Arminia gegen Verl: Wie der letzte Torschütze auf das OWL-Duell blickt

Bielefeld/Verl. Frank Warbende grätscht im Strafraum Fritz Walter weg, den fälligen Foulelfmeter drischt Thomas Stratos in der 63. Minute humorlos zum 1:1 für Arminia Bielefeld mitten in das von Andreas Ortkemper gehütete Tor des SC Verl. Mehr als 28 Jahre sind seitdem vergangenen. "Aber wenn ich die Bilder sehe, dann bekomme ich immer noch Gänsehaut", sagt Thomas Stratos, der bislang letzte Torschütze in einem Punktspiel-Derby zwischen dem SC Verl und Arminia Bielefeld. Das war am 1. Mai 1995. An diesem Dienstag, 3. Oktober, gibt es ein Wiedersehen der einstigen Rivalen. Am Ende der Saison 1994/95 stieg die Arminia aus der damals drittklassigen Regionalliga West/Südwest in die 2. Bundesliga auf, der SC Verl wurde Vizemeister. "Es war das schönste Jahr in meiner Fußballer-Karriere", sagt Stratos rückblickend, der ein Jahr später mit der Arminia sogar den Durchmarsch in die 1. Liga schaffte. "Damals ist eine Truppe auf dem Platz gewesen, die unheimlich Spaß gemacht hat. Wir haben den Fußball geliebt. Dabei hatte ich nach zwei Kreuzbandrissen eigentlich mit dem Fußball abgeschlossen." 2002 war für das Mitglied der Bielefelder "Jahrhundertelf" dann als Spieler endgültig Schluss. Seine erste Trainerstation, 2004 bis 2006, wurde der SC Verl. Als Co-Trainer an der Seite von Mario Ermisch. Über den FC Gütersloh und die Hammer SpVg. führte der Weg zum SC Wiedenbrück, den Thomas Stratos zwischen 2008 und 2012 von der sechsten in die vierte Liga führte. Einer seiner Spieler dort: der jetzige Arminia-Coach Mitch Kniat. "Ich habe ihn zwei Jahre lang trainiert. Wir telefonieren noch immer fast wöchentlich miteinander", sagt Thomas Stratos. "Sehe beide Mannschaften auf Augenhöhe" Auch zum SC Verl hat der 56-Jährige eine aktuelle Verbindung. Der Verler Co-Trainer Zlatko Muhovic war unter Stratos Spieler beim SSV Jahn Regensburg und anschließend bei Dynamo Berlin. Nach Stratos' Zeit als Co-Trainer der griechischen Nationalmannschaft (mit Michael Skibbe als Chef) ging es für ihn zu Fortuna Köln - dort wurde Muhovic Co-Trainer von Thomas Stratos. Den jetzigen Verler Coach Alexander Ende kennt Thomas Stratos aus dessen Zeit bei Borussia Mönchengladbach. "Als die Verler in der Vorbereitung ein Testspiel gegen Alemannia Aachen hatten, haben wir anschließend zusammen gegessen", so Thomas Stratos. Da ist es nur logisch, dass Thomas Stratos sowohl den SC Verl, als auch die Arminia in dieser Saison aufmerksam verfolgt. Die Arminia hat er beim 1:1 gegen Regensburg live auf der Alm gesehen, den Sportclub beim 0:0 gegen Unterhaching. "Ich sehe beide Mannschaften auf Augenhöhe und erwarte sie am Ende der Saison zwischen den Plätzen 5 und 10", sagt Stratos. Die Verler Mannschaft sei gefestigter und auf dem Platz präsenter, während die Arminia ja lange am Kader hätte basteln müssen. "Da ist es verständlich, dass es dann länger dauert. Mitch Kniat hatte die gleiche Situation vor einem Jahr in Verl. Auch da hatte er Anfangsprobleme, dann aber seinen Plan umgesetzt - und es hat funktioniert. Dass es jetzt noch Höhen und Tiefen gibt, ist normal. Die vielen unterschiedlichen Charaktere müssen zusammenfinden, erst dann bekommst du die Sicherheit auf den Platz". Dass dies gelingen wird, ist für Thomas Stratos unstrittig. "Die Vorstellungen der Fans sind andere als die Gegebenheiten. Arminia wird eine normale Saison haben, da bin ich mir zu 100 Prozent sicher. Dann kann man etwas aufbauen. Ich glaube, dass Mitch dafür der Richtige ist. Ich sehe seine Ideen, die er umsetzt." Stratos' Tipp für das Spiel am Dienstag Der Verler Trainer Alexander Ende mache es mit seiner attraktiven Spielphilosophie ähnlich "und auch gut", der SC Verl als Verein mit seinen Mitteln sogar "sehr gut". Die 3. Liga sei für den Sportclub ein riesiger Erfolg. Die Arminia sieht Thomas Stratos mittelfristig hingegen wieder unter den 23 besten Mannschaften in Deutschland. "Das ist ähnlich wie beim VfL Bochum. Du kannst immer mal ein paar Jahre 1. Liga spielen. Aber wenn es runter geht, dann musst du in der 2. Liga zumindest vorne mit dabei sein." Das Duell am Dienstag wird Thomas Stratos aus privaten Gründen nicht live in der Sportclub-Arena verfolgen können, an diesem Tag geht die Familie vor. Er tippt auf ein 1:1. So wie vor etwas mehr als 28 Jahren. Damit würde sich der Kreis schließen.

Meistgelesen