst vier Gegentreffer kassiert. Das muss besser werden bei Arminia Arminia geizt bislang mit eigenen Toren. Vier Ligatreffer haben die Bielefelder (Torverhältnis 4:2) bisher erzielt und damit halb so viele wie Spitzenreiter Aue (8:2). &bdquo;Wir müssen unsere Torchancen besser nutzen“, forderte Kniat nach dem hauchzarten 1:0 im Pokal gegen Peckeloh. Arminia tat sich aller Überlegenheit zum Trotz auch gegen den Underdog wieder schwer damit, glasklare Möglichkeiten herauszuspielen. Bisher in dieser Saison sind die Bielefelder so etwas wie der Meister der Halbchancen. &bdquo;Wenn wir sagen würden, dass bei uns alles super läuft, wäre das eine Lüge“, betonte Kniat und ergänzte: &bdquo;Solche Spiele kommen zum richtigen Zeitpunkt. Sie geben einen kleinen Dämpfer. Wir müssen jetzt wieder alles reinhauen, damit wir in Aue eine bessere Partie machen.“ Arminias Spiel wirkt noch nicht ausbalanciert. Während ausgedehnte Phasen, am augenfälligsten beim 0:0 in Essen und beim 1:0 gegen Dortmund II, von (zu) großer Zurückhaltung geprägt sind, geht der DSC in anderen Phasen auch dadurch bedingt wiederum stark ins Risiko. Bisher können die Bielefelder froh sein, dass das noch nicht bestraft worden ist. Anrennen bietet Bielefelder Gegnern Räume Gegen Dortmund II entwickelte sich in der Schlussphase plötzlich ein offener Schlagabtausch, bei dem sich dem BVB enorme Räume boten, die aber ungenutzt blieben. Und auch beim 2:1-Erfolg zu Saisonbeginn in Cottbus hätte der FC Energie das zwar heißblütige, aber auch riskante Anrennen der Arminen nach der Pause gleich mehrfach bestrafen können. Auch dort hatte der DSC die erste Hälfte gegen den Aufsteiger zwar kontrolliert, aber viel zu verhalten gespielt. Im DFB-Pokal gegen Hannover 96 (2:0) und zuletzt gegen Sandhausen boten die Bielefelder, obwohl sie gegen die Baden-Württemberger zu viele Chancen liegen ließen, ihre bisher reifsten Leistungen. Daran wollen sie in Aue anknüpfen. Kniat: &bdquo;Wir haben noch ganz viel vor uns und sind noch nicht da, wo wir hinwollen.“ Man könnte es glatt als Drohung verstehen – nicht nur im Erzgebirge.

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